Halbdeutsch
Seit nun 23 Jahren - die Hälfte meines Lebens - bin ich in Deutschland, zunehmend gerne. Diese Aussage würde manchen wundern, der mich damals kannte. Wer hat sich geändert: ich, Deutschland - oder beide?
Als der Tag sich näherte, an dem ich die Hälfte meines Lebens in Deutschland verbracht haben würde, begann ich, "Die Tagesschau vor 20 Jahren" regelmäßig zu schauen. Damals wurde gefühlt so oft über Tennis wie über Fußball berichtet, selbst wenn weder Boris noch Steffi spielten. Die Linke hieß noch PDS und die FDP die "Partei derjenigen, die es nicht verdient haben, mit dem Klassenkampfbegriff 'Besserverdienende' belegt zu werden". Was sagen Sie? Ich beliebe zu scherzen? Aber nein, sehen Sie doch selbst!
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Die FDP sprach sich damals allerdings auch stark gegen den um sich greifenden Fremdenhass aus. Im Rückblick ist es in der Tat geradezu erschreckend zu sehen, wie oft (fast jeden Abend) über einen Anschlag berichtet wurde. Manches, was es damals in die Tagesschau geschafft hat, ist im Internet nicht oder kaum zu finden.
Ich überfalle Sie ungerne mit Gruselgeschichten in Ihrer Kaffeepause. Dennoch sollten solche Überfälle online belegt sein. Außerdem sind sie gute Beispiele dafür, wie das Land sich geändert hat; heutige Debatten über Asylbewerber und den Zustrom von Migranten aus dem Osten werden von Ausschreitungen wie die drei unten nicht begleitet - ein Fortschritt. Trotzdem: hier drei virtuelle Stolpersteine für einige Opfer aus 1994:
- Der Brand an einem deutsch-türkischen Kindergarten in Siegburg, Mai 1994
- Ein Anschlag auf den deutsch-türkischen Verein in Bremen im Juni desselben Jahres
- Der an einem See verbrannte Türke bei Bergisch-Gladbach (immerhin einmal zu finden)
Und doch kann ich mich erinnern, dass mich diese Ausschreitungen nicht beunruhigt haben. Schließlich komme ich ja selbst nicht gerade aus einem gewaltlosen Land (Selbst ist die Justiz). Ich ahnte wohl damals schon, was ich mittlerweile in Worte fassen kann: Deutschland ist ein erwachsenes Land.
So gab man in der Politik und in den Medien den radikalen Kräften keine Plattform. Und auf den Straßen bildeten die Menschen Lichterketten. Letzteres fand ich allerdings in Teilen naiv. Dazu später mehr, aber zuerst möchte ich von dem Augenblick erzählen, als ich feststellte, dass ich dieses Land wirklich mag.
Es war Anfang 2001. Die CDU hatte gerade Kanzler Schröder im Fahndungsprofil abgebildet, weil er seine Wahlversprechen nicht eingehalten habe. Das Plakat störte mich nicht, viel Schlimmeres war in den USA gang und gäbe. So hat im Jahr 2000 George Bush Zettel in South Carolina verteilen lassen, auf denen stand, dass sein republikanischer Rivale John McCain ein uneheliches schwarzes Kind habe. Bush leugnete, etwas damit zu tun zu haben, gewann aber South Carolina und das Weiße Haus für die Republikaner. McCain heuerte 2008 den damaligen Berater von Bush an, als er mit Sarah Palin gegen Obama antrat. In den USA ist nichts unmöglich.
Doch fürs ZDF ging das CDU-Plakat viel zu weit. "Schlagen Sie nur noch unter die Gürtellinie?", fragte der Moderator, und der CDU-Sprecher murmelte etwas von Schröders Verlogenheit vor sich hin. "Aber ist dieses Plakat das neue Niveau, auf das Ihre Partei herabgesunken ist?", bohrte der Moderator weiter nach und ließ das Gespräch gar nicht mehr auf Schröder kommen.
Nach der Sendung saß ich verdutzt vor der Glotze. Was hatte sich da gerade der Fernsehjournalist erlaubt? Ich schaute danach die Nachrichten im ARD an, und siehe da: Man nahm das Plakat und dessen Sprecher komplett auseinander. Die CDU zog es am nächsten Tag zurück.
