Herr, unser Gott, bewahre uns vor der Impfpflicht!

Seite 2: Thesen zu konservativen und rechten Christen

1. Konservative und evangelikale Christen vertreten ein traditionelles Familienbild, kämpfen gegen die so genannte Gender-Ideologie, gegen eine angebliche Islamisierung Europas, und gegen die Abtreibung. Mit diesen Themen können sie Heimat in der rechten Szene finden.

2. Für viele konservative und evangelikale Christen ist Covid-19 ein Thema unter vielen, um Verschwörungsdenken zu zelebrieren, sich als Opfer darzustellen und in diesem Zusammenhang politischen Lobbyismus auf Basis einer konservativen Auslegung der Bibel zu betreiben.

3. Die Evangelikale Szene ist eine Minderheit und zudem von innerer Zersplitterung bedroht. Ihr Ziel ist die Mission. Dazu nutzt ein Teil der Szene Covid-19 aus, in beide Richtungen, als Leugner genauso wie als Unterstützer staatlicher Maßnahmen.

Anmerkung in eigener Sache: Der Ausgangspunkt für diese Untersuchung ist das konservative Christentum. Ich war früher eine christliche Fundamentalistin. Heute halte ich diese Glaubensrichtung, zumindest das evangelikale Christentum, für weder gut noch schlecht.

Allerdings halte ich sie für gefährdet, Objekt für Missbrauch oder besser Misshandlung zu werden, ebenso wie Sexualität gefährdet ist, Objekt für Vergewaltigung oder Kindesmisshandlung zu werden. Ich bemühe mich um wissenschaftliche und journalistische Aufrichtigkeit, wozu meiner Ansicht nach auch diese Einordnung meiner Person gehört.

Die Geschichte des konservativen Christentums

Man kann die konservativen und evangelikalen christlichen Aktivitäten historisch einordnen.

Die Bibel galt und gilt lange Zeit und vielerorts als Wort Gottes. Mit der Etablierung und Verfügbarkeit deutscher Übersetzung und dann mit der Aufklärung wurde sie vor allem im so genannten "Westen" kritischer gelesen.

Mit der Etablierung der Geschichtswissenschaften und den Vorläufern der Literaturwissenschaft setzte sich an den Hochschulen eine wissenschaftliche Theologie mit Bibelkritik durch, das bedeutet, man ging nicht mehr davon aus, dass zum Beispiel die fünf Bücher Mose von Mose, sondern im Laufe eines langen Zeitraumes von verschiedenen Autoren geschrieben wurden und hat dann versucht, diese Entstehungsