Großbritannien zeigt, wohin die Inflationsreise geht

Seite 4: Geld zur Umverteilung?

Um real Geld zur Umverteilung zu haben, müsste es endlich dort abgeschöpft werden, wo es sich in großen Mengen befindet. So zum Beispiel derzeit bei Energiekonzernen, deren Gewinne extrem gestiegen sind. In Großbritannien wird gerade eine "windfall tax" auf den Weg gebracht, um Sondergewinne, sogenannte "windfall profits" abzuschöpfen.

Das sind Gewinne im Milliardenumfang, die auf die Konzerne herabregnen, ohne dass sie dafür etwas getan hätten. Zusatzgewinne von Öl- und Gaskonzernen sollen mit 25 Prozent extra besteuert werden könnten, womit fünf Milliarden Pfund an zusätzlichen Einnahmen in die Kassen gespült werden sollen.

Damit folgt Großbritannien Italien, wo eine solche Steuer auch der konservative Draghi ab November einführen will. Sinnvoller wäre es allerdings, das absurde Tarifmodell zu verändern, das solche Profite erst ermöglicht, statt nur ein Viertel der Sondergewinne daraus abzuschöpfen. Dazu müsste auch endlich gegen Spekulation vorgegangen werden, mit denen die Energiepreise auch in die Höhe getrieben werden.

Was die Gefahr einer Lohn-Preis-Spirale angeht, so tritt Ines Schwerdtner der herbeigeredeten Gefahr im Freitag entgegen. Sie bezieht sich auf eine Studie des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung, wonach zum Beispiel die Mindestlohnerhöhung kaum Auswirkung auf die Inflation habe.

Und wie der Ökonom Marcel Fratzscher betont, ist eine drohende Stagflation aufgrund der Lohnerhöhungen ein Mythos. Bereits in den Siebzigerjahren habe der Ölpreisschock die Inflation zwar angetrieben, die steigenden Löhne hätten der wirtschaftlichen Lage aber nicht nachhaltig geschadet. Vielmehr hätten die Lohnerhöhungen die Wirtschaft durch die erhöhte Kaufkraft der Menschen sogar stabilisiert. Es ist also auch aus Unternehmersicht durchaus sinnvoll, sich nicht gegen Lohnerhöhungen zu stellen.

Der Freitag

Allerdings springt auch sie, was die Sondergewinne angeht, viel zu kurz. Sie fordert nicht, dass die unterbunden werden sollen, da sie massiv Kaufkraft von den Verbrauchern abzieht, sondern auch sie befürwortet nur eine "Übergewinnsteuer" wie in Großbritannien und Italien.