Langsam dämmerte es mir: So müssten Medien sein. So muss die Öffentlichkeit sein! Man verlangte einen gewissen Respekt vor dem Gegner, und zwar nicht wenig. Und ich ahnte, was ein Engländer später so formulieren würde: Deutschland ist ein erwachsenes Land ("Deutschland ist das derzeit erwachsenste Land der Welt").
Was heißt hier "erwachsen"?
Wie soll man aber den Grad des Erwachsenseins eines Landes überhaupt messen? Man kann es spielerisch angehen. In den englischsprachigen sozialen Medien sind z.B. Listen von deutschen Wörtern beliebt, die zwar kaum jemand kennt (geschweige denn nutzt: z.B. Rhababerbarbarabarbarbarenbartbarbierbierbarbärbel), aber irgendwie interessant klingen und aussehen. Viel erhellender sind dagegen die Begriffe, die fast jeder in den USA kennt, die aber kein deutsches Pendant haben:
- "hot-dog eating contest": Den Begriff gibt es nicht mal ansatzweise hierzulande (und wohl auch selten weltweit). Erwachsen ist es nicht. Manche Leute können doch so viel essen, beispielsweise diese.
- "Creationist": Sicher, es gibt auch in Deutschland Menschen, die glauben, die Erde sei vor 6.000 Jahren von Gott erschaffen worden, aber es gibt keine Debatte darüber, ob diese Weltanschauung auch in den Schulen gleichberechtigt neben der Evolution unterrichtet werden sollte. Fakten pflegt man hierzulande zu akzeptieren. Auch die unangenehmen. ("Nur ein Amerikaner konnte 'An inconvenient truth' schreiben", haben mir mehrere deutsche Klimaforscher mittlerweile gesagt. Eben weil das alles hier weitestgehend akzeptiert ist.)
- "hate radio": Figuren wie Rush Limbaugh sucht man im deutschen Radio vergeblich. Das haben wir hinter uns.
- "pundit": Einer, der seine Meinung sagt und davon lebt (nur in den Medien, nicht zu verwechseln mit einem Berater). Allerdings liegen pundits oft daneben. Deutschland hat nur Journalisten und Intellektuelle (man denke an Thea Dorn oder Roger Willemsen). Eine der wenigen deutschen Wikipedia-Seiten, die kein Äquivalent im Deutschen haben, ist der Eintrag zu pundits. Weil wir Leute wie Bill O'Reilly in Deutschland gar nicht ins Fernsehen lassen (man stelle sich etwa Claus Kleber so vor).
- "grandfathering": Nun, das nennt sich auf Deutsch eigentlich Bestandsschutz. Bis man weiß, dass der Begriff auf Englisch geprägt wurde, als man schwere Prüfungen für Schwarze, die wählen wollten, einführte. Da man aber nicht offen zwischen Schwarzen und Weißen rechtlich unterscheiden wollte, sagte man, wessen Vorfahren (grandfathers) wählen dürften, darf immer noch wählen. Somit mussten nur die Nachkommen von Sklaven die Prüfung überhaupt bestehen.
- "loitering": Es ist in den USA verboten herumzustehen. (Hier wieder kein deutscher Wikipedia-Eintrag für loitering). Das "Vergehen" geht, wie der Historiker Douglas Blackmon in "Slavery by another name" eindrucksvoll zeigt , auf eine alte Praxis zurück, Schwarze zu verhaften, wenn sie nicht sagen können, warum sie gerade irgendwo stehen.
Vergangenheitsbewältigung bedeutet, dass man Lehren aus der Vergangenheit zieht. Dazu muss man zuerst die eigene Geschichte kennen (US-Boykott von Waren aus den nicht kriegswilligen Ländern?). Wenige Amerikaner kennen den Hintergrund von loitering und grandfathering. Sie ahnen aber, dass sie ihre eigene Geschichte verdrängen, glauben wohl deswegen, dass andere (auch die Deutschen) ihre Geschichte ebenfalls verdrängen. Skurriles Beispiel gefällig? US-Historiker, die von einem deutschen Historiker-Team abschreiben, behaupten, ihre Ergebnisse seien neu, und werfen den Deutschen Desinteresse am Holocaust vor.
