Grippe- und Corona-Impfung am selben Tag: Riskant oder praktisch?

Bild zeigt Mann mit Pflaster auf nacktem Oberarm

In denselben Arm sollten beide Impfstoffe zumindest nicht. Symbolbild: Alexandra Koch / Pixabay Licence

RKI und Hausärzte schwören auf Doppelimpfung für Ältere und Vorerkrankte. Eine US-Studie soll die Empfehlung stützen. Ein Ergebnis war überraschend.

Das Robert-Koch-Institut (RKI) hält eine Doppelimpfung gegen Grippe und Corona für medizinisch unbedenklich – und kommt damit dem Hausärztinnen- und Hausärzteverband entgegen, der dieses Vorgehen sogar für begrüßenswert hält, um die Praxen zu entlasten. Die ständige Impfkommission (Stiko) hat dafür grünes Licht gegeben.

"Gemäß Empfehlung der Stiko muss zwischen Covid-19-Impfungen und der Verabreichung anderer sogenannter Totimpfstoffe kein Impfabstand von 14 Tagen mehr eingehalten werden", schreibt das RKI auf seiner Informationsseite. Als Totimpfstoffe werden alle Präparate bezeichnet, die tote, das heißt nicht mehr reproduktionsfähige Krankheitserreger oder Bestandteile davon enthalten.

Die Impfungen könnten gleichzeitig verabreicht werden, allerdings laut RKI nicht in denselben Arm: "Die Injektion soll aber jeweils an unterschiedlichen Gliedmaßen erfolgen", schreibt das Institut.

Vorübergehende Impfreaktionen: Damit ist zu rechnen

Vor einer Doppelimpfung sollte allerdings darüber aufgeklärt werden, dass es zu "vermehrten vorübergehenden lokalen und systemischen Impfreaktionen" kommen könne. Als lokale Reaktionen werden Schmerzen, Schwellungen oder Rötungen an der Einstichstelle bezeichnet. Zu systemischen Reaktionen werden Schwellungen der Lymphknoten, Fieber oder Ausschlag gezählt.

In den USA hatte eine Beobachtungsstudie ergeben, dass die Doppelimpfung zu mehr Reaktionen führen könne, der kausale Zusammenhang konnte dabei aber nicht aufgeklärt werden.

Klinische Vergleichsstudie mit Fake-Spritzen

Damit befassten sich im Anschluss Forschende des Human Vaccine Institutes der Duke University in North Carolina – in einer klinischen Studie zu der Frage, ob und wie sich Sicherheit und gesundheitliche Folgen bei gleichzeitig oder nacheinander verabreichten Grippe- und Corona-Vakzinen unterscheiden.

Für leichte Impfreaktionen wurde ein Beobachtungszeitraum von sieben Tagen festgelegt, für schwere Nebenwirkungen einer von 121 Tagen. Laut einem Bericht des Magazins Time wurden dafür 335 teilnehmende Männern und Frauen per Los in zwei Gruppen eingeteilt. Gruppe A bekam die beiden Impfungen auf einmal, Gruppe B im Abstand von ein bis zwei Wochen. Gegen Covid-19 wurden dabei die mRNA-Impfstoffe von Biontech und Moderna eingesetzt.

Auch Teilnehmer der Gruppe B erhielten bei ihrem ersten Impftermin zwei Spritzen, allerdings war eine davon mit einem Scheinimpfstoff gefüllt. Die Testpersonen beider Gruppen sollten damit rechnen, dass sie eventuell verstärkte Impfreaktionen oder Nebenwirkungen zu spüren bekämen. Beim zweiten Termin erhielten dann Gruppe A einen Scheinimpfstoff.

Kein Teilnehmer brauchte wegen Impfreaktion ärztliche Hilfe

Trotz der doppelten Herausforderung für das Immunsystem litten Teilnehmer der Gruppe A in der Woche danach nicht häufiger oder stärker unter akuten Nebenwirkungen. In beiden Gruppen bemerkte etwa jeder Vierte Symptome wie Fieber, Schüttelfrost, Muskel- oder Gelenkschmerzen. Unerwartet waren diese Symptome bei den mit Abstand Geimpften sogar etwas häufiger, wenn auch nicht in statistisch signifikantem Ausmaß.

"Kein Teilnehmer hat wegen einer Reaktion ärztliche Hilfe suchen müssen", schrieb das verantwortliche Forschungsteam.

Die Studienergebnisse sprechen demnach für die gleichzeitige Verabreichung dieser Impfstoffe. Die Ständige Impfkommission am RKI empfiehlt die Grippeimpfung für alle Personen ab 60 Jahren sowie für Schwangere, Pflegende und Menschen mit Vorerkrankungen. Die Auffrischungsempfehlung gegen Corona gilt ebenfalls für Personen ab 60 Jahren sowie Erwachsene mit Vorerkrankungen.