Glock: Der Hype um die Pistole aus Österreich

Seite 3: Glock und die Halbwelt

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Der Film behandelt auch eine Kriminalgeschichte. Sowohl der ehemalige Glock-Mitarbeiter Paul Jannuzzo als auch Charles Ewert, genannt "Panama Charly", sehen sich als Opfer einer Verschwörung. Es scheint dabei um enorme Steuerhinterziehung zu gehen und mafiöse Verbindungen, die allen Beteiligten eine Omertà auferlegen, weswegen sich nur wenigen Aussteiger zu Wort melden. Der Film bietet aber nun deren Verschwörungshypothesen nicht konkret und ausführlich an. Warum? Weil die zu verrückt sind? Weil dies zu viel Raum eingenommen hätte?

Fritz Ofner: Wir haben sehr viel Recherche investiert, gerade auch in die Geschichte mit dem Mordanschlag an Gaston Glock in einer Luxemburger Parkgarage im Jahr 1999.

Das betrifft Charles Ewert.

Fritz Ofner: Genau. Da hat sich gezeigt, es gibt sehr viele offene Fragen zu dem Vorfall. Zum einen war es ein Prozess, der rein auf Indizien basiert hat, weil der vermeintliche Attentäter Jaques "Spartacus" Pêcheur zu keinem Zeitpunkt gesagt hat, dass er in der Parkgarage gewesen wäre, um Gaston Glock anzugreifen, sondern er sprach von einem Zufall, der ihn in die Garage geführt hat.

Kurze Nachfrage, Spartacus ist nun ausnahmsweise wirklich ein Künstlername, weil der ein Catcher war, oder?

Fritz Ofner: Ganz genau. Jaques "Spartacus" Pêcheur war ein ehemaliger französischer Fallschirmjäger und Profi-Wrestler. Der Name Spartacus kommt daher, dass er ein Stuntdouble für Kirk Douglas in dem Film "Spartacus" war und er den deswegen als Kampfnamen gewählt hat. Zum Zeitpunkt des Attentats war Spartacus bereits Ende sechzig und erlitt wäre dem Kampf mit Gaston Glock eine Herzattacke. Jaques Pêcheur war ein sehr guter Schütze, was von vielen Seiten bestätigt wird. Er hat als Privatdetektiv gearbeitet. Er hätte viele Möglichkeiten gehabt, Gaston Glock umzubringen, wenn er dies wirklich gewollt hätte.

Er hat ja auch einen Gummihammer für den Überfall benutzt, was seltsam ist.

Fritz Ofner: Sehr richtig, warum ein Gummihammer? Da sind wir auf viele Antworten gestoßen. Eine der Aussagen von Pêcheur, warum er sich in der Parkgarage aufhielt, war, er sei als privater Ermittler beauftragt worden von einem Kunden, Vorerhebungen zu machen zu einem Pädophilenring. In dieser Parkgarage würden Kinder übergeben werden. Den Gummihammer hatte er mit, dass, falls er erwischt wird, er eine Autoscheibe einschlagen kann, um damit einen Alarm auszulösen, damit er flüchten kann.

Einer der Hauptpunkte, weshalb die Verbindung zwischen Spartacus und Panama-Charly hergestellt werden konnte, war, dass eine Visitenkarte von Charles Ewert im Auto von Jaques Pêcheur am Beifahrersitz lag. Es gibt sehr viele Fragen, mit denen sich ein Geschworenengericht viele Jahre beschäftigt hat, das ist durch verschiedene Revisionen gegangen. Das Gericht ist zu dem Urteil gekommen, dass Charles Ewert diesen Mordanschlag in Auftrag gegeben hat. Wir können mit unseren beschränkten Mitteln 16 Jahre nach dem Vorfall das Ganze nicht aufklären.

Aber die Geschichte hat mich dennoch interessiert, weil sie einen guten Einblick in das Milieu des Waffenhandels gibt. Nach dem Motto: "Zeig mir deine Freunde und ich zeig dir wer du bist." Dies ist vor Gericht thematisiert worden und ab dem Moment wusste man über dieses Finanzgebaren Bescheid.

Das hatte dann aber dank Jörg Haider nicht allzu viele Konsequenzen.

Fritz Ofner: Genau, wenn man so will. Es ist schon viel geredet worden über die Verbindungen von Gaston Glock und der FPÖ und Jörg Haider. Was man zweifelsfrei behaupten kann, ist, dass der Aufstieg von Glock und der Aufstieg der FPÖ zum selben Zeitpunkt passierten. Es gibt nachweislich diverse Verbindungen zwischen Gaston Glock und der FPÖ und insbesondere Jörg Haider.

Wie kam George W. Bush zur Glock von Saddam Hussein?