In Deutschland (nein, mittlerweile europaweit) findet man Stolpersteine, die die Wohnungen von Naziopfern markieren. In den USA fehlen meistens Hinweise auf wichtige historische Stätten, wenn es unbequem wird. Dafür gibt es Bücher wie "Lies my teacher told me". Solche Verrisse von deutschen Schulbüchern sind mir nicht bekannt, wohl weil die deutsche Geschichte nicht in den Schulen verniedlicht wird. Einer der besten Essayisten in den USA ist Ta-Nehisi Coates, und der wäre in der deutschen Debatte undenkbar, weil die Deutschen ihre Geschichte nicht so konsequent falsch auslegen (Die Flucht der Weißen in den USA). In den USA wollen einflussreiche Schulbehörden "Nationalismus, Respekt vor Autoritäten und Ehrfurcht vor dem Markt" unterrichtet wissen.
Es ist nicht einfach, sich mit der eigenen Vergangenheit auseinander zu setzen. Wer es dennoch tut, gewinnt eine gewisse Reife. Man wird dabei eben etwas erwachsener.
Wieso denn naiv?
Und doch hat mich vor 23 Jahren gestört, mit welcher Leichtigkeit die Menschen in den Lichterketten gegen den Rassismus vorgingen. Aus "Alle Menschen sind Ausländer - überall" wurde bald "Alle Rassisten sind Arschlöcher - überall". Diese Leute behaupteten also, keine Rassisten zu sein.
In den USA ist niemand vor dem Vorwurf gefeit, Rassist zu sind. Ein Asiate (sprich: Amerikaner mit asiatischem Migrationshintergrund) kann einem Hispanic Rassismus vorwerfen, wenn letzterer unnötigerweise auf den Hintergrund des anderen hinweist.
Wie weit man in Deutschland von dieser Einsicht entfernt ist, erlebte ich damals oft, und daran hat sich nicht viel geändert. Als Aktivist für Bürgerprojekte in der Energiewende fühle ich mich als Teil einer Graswurzelbewegung, die die Menschen vor Ort einbinden will (ein konservativer Gedanke übrigens). Manche in dieser Bewegung empfinden mich aber weniger als dazugehörig denn als Betrachter von außen. So tauche ich in diesem Video als "amerikanischer Journalist" auf, nicht als ein weiteres Gründungsmitglied der Gruppe.
Ich sehe solche Sachen auch nie kommen. Als Elternvertreter an der Schule meiner Tochter leitete ich eine Diskussion per Email, in der das Mail-Volumen für eine Vertreterin zu viel wurde. Ich sagte ihr, wenn sie aus dem Thread raus wollte, würde ich ihr am Ende das Ergebnis zusammenfassen. Dann kam plötzlich folgende Nachricht von einer anderen Vertreterin:
jetzt mache ich mir ernstlich Sorgen über Dein Demokratieverständnis, verkneife mir aber noch Kommentare zu Deiner Nationalität…
Das sind Leute, die sich für aufgeklärt halten. Dass ich in den USA auf die Welt kam, bleibt für sie im Vordergrund. Wenn ich mit 69 zwei Drittel meines Lebens in Deutschland verbracht habe, werden mich viele immer noch für einen Amerikaner halten. Und damit werden sie wohl Recht behalten, denn der Amerikaner in mir wird nie verstehen, wieso jemand, der jahrzehntelang hier lebt, kein Deutscher sein soll.
Und jetzt der Selbsttest: Oben schrieb ich zu hate radio: "Das haben wir hinter uns." Haben Sie einen Augenblick dabei gezögert und sich gefragt, wer hier denn "wir" sind? Anfang der 90er sprach ich mit einem Deutschen in den USA über einen deutschen Künstler und ich verwies auf dessen Nähe zu den Nazis. Der Deutsche empörte sich, wie ich so über "seine" Geschichte herfalle. "Was hast du damit zu tun?", fragte ich zurück. Da fiel ihm nichts mehr ein.
