Habeck: Kampfansage an die Klimaschutz-Bewegung

Seite 2: War es der Klimawandel?

Inwiefern "Ian" mit dem Klimawandel in Verbindung steht, wird in den nächsten Wochen voraussichtlich die Attributions-Forschung ermitteln. Diese besteht vereinfacht ausgedrückt darin, Klimamodelle ohne die in der Atmosphäre in den letzten 150 Jahren angereicherten Treibhausgase durchzurechnen und zu ermitteln, wie wahrscheinlich ein bestimmtes Extremereignis ist. Auch historische Wetteraufzeichnungen werden in diesem Zusammenhang analysiert.

Die schweren Überschwemmungen in Pakistan, die dort diesen Sommer erhebliche Teile der Ernte zerstört, rund 1500 Menschen getötet und Hunderttausende obdachlos gemacht haben, sind inzwischen von den Klimawissenschaftlern auf einen Zusammenhang mit den Klimaveränderungen untersucht worden.

Das Ergebnis: Insbesondere die extremen Niederschläge, wie sie in diesem Sommer in Pakistan beobachtet wurden, stehen im Zusammenhang mit der Erwärmung und werden weiter zunehmen, wenn diese nicht gestoppt wird. Die besondere Häufung der extremen Niederschläge, die im Sommer ebenfalls beobachtet wurde, ist schwieriger zuzuordnen, da der Monsun in Pakistan extrem variabel ist.

Jedenfalls hat sich das Land noch lange nicht von den Folgen der Katastrophe erholt, die für das hoch verschuldete Pakistan eine enorme Belastung darstellen. 750.000 Rinder, Schafe, Ziegen und ähnliches wurden getötet, 1460 Krankenhäuser und Gesundheitszentren, 6700 Kilometer Straßen und 269 Brücken zerstört, fast 20.000 Schulen beschädigt.

Gemessen an der Wirtschaftskraft sind dagegen die Schäden, die "Ian" vergangene Woche in den USA anrichtete, geringer, aber der Verlust von Freunden, Angehörigen und Nachbarn ist immer traumatisch, und in allen Ländern sind es besonders die Ärmsten, die am meisten zu leiden haben. Sei es, dass sie an ungeschützten Orten leben müssen, dass sie keine Reserven haben oder mit den Folgen der Katastrophen allein gelassen werden.

Geschenke für Black Rock

Doch von derlei wollen die grünen Ministerinnen und Minister offensichtlich nichts mehr wissen. Im Schatten des Ukrainekriegs und weil man auf einmal Hals über Kopf aus dem russischen Erdgas aussteigen will, wird eine Rolle rückwärts in der Klimapolitik hingelegt.

Natürlich ist ein Ausstieg aus dem Erdgas auch für das Klima sinnvoll, wenn man mehr täte, als nur den Lieferanten auszuwechseln. Man könnte ja auch darüber nachdenken, bestimmte Verwendungen wie etwa die Plastikproduktion (siehe Gaskrise: Warum die Einkaufstour ohne Moral nicht alternativlos ist) einzuschränken.

Oder man könnte, was die Stromversorgung angeht, hierzulande schauen, wo sich kurzfristig Strom einsparen ließe – ein Kandidat hierfür könnte die Aluminiumproduktion sein, ein anderer die Kühlung von verglasten Bürotürmen. Wenn die Versorgungssicherheit tatsächlich in Gefahr ist, sollte auch mit den französischen Nachbarn Einsparungs- und Rationierungsoptionen besprochen werden, denn schließlich sind dessen unzuverlässige Atomkraftwerke letztlich der Grund, weshalb hierzulande AKW länger laufen und Kohlekraftwerke aus der Reserve geholt werden.

Doch nichts von all dem geschieht. Stattdessen wird für RWE der rote Teppich ausgerollt. Derzeit laufen die Geschäfte für den Konzern besonders prächtig. Für 2022 wird mit einem Vorsteuergewinn von fünf bis 5,5 Milliarden Euro gerechnet. Der Grund: Gaspreis und französische Pannen-AKW treiben den Strompreis an der Börse in die Höhe, wovon die günstig arbeitenden Braunkohlekraftwerke im besonderen Maße profitieren.

RWE ist übrigens im Besitz einer Vielzahl von Privatpersonen und institutionellen Anlegern. Größter Eigner ist nach Angaben des Konzerns der US-amerikanische Vermögensverwalter Black Rock, der sieben Prozent der Anteile hält. Nur 23 Prozent der Aktien werden noch von inländischen Institutionen gehalten, darunter einer Reihe von nordrhein-westfälischen Kommunen. Die Zeiten, in denen diese die Mehrheit an dem Unternehmen und seinen Vorläufern hielten, sind allerdings lange vorbei. Die Verflechtung des Konzerns mit der nordrhein-westfälischen Landespolitik ist aber nach wie vor eng, wie Lobbypedia akribisch recherchiert hat.

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