Hamburg: Nachtaktive Ordnungsmacht

Seite 2: Ohne Mampf kein Kampf

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Ein TV-Koch wurde zum Revoluzzer und meldet ein Protestcamp an: Der ehemalige RTL-II "Kochprofi" Ole Plogstedt meldete ein Camp in Altona an, wo er bis zum Ende des Gipfels höchstpersönlich den Kochlöffel schwingen will. Um der ganzen Wahrheit die Ehre zu geben: Plogstedt, Inhaber des Restaurants "Olsen" im Schanzenviertel, betreibt den Catering Service "Rote Gourmet Fraktion", mit dem er u.a. die Toten Hosen auf ihren Touren verköstigt. Das lässt darauf schließen, dass dem "Punk-Caterer" politische Teilhabe auch ansonsten nicht völlig fremd ist. Und tatsächlich wird er gelegentlich auch mal bei Recht-auf-Stadt- oder Anti-Nazi-Demonstrationen gesehen.

"Wenn wir in Hamburg schon Despoten, Diktatoren und korrupte Staatschefs zu einem unsinnigen Gipfel begrüßen, ist es mir als Hamburger wichtig, dass wir den demokratischen Protest dagegen auch mit offenen Armen empfangen. Gerade die Versorgung der Demonstrantinnen und Demonstranten ist mir als Koch ein Anliegen. Wer nicht schläft, wer nicht isst, der kann auch nicht protestieren", ist auf seiner Facebook-Seite zu lesen.

Innensenator Grote blieb jedoch hart: Camps ja, als Versammlungsorte, aber nicht zum Übernachten. Laut NDR erwartete der Innensenator Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) zur Lagebesprechung in Hamburg.

Nach allem, was am Abend zu hören war, gab es z. T. heftige Auseinandersetzungen um Camps an verschiedenen Orten in der Stadt. Verschiedene wurden als Versammlungsort gestattet, allerdings gut bewacht. Das Camp in Entenwerder wurde zunächst in eingeschränktem Maße geduldet, allerdings z. B. ein Küchenzelt verboten. Auf Facebook beklagen Attac-Aktivistinnen, dass Lebensmittel beschlagnahmt und Kekse in die "Gefahrenliste" aufgenommen wurden. Als ob die Teilnehmenden ausgehungert werden sollten. Aufgrund der andauernden Schikanen der Polizei wurde das Camp schließlich von den Veranstaltern aufgelöst.

In einem Camp in Altona wurden verschiedene Lebensmittel, u.a. Zwiebeln, auf dem Weg ins Camp beschlagnahmt: "Sprüche des Tages aus Camp-Altona: 'Die Polizei hat Leute gekesselt, die auf dem Parkplatz Zwiebeln holen wollten.' 10 min später: 'Kessel ist aufgelöst. Zwiebeln bleiben erstmal bei der Polizei. Auch das solle gerichtlich geklärt werden'". Laut Attac-Aktivist Tim konnte das Gemüse am Abend inzwischen wieder befreit werden, bzw. wurde von der Polizei freigegeben und den Protestierenden das Essen erlaubt.

Nachdem der Bundestagsabgeordnete der Partei DIE LINKE, der als parlamentarischer Beobachter in Altona vor Ort war, demonstrativ ein Zelt aufbaute und unter dem Motto "Kein Zelt ist illegal" Schlafgelegenheiten für alle forderte, duldet die Polizei 10 Schlafzelte. Nach Lage der Dinge wurde das von den Protestierenden als Erfolg gewertet.