Giftige Algen – wachsende Gefahr in Meeren und Seen

Seite 2: Hauptursachen sind Klimawandel und Abholzung

Die wachsende Masse an Algen in der Karibik hängen mit Zerstörung der Regenwälder am Amazonas und am Kongo zusammen, glauben viele Experten. In beiden Flussbecken werde in großem Stil Wälder gerodet, um Landwirtschaft zu betreiben. Beide Flüsse münden in den Südatlantik, von dort strömt das Wasser in Richtung Karibik.

Außerdem gelangt eine große Menge an Dünger und erodierten Böden über die Flüsse ins Meer. Gleichzeitig erwärme sich dieses immer weiter. All das lässt das die Algen kräftig wachsen. Das wirkt sich auch auf die menschliche Gesundheit aus: Algenblüten akkumulieren bestimmte Metalle, zum Beispiel Arsen. Verwesen die Algen am Strand, werden die Inhalts- und damit die Giftstoffe freigesetzt, erklärt Algenforscher Florian Weinberger gegenüber dem SWR.

Dies kann zu Hautreizungen, Ausschlag und schweren grippeähnlichen Symptomen führen. Die einzelligen Mikroalgen wiederum können Nervengifte freisetzen. Die Gifte reichern sich zudem in Fischen, Muscheln oder Krabben an, die sich von den Algen ernähren. Der Verzehr der kontaminierten Meerestiere kann zu Lähmungen führen und auch tödlich sein.

Solche Algenblüten treten zum Beispiel seit Jahren vermehrt vor der Küste Alaskas auf. Unter Algenblüten leidet Australien oder die Bretagne. Bereits seit 30 Jahren werden hier an vielen Stränden Grünalgen mit dem Namen "Ulva armoricana" angespült. Verwesen sie in Sand und Schlick, entsteht hochgiftiger Schwefelwasserstoff. Hunde, Wildschweine, ein Pferd und sogar Menschen sollen daran gestorben sein.

Blaualgen in deutschen Binnengewässern

Von den Blaualgen (Cyanobakterien) existieren rund tausend verschiedene Gattungen. Neben sogenannten planktischen Arten, die frei im Wasser schwimmen, besiedeln benthische Cyanobakterien den Seegrund. Die blaugrünen, gelben, rötlich-braunen oder violetten Algen produzieren durch Photosynthese Sauerstoff. Einige Arten erzeugen auch gesundheitsschädliche Gifte.

Von den 40 bekannten Arten kommen etwa ein Dutzend in Deutschland vor. Laut Umweltbundesamt wurden deutschlandweit 84 Mal Badegewässer wegen Blaualgenwarnung gesperrt. Auch in diesem Jahr waren bundesweit Seen, etwa in Brandenburg, Niedersachsen, NRW und Bayern betroffen. Als Ursache werden steigende Temperaturen genannt, die das Auftreten giftiger Arten fördern. Blaualgen sind normalerweise harmlos. Erst wenn sie sich stark vermehren, können einige Arten giftig sein.

Bei Kontakt mit der Haut kann diese gereizt reagieren, auch Übelkeit, Erbrechen, Durchfall oder Atemnot sind möglich. In den Binnengewässern führt ein hoher Nährstoffgehalt – zum Beispiel durch Abwässer mit Waschmittelrückständen zu deren Vermehrung. Sterben die Massen von Blaualgen ab, werden Bakterien abgebaut und eine große Menge Sauerstoff verbraucht. Wegen des Sauerstoffmangels kann es zu einem Fischsterben kommen.

Kombiniert mit steigender Wassertemperatur können Blaualgen, welche grüne Schlieren unter der Wasseroberfläche bilden, rasant wachsen. Normalerweise tauchen sie erst im Spätsommer auf. Am Bordesholmer See und am Wittensee im Landkreis Rendsburg-Eckernförde wurden sie in diesem Jahr jedoch bereits Anfang Juni gesichtet.

Als Grund für das frühe Auftreten wird die intensive Sonneneinstrahlung der vorausgegangenen Wochen genannt. Mit zunehmender Zahl an Sonnentagen erreicht nun auch mehr Licht den tiefen Seegrund. Weil ihr Gift sie vor schädlicher UV-Strahlung schützt, sind die giftigen Arten im Vorteil.