In dem letzten Filmkapitel "Karma is a bitch", wird jener Soldat proträtiert der Saddam Hussein gefangengenommen und dessen Glock erbeutet hat. Er spricht verächtlich über den Krieg, seine individuelle Kriegstraumatisierung wird aber nicht konkret erläutert. Weshalb?

Fritz Ofner: Die große Schwierigkeit, wenn man einen Film schneidet, liegt darin, dass komplexe Geschichten auf Teile heruntergebrochen werden müssen, die in einer Gesamtdramaturgie einen Sinn ergeben. Im Fall des Soldaten, der Saddam Hussein festgenommen hat, ist die Geschichte viel unglaublicher, als sich dies in dem Film zeigen ließ.

Der Mann war Security im World-Trade-Center und hat den Terroranschlag am 11. September 2001 überlebt. Dann wurde er in den Irak geschickt und hat dort Saddam Hussein festgenommen. Das ist fast unglaublich, dass diese beiden Punkte in einer Biografie sind. Das mussten wir aber rausnehmen, weil sie den Rahmen der Erzählung gesprengt hätte. Auch hat er uns erzählt, dass er zum ersten Mal eine Glock verwendet hat im Alter von 14 Jahren, als er in einer Gang war. Das sind Aspekte, die wir im Schnitt rauslassen mussten, weil es zu viele Handlungsstränge waren. Aus dem Material hätte man drei oder vier Filme machen können.

Seine Äußerungen waren sehr beeindruckend und man hätte Lust gehabt mehr von ihm zu erfahren. Zum Beispiel, warum er sich so deutlich vom US-Militär distanziert. Zur Urkunde, die er von George W. Bush erhalten hatte, meinte er, es sei schade um die Bäume, die für dieses Papier gefällt wurden.

Fritz Ofner: Da mussten sehr schöne Aspekte weggelassen werden. Allein ihn zu finden war echte Detektivarbeit. Als ich gehört habe, dass George W. Bush die Glock-Pistole von Saddam Hussein gerahmt im Weißen Haus aufgehängt hat, dachte ich mir, ich würde gerne mit dem Soldaten sprechen, der Hussein festgenommen hat. In der Washington Post gab es einen Artikel über den Umgang mit den Veteranen und deren Posttraumatische Belastungsstörungen.

Da gab es ein kurzes Interview mit diesem Soldaten und ein dazu verlinktes Video, wo er über die Straße geht und im Hintergrund war ein Straßenname in der Bronx. Also wussten wir seinen Namen und den Straßennamen und dann haben wir in der Gegend an Haustüren geläutet. Bis wir endlich jemand gefunden haben, der ihn kannte und ihm eine Nachricht hinterlassen hat. Es hat Wochen gedauert, ihn zu finden, und dann hat sich herausgestellt, dass er seine Lebensgeschichte verkauft hat an eine Managerin. Von der brauchten wir dann erst eine Genehmigung. Er ist quasi obdachlos, hat Posttraumatische Belastungsstörung und hat seine Lebensgeschichte verkauft.

War das ein buy and bury? Also sollte die Veröffentlichung verhindert werden?

Fritz Ofner: Nein, das war eine Produzentin, die einen Heldenfilm aus ihm machen wollte. Dieser Hollywoodfilm ist aber nie vom Boden gekommen. Da er die Rechte an seiner Lebensgeschichte aber verkauft hat, darf niemand anderes diesen Film machen und er selbst nicht darüber sprechen, ohne nachzufragen.

Sind wir jetzt eigentlich in Gefahr, wenn wir so offen über Gaston Glock reden?

Fritz Ofner: Hmmm. Mit allem was ich sage, bemühe ich mich, dass das alles mit Zitaten zu belegen ist. [Pause] Ich habe nicht gewusst, ob der Film seine Premiere überleben wird. Wir haben einen Brief von Glocks Anwalt vor der Premiere erhalten, in dem die Herausgabe des Films gefordert wird und eine Liste mit allen Mitarbeitern am Film. Wir haben dann den Glock-Anwalt zur Premiere eingeladen und danach gab es keine Kommunikation mehr mit der Firma Glock. Das ist der Status quo.

Der Film ist medienrechtlich mehrmals geprüft worden. Wir haben allerhöchste Sorgfalt walten lassen. Alle medienrechtlichen Standards und die journalistische Sorgfaltspflicht wurden eingehalten und insofern bin ich guter Dinge, dass der Film auch weiterhin gezeigt werden kann.

Wann kommt er in die Kinos?

Fritz Ofner: In Österreich kommt er am 28.9.2018 ins Kino. In Deutschland ist die Filmpremiere am Filmfestival in Hof, auch Ende Oktober.

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