Grenzenloses Wachstum im All: Obsessionen reicher Männer

Seite 2: Nischenprodukte aus dem All

Nach den fantastisch klingenden Ankündigungen folgt nun die Ernüchterung. Es gibt offenbar ein paar Nischenprodukte, für die es sich lohnen könnte, sie im All zu produzieren. Vielleicht:

Es gibt Medikamente, die kann man auf der Erde nicht gut produzieren. Und für die lohne es sich sicher irgendwann, Raumstationen mit echten Produktionsanlagen zu haben.

(Bayern 2 / Breitengrad)

Neben diesem speziellen Medikament werden auch besonders leistungsfähige Glasfaser-Produkte im Beitrag genannt. Hier aber gigantische Massenmärkte zu imaginieren - oder gar die Verlagerung der gesamten Industrie, wäre schon eine seltsame Interpretation auf Basis solcher Aussagen.

Was aber sehr wohl ein Wachstumsmarkt ist, ist der Markt für Raketen- und Satellitenanbieter, in dem sich inzwischen auch viele sogenannte Startups tummeln - auch hierzulande

Allerdings ist hier auch wieder fraglich, wie viele dieser Unternehmen, die mit Wagniskapital hochgejazzt werden, am Ende überleben. Praktisch alle dieser Unternehmen sind im Bereich von Satelliten oder Raketenstarts aktiv, also realen Branchen, in denen schon seit Jahrzehnten Umsätze und Gewinne generiert werden, und deren Produktion von Technologie auf der Erde stattfindet. Zum Thema der privaten Satellitenanbieter kommt in dem Beitrag der frühere Nasa-Chef Jim Bridenstine zu Wort: "Wir wollen auch eine Vielzahl von Anbietern, die miteinander im Preiswettbewerb stehen, im Bereich von Innovationen und im Bereich von Sicherheit", sagt er.

Erläutert wird das in dem Beitrag so:

Dahinter steckt ein strategisches Ziel: in den Anfängen war Raumfahrt ein staatliches Monopol, das in erster Linie Kosten verursachte. Die Rolle des Staates soll jetzt sein, die Strukturen und Bedingungen zu schaffen, dass sich ein Markt entwickeln kann.

(Bayern 2 / Breitengrad)

"Unser Gesamtziel ist unsere Aktivitäten im erdnahen Orbit zu kommerzialisieren."

(Ex-Nasa-Chef Jim Bridenstine)

An dieser Stelle wird auch die durch und durch kapitalistische Doktrin deutlich, die vor allem von den zitierten US-Weltraum-Apologeten gepredigt wird. Alles und jeder muss in diesem Weltbild dem Primat des menschengemachten Marktes unterworfen werden. Auch das Weltall soll sich dem nicht entziehen können. Hier scheint es sich um eine Art religiöses Prinzip zu handeln, dass den "freien Markt" und den Profit als zentrale Säulen des Glaubens definiert.

Im Rahmen dieses Glaubens ist all das, was vom Staat kommt, ineffizient und all das, was privat gemacht wird, effizient und visionär. Eine binäre Weltsicht, die natürlich so nicht der Realität entspricht. Das "staatliche Monopol" bei der Raumfahrt habe in erster Linie nur Kosten verursacht; aber Forschung und Wissenschaft sollen doch kein Geld einspielen! Die Politische Sichtweise des Autors scheint zu sein, dass alle menschlichen Aktivitäten auch Geld generieren müssten, um Sinn zu ergeben. Ganz im Sinne aktueller neoliberaler Wissenschaftspolitik, welche die Universitäten zu einer Vorstufe des Marktes, zu Spinoff-Agenturen degradieren möchte.

Weiter behandelt der Radio-Beitrag das Themenfeld Satellitenindustrie, aktuell sinkenden Kosten durch private Anbieter und neuartige Mini-Satelliten. In den nächsten Jahren kämen tausende Mini-Satelliten mit immer spezielleren Fähigkeiten hinzu - etwa so groß wie Mikrowellenherde. Bauern könnten damit einzelne Felder überwachen lassen, um richtig zu wässern und zu düngen.