Google Chrome: Kartellbehörde verlangt Trennung vom Konzern
Muss Google seinen Browser Chrome verkaufen? US-Justizministerium verschärft Druck auf Tech-Giganten. Was bedeutet das für Millionen Nutzer?
Das US-Justizministerium (DOJ) verschärft den Ton gegenüber Google und will das Unternehmen nun zwingen, seinen beliebten Chrome-Browser zu verkaufen.
Wie aus Insiderkreisen verlautet, soll der zuständige Richter Amit Mehta auch Maßnahmen in Bezug auf Googles Aktivitäten im Bereich der Künstlichen Intelligenz (KI) und dem Smartphone-Betriebssystem Android anordnen.
Dies berichtet die US-Nachrichtenagentur Bloomberg unter Berufung auf mit der Sache vertraute Personen. Telepolis hatte schon im Oktober über den drohenden Kartellprozess und die Folgen für den Marktführer Google informiert.
Richter Mehta hatte den jüngsten Veröffentlichungen zufolge bereits im August befunden, dass Google seine marktbeherrschende Stellung im Bereich der Internetsuche illegal ausgenutzt hat.
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Google-Imperium vor dem Zerfall: Chrome und Android auf der Verkaufsliste
Indessen soll das US-Justizministerium am Mittwoch dieser Woche weitere Auflagen verlangen, darunter Datenlizenzierungsanforderungen und die Entkopplung von Android von anderen Google-Diensten wie der Suche und dem Play Store.
Sollte Richter Mehta den Vorschlägen zustimmen, könnte dies den Markt für Suchmaschinen und die boomende KI-Branche grundlegend verändern. Es wäre der aggressivste Versuch, ein Technologieunternehmen zu zerschlagen, seit der gescheiterten Zerschlagung von Microsoft vor zwei Jahrzehnten.
Für Chrome-Nutzer stellt sich die Frage, was ein Verkauf des Browsers für sie bedeuten würde. Google nutzt Chrome bisher, um Nutzerdaten zu sammeln und zielgerichtete Werbung auszuspielen. Zudem lenkt das Unternehmen über den Browser Nutzer zu seinem KI-Produkt Gemini. Ein neuer Eigentümer könnte hier andere Prioritäten setzen.
Google selbst sieht in den Plänen des DOJ eine "radikale Agenda", die weit über den Rahmen des Verfahrens hinausgehe. Vizepräsidentin Lee-Anne Mulholland warnte, dass ein Eingreifen der Regierung Verbraucher, Entwickler und die US-amerikanische technologische Führungsrolle schädigen würde.
Richter nimmt Exklusivverträge ins Visier
Hintergrund der Forderungen sind Exklusivverträge, die Google laut Richter Mehta illegal genutzt hat, um seine Monopolstellung bei der Internetsuche zu festigen.
Über Milliardenzahlungen an Unternehmen wie Apple und Samsung hat Google sichergestellt, dass seine Suchmaschine auf Smartphones und in Browsern als Standard gesetzt ist. Dadurch konnte der Konzern laut Mehta die Preise für Online-Werbung nach Belieben erhöhen.
US-Justiz greift in Markt ein
Das DOJ will mit den geforderten Maßnahmen für mehr Wettbewerb im Suchmaschinenmarkt sorgen. So soll Google verpflichtet werden, Suchergebnisse und -daten zu lizenzieren sowie Webseiten mehr Optionen zu geben, ihre Inhalte vor der Verwendung durch Google-KI-Produkte zu schützen. Auch eine stärkere Trennung von Android und anderen Google-Diensten steht im Raum.
Das Verfahren ist noch nicht abgeschlossen. Google hat bereits angekündigt, Berufung gegen die Entscheidung von Richter Mehta einzulegen. Im April soll es eine zweiwöchige Anhörung geben, in der über die konkreten Auflagen verhandelt wird. Mit einer endgültigen Entscheidung ist bis August 2025 zu rechnen.
Für Chrome-Nutzer bleibt abzuwarten, wie sich ein möglicher Verkauf des Browsers auf ihre Nutzererfahrung auswirken würde. Google betont, dass man sich weiterhin darauf konzentrieren werde, Produkte anzubieten, die Nutzern helfen und einfach zu bedienen sind.