Gibt China die E-Mobilität auf?
Während die Elektromobilität in Deutschland kaum aus den Startlöchern kommt, hat sich in China ein Markt für E-Mobile entwickelt, dessen staatliche Förderung jetzt offensichtlich ausläuft
Haben die deutschen Hersteller, die in China E-Mobile bauen und dieses Marktsegment gegen wachsende einheimische Konkurrenz weiter bedienen müssen, um den Marktzugang im Reich der Mitte nicht zu verlieren, wirklich auf das falsche Pferd gesetzt? Ein Artikel im Focus Mitte Dezember 2019 legte dies nahe.
Man beruft sich bei diesem Artikel auf Aussagen der JSC (Shanghai) Automotive Consulting Co., Ltd.. Die In Stuttgart und Shanghai angesiedelte Unternehmensberatung, die sich als Spezialist für den chinesischen Automarkt bezeichnet, sieht die deutschen Hersteller, die in China auf Elektrofahrzeuge setzen, auf dem Holzweg, denn China beabsichtige, die Förderung von batterieelektrischen Automobilen zurückzufahren. Das ist nun keineswegs neu und war auch grundsätzlich zu erwarten.
Auch werden die für die Hersteller vorgeschriebenen Verkaufsquoten von Elektrofahrzeugen beibehalten. Zudem hat China inzwischen bei den Elektrofahrzeugen einen Entwicklungsstand erreicht, den man im Bereich der Verbrennungsmotoren, wo man bislang zumeist auf Joint Ventures mit Herstellern aus Europa und den USA gesetzt hat, noch nicht erreicht hat.
Dass die Argumentation gegen die batterieelektrischen Fahrzeuge immer wieder zwischen der gefühlten Situation in China und den Erwartungen in Deutschland hin- und herspringt, macht sie dann doch nicht wirklich glaubhaft, sondern erscheint eher wie ein Versuch, der Verbrennungstechnologie einen Ausweg zu öffnen.
In der Effizienzsteigerung bei Verbrennungsmotoren hat Deutschland ja inzwischen unzweifelhaft deutliche Fortschritte erreicht. In der Praxis, werden die jedoch durch den Reboundeffekt der SUVs geradezu aufgefressen. Auch wenn der Transport pro Kilogramm bewegter Masse immer weniger Kraftstoff benötigt, sorgen die steigende Fahrzeuggröße und das damit verbundene steigende Fahrzeuggewicht dafür, dass der Verbrauch pro Fahrzeug nicht zurückgeht. Diese Entwicklung scheint zumindest in Deutschland nicht aufzuhalten zu sein.
Die Vorteile der E-Mobil-Förderung in China
Bei den E-Mobilen konnten chinesische Hersteller für längere Zeit in einem faktisch geschützten Markt arbeiten, weil kein ausländischer Hersteller Interesse an dieser Technik zeigte. Der Wettbewerb bestand somit in der Hauptsache zwischen den verschiedenen chinesischen Herstellern, die somit einen beachtlichen Vorsprung erzielt hatten, als der Gesetzgeber die Zulassungsbedingungen für Verbrenner verschärfte und die Flottenverbräuche, bzw. CO2-Ausstöße regulierte.
Die ausländischen Hersteller konnten für ihre Marken die vorgegebenen Ziele letztlich nur durch die Zusammenarbeit mit einheimischen E-Mobilherstellern erreichen, wenn sie das für eine eigene Entwicklung benötigte Kapital nicht von zuhause mitbringen wollten, was dann ja dauerhaft in China gebunden wäre, weil ein Export der in China erzielten Gewinne deutlich aufwendiger ist, als dies bei anderen Auslandsinvestitionen üblich ist.
Im Bereich der E-Mobile steuern die europäischen Partner zumeist ihre Marken bei und die Chinesen ihre Erfahrungen mit der elektrischen Ausrüstung. Wenn nun die chinesische Regierung davon ausgeht, dass der Förderanschub für die automobile Elektrotechnik ausreicht, da die einheimischen Batteriehersteller inzwischen auch ganz erfolgreich die Auslandsmärkte bedienen, kann man den Versuch unternehmen, mit Brennstoffzellenfahrzeugen einen weiteren Markt aufzubauen, der mit Ausnahme des eingesetzten Energiespeichers die gleichen elektrischen Komponenten einsetzt wie die batterieelektrischen Fahrzeuge.
Da die Brennstoffzellenfahrzeuge zur Betriebsunterstützung immer auch eine kleine Traktionsbatterie benötigen, ist das Batterie-Know-how auch in diesem Bereich nützlich. Wenn ausländischen Hersteller nach den Batterie- jetzt auch Brennstoffzellenfahrzeuge entwickeln wollen, werden sie sich vorkommen wie beim berühmten Wettlauf zwischen Hase und Igel. Bei den für den Bau von Brennstoffzellen benötigten Membranen hat China inzwischen ein faktisches Monopol, das kaum mehr auflösbar erscheint.
Dass die Subventionen für die batterieelektrischen Fahrzeuge nicht endlos fortgeschrieben würden, war von Anfang an bekannt. Und inzwischen hat die chinesische Regierung einen beträchtlichen Teil ihrer Ziele in diesem Teil der Mobilität erreicht. Ähnlich wie im Bereich der Smartphones schon fast erreicht, verfügt China inzwischen bei der E-Mobilität über komplette Lieferketten und die logistische Infrastruktur. Da die Entwicklung von Brennstoffzellenfahrzeugen noch deutlich zurückliegt, ist es kein Wunder, dass jetzt deren Entwicklung stärker in den Vordergrund drängt. Zudem ist deren Energieversorgung komplementär zu den Batteriefahrzeugen organisiert und verfügt über einfacher zu organisierende Speichermöglichkeiten als die Versorgung über Netzstrom.
Das könnte das Interesse an Brennstoffzellenfahrzeugen so sehr steigern, dass das Ziel, die Förderung dieser Technik schon 2021 auslaufen zu lassen, durchaus realistisch erscheint. Die Fördermodelle in China unterscheiden sich grundlegend von den deutschen Modellen, wird doch in China letztlich der Aufbau einer industriellen Infrastruktur gefördert, die dann einen entwickelten Markt versorgen kann, während die Förderung in Deutschland vielfach nur für ein kurzes Strohfeuer und zahlreiche Mitnahmeeffekte sorgt.
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