Griechenland: Wahlkampf paradox

Seite 3: Tsipras' Pech und Pannen

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Zur absoluten PR Panne für Alexis Tsipras entwickelt sich sein vergangener Sommerurlaub. Der damalige Premier verbrachte den Sommer im nahe Athen gelegenen Cape Sounion in der Villa eines Unternehmers. Der Unternehmer, der sich auf die Haarverpflanzung zur Beseitigung von Glatzen spezialisiert hat, war davon so begeistert, dass er eine Reihe von Fotos auf Facebook postete.

Tsipras hat zudem Ärger mit seinem Image, weil die Vergangenheit seines Vaters als für die Militärjunta von 1967 bis 1974 arbeitender, linientreuer Bauunternehmer ihn einholt. Der zurückgetretene Premier möchte aber punkten, indem er eine Teilnehmerin der griechischen Version von DSDS auf einen wählbaren Platz in der Kandidatenliste von Athen setzte.

Zumindest von der fiskalischen Front hat Tsipras zunächst Ruhe. Die Versendung der gepfefferten Zahlungsaufforderungen für die Immobiliensteuer wurde vom Finanzministerium zunächst zurückgestellt. Man möchte schließlich keine Wähler verschrecken.

Negativ für Tsipras ist aber auch noch, dass seine früheren Minister und jetzige Kandidaten in zahlreiche Fettnäpfchen treten. Tasia Christodoulopoulou hatte als frühere Immigrationsministerin zu den Flüchtlingen und der von diesen überfüllten Inseln nur als Antwort parat, dass sie die Aufregung nicht verstehe, schließlich würden die Flüchtlinge auf den Inseln für gehörigen Umsatz sorgen. Vom Chaos auf den Inseln, das durch den versagenden Staat verursacht wird, hat die Ministerin nach eigenen Angaben kaum etwas mitbekommen.

Wirtschaftsminister Giorgos Stathakis antwortete dagegen auf eine Frage nach der Dauer der Kapitalverkehrskontrollen, dass die Antwort davon abhänge, als was er antworten würde. Als Politiker würde er die baldige Beendigung versprechen, meinte er, als Wirtschaftswissenschaftler würde er dagegen sagen, dass jede Vorhersage über ein Ende nicht seriös sei, wenn nicht vorher die Banken rekapitalisiert werden. Bei so viel wirren Aussagen fällt es kaum ins Gewicht, dass Tsipras bei einer Wahlrede darum bat, endlich einmal zum ersten Mal regieren zu dürfen.

Den Vogel der politischen Aussagen schoss Alexis Mitropoulos ab. Der frühere Parlamentsvize von SYRIZA war durch Störfeuer aus den eigenen Reihen mit einem sechszehn Jahre alten, eigentlich ausgestandenen Skandal in Verbindung gebracht worden. Damit brachte man ihn um einen sicheren Listenplatz. Mitropoulos kämpfte wacker darum, auf den letzten, nie zur Wahl führenden Platz gesetzt zu werden. Kaum war dies amtlich bestätigt rief er die Griechen auf, die Kommunistische Partei zu wählen. Warum er dann trotzdem nominell kandidiere, wurde er gefragt. "Damit ich als Kandidat in den Parteiorganen von SYRIZA mitreden kann", lautete die Antwort.