Hedonismus im Klimawandel: Warum wir uns auf Verzicht einstellen sollten
Seite 3: Klimawandel trifft Menschen unterschiedlich hart
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Und das sind nur die vergleichsweise harmlosen Auswirkungen auf Freizeit und Erholung. Andere sind durch immer extremere Klimabedingungen in ihren Lebensgrundlagen bedroht, etwa Landwirt:innen, die ihre Felder nicht mehr bewässern können, oder Menschen, die bei extremer Hitze im Freien arbeiten müssen.
Dass die Erde durch den Klimawandel nicht unbewohnbar wird und Menschen auch unter veränderten Klimabedingungen in allen Klimazonen siedeln können, ist eine Behauptung, die an der Empirie scheitert. In Somalia starben 2022 nach WHO-Angaben etwa 43.000 Menschen, die Hälfte davon Kinder, an extremer Dürre, wie das ZDF berichtete.
Zwar wird nicht die ganze Erde unbewohnbar, aber die Regionen mit für Menschen eher lebensfeindlichen Bedingungen werden sich im Zuge der globalen Erwärmung vergrößern, was wiederum zu einer immer größeren Klimafluchtbewegung führen wird.
Nach einer kürzlich in der Fachzeitschrift Nature Sustainability publizierten Studie könnten bis zum Jahr 2100 rund 30 Prozent der Menschheit außerhalb der "menschlichen Klimanische" leben, also unter gemäßigten Bedingungen, die eine gewisse Bevölkerungsdichte erlauben.
Schon heute leben neun Prozent der Weltbevölkerung außerhalb dieser Nische. Dort ist es nicht nur etwas ungemütlicher, sondern: "Eine Exposition außerhalb der Nische könnte zu erhöhter Morbidität, Mortalität, Anpassung an den Ort des Geschehens oder Verdrängung (Abwanderung an einen anderen Ort) führen", so die Autor:innen.
Auch wenn Anpassung zum Teil als Möglichkeit gesehen wird, ist zu bedenken, dass der menschliche Organismus eine physische Grenze hat, nämlich die Feuchttemperatur TW von etwa 35 Grad (d.h. eine Temperatur von 40 Grad kombiniert mit einer Luftfeuchtigkeit von 75 Prozent). Unter diesen Bedingungen kann ein gesunder Mensch nur etwa sechs Stunden überleben.
In immer mehr Regionen der Tropen und Subtropen droht dieser Wert zeitweise überschritten zu werden. Anpassung ist dann nur noch insofern möglich, als klimatisierte Schutzräume für die Menschen geschaffen werden. Ein längerer Aufenthalt im Freien ist dann nicht mehr möglich.
Gerade arme Menschen haben nicht die Ressourcen, sich selbst ausreichend vor lebensfeindlichen Klimabedingungen zu schützen, d.h. dies wäre eine öffentliche Aufgabe, die von den jeweiligen Staaten übernommen werden müsste. Und auch hier sind es - mit Ausnahme der Ölstaaten am Arabischen Golf - meist die ärmeren Länder, die am stärksten von Extremwetterereignissen wie Hitzewellen, Stürmen oder Dürren betroffen sind.
Auch sie können ohne internationale Unterstützung oft nur unzureichende Anpassungsmaßnahmen an den Klimawandel leisten.
Ein kollektives "Wir" im Umgang mit der Klimakrise gibt es schon heute nicht. Während die einen bereits Verzicht üben, verschwenden die anderen weiter und zerstören damit zuerst die Lebensgrundlagen der Ärmsten.
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