Die Nazis waren schon damals auch meine Geschichte, unser aller Geschichte. Meine zweisprachigen Kinder, die bisher nur 30 Tage in den USA verbracht haben (und es liebten), haben nun die Nazi-Vergangenheit, die Sklaverei, die Befreiung Nazi-Deutschlands durch ein nach Rassen segregiertes US-Militär u.v.m. zu bewältigen. Sie haben es aber nicht zu verantworten.
Fast kein lebender Deutscher ist für die Gräueltaten des Zweiten Weltkriegs verantwortlich, und niemand sollte sich für etwas schämen, was er oder sie gar nicht getan hat.
Der israelisch-amerikanische Autor Tuvia Tenenbom
Das Land ändert sich noch
Die Deutschen müssen unangebrachte Verweise auf die Nazi-Zeit immer noch ertragen, und sie haben es seit langem durchaus auch mit Anstand und Geduld getan. Weiter so. Franz Beckenbauers unerträgliches "Deutschland wird auf Jahre hinaus unbesiegbar sein" ist dem fairen, beherzten Spiel von Jogi Löw gewichen - und das ist gut so. In den 90ern war ich kein Fan der Nationalelf. 2014 war ich das. (Trotzdem erntet der Satz "Wir sind Weltmeister" aus meinem Mund oft Gelächter bei Freunden.)
Aber aufs Ganze betrachtet geht es in Deutschland ausgesprochen friedlich, immer noch verhältnismäßig gerecht und sehr viel toleranter zu als noch in den 90er-Jahren.
Dr. Navid Kermani, Rede im Bundestag
Die Neonazis hält man heute gut in Schach, und der letzte wirklich unschöne Wahlkampf war Roland Kochs in Hessen Ende der 90er (Video). Allerdings haben die Deutschen noch nicht ganz verinnerlicht, dass man sich nicht über Leute lustig macht für Dinge, für die sie nichts können. In den 90ern fanden meine Freunde Harald Schmidt irre witzig. Für mich war er ein lauer Erzähler von Polen- und Blondinenwitzen.
Zwanzig Jahre später ist das schlimmste Beispiel die heute-show, ein zweitklassiger Abklatsch von der genialen Daily Show. Dessen Host Jon Stewart holt seinen Black Correspondent rein, wenn er sich über Schwarze lustig machen will, die Women's Correspondent, wenn es um Frauen geht. Wenn er sich über die Juden hermachen will, erledigt er das selbst. Am lustigsten ist es, wenn man sich über sich selbst lustig macht, nicht über andere. Schlimm genug, dass Oliver Welke und das ZDF die Zeichen der Zeit nicht erkannt haben.
Und nun zu den Fragen, die viel zu viele von Ihnen beim Lesens des Titels und des Teasers oben gestellt haben.
Wie gefällt es dir bei uns?
Ganz gut, das meiste steht doch oben. (Aber was heißt hier "bei uns"?) Die Menschen sind generell freundlich, aufgeschlossen, und ehrlich. Das Land wird auch immer lockerer. Schaut man die alte Sendung "Raumpatrouille Orion", sieht man, wie steif die Deutschen in den 60ern waren. Man brüllte sich regelrecht an. Und dann schaue man sich die kurz danach gedrehte erste Staffel von Star Trek an. Ein freundlicher Ton, viel Humor. Von "Raumpatrouille" ist Deutschland heute weit entfernt. So was würde heute nicht mehr so gedreht.
Es hat sich aber was gedreht: Grillpartys vor dem Bundestag - davon sollten sich die vom Terror verängstigten Amis ein Stück abschneiden!
Gibt es (sonst) Sachen, die dich in Deutschland nerven?
Ja: Staumeldungen im Radio. Meine Kinder können es gar nicht mehr hören, wenn ich zurück ans Radio melde: "Diesen Stau zwischen Hamburg-Harburg und Buxtehude würden wir in den nächsten sechs Stunden nicht erreichen, wenn wir wollten, und bis dann hat er sich eh aufgelöst." Zu Hause höre ich seit 1994 kein Radio mehr. Was soll ich zu Hause mit Staumeldungen anfangen? Im Auto haben die meisten eh GPS, selbst in Handys.
Ach ja, da wäre noch der Kundendienst. Im Jahre 2000 zog ich in eine Wohnung ohne Starkstrom, aber mit Gasleitung für den Herd. Ein Gasherd musste her. Zum Glück gab es direkt gegenüber ein Weißwarengeschäft. Dort guckte mich die Inhaberin an und meinte grantig in bestem Badisch: "Sie kaufe eh nix." Der freundliche Elektriker von Badenova drehte mir 2004 die Sicherungen raus, als ich den Stromanbieter wechselte. Letztes Jahr arbeitete ich an einem internationalen Projekt in Bonn, und die ausländischen Mitarbeiter aus allen Kontinenten sagten mir, in keinem Land der Erde sei es so schwierig, einen Internetanschluss zu bekommen. Und zu guter Letzt: Ich habe dieses Jahr ISDN bei der Telekom gekündigt, und dieser Telefonterror ging los.
Aber immerhin: Anfang der 90er standen die Postbeamten noch hinter Panzerglas. Bei der Post sieht es heute freundlicher aus.
Und was vermisst du aus der Heimat?
Du meinst das Gefühl, dort angekommen zu sein, wo dein Herz aufgeht und du bleiben willst? Überfällt mich seit den 90ern bereits bei der Einreise im Frankfurter Flughafen, wenn die freundlichen deutschen Beamten meine Koffer eben nicht durchsuchen und keiner mir nach einer penetranten Fragerei sagt: "welcome home." Aber das meinst Du nicht. Du willst wissen, was ich aus den USA vermisse.
Ich kenne die USA nicht. Vor vier Jahren war ich zum ersten Mal in Neuengland. Kaum Gewürze auf den Meeresfrüchten. Was mich aber noch seltsam berührt, ist der zähfließende Akzent aus Mississippi (wo ich alle 12 Jahre zur Schule ging), und der komplett andere Akzent aus New Orleans (wo ich auf die Welt kam). Dort, wo dir ein Fremder seine Lebensgeschichte zwischen Tür und Angel erzählt. Ich höre diese Akzente hierzulande fast nie, aber sie sind ein Teil von mir (genauso wie gut gewürzte Fischsuppen). Es fehlt mir nicht, aber es erreicht das Kind in mir.
Und wie ein heimkehrender Deutscher neulich zutreffend sagte: "In jedem anderen zivilisierten Land bekommt man Leitungswasser."
Willst du nicht mehr nach Hause, uh, zurück in die USA?
Nur selten, wenn ich nachdenklich bin, frage ich mich, was ich hier in Deutschland zu suchen habe. Wenn ich sehe, wie die Menschen in den USA leiden; wie sich meine Freunde und Verwandten dort mit Problemen beschäftigen, die in Deutschland selten sind; wie dort alles so viel unfairer zu geht, dann denke ich, Craig, dein Kampf war in Mississippi und du bist weggelaufen.
Aber das passiert selten. Meistens gehe ich durch die Welt in Deutschland, schaue mir junge Menschen an, die perfekt Deutsch sprechen, aber nicht deutsch aussehen, und bin zuversichtlich, dass sie eine Zeit erleben werden, in der Deutsch keine Blutgruppe mehr ist. Und in der für sie die Frage "Woher kommt du?" (Antwort, z.B.: Leipzig) nicht mehr zur zweiten Frage führen muss: "Ja, aber woher kommst du eigentlich?"
Das erlebe ich vielleicht nicht mehr, aber das mit dem Glas Wasser, das kriegen wir doch hin, oder? Bis dahin ertrage ich diesen kleinen Nachteil und genieße sonst den schönen Alltag im vielleicht erwachsensten Land der Erde, das auch noch immer lockerer wird. Bis jetzt war die Reise in der deutschen Hälfte meines Lebens schön. Ich verbringe gerne die nächsten 23 Jahre hier, mit euch zusammen, in diesem Land, wenn Gott so will (und da rutscht mir wieder der Südstaatler raus).
Craig Morris (@PPchef) schreibt über die Energiewende bei http://energytransition.de/ und RenewablesInternational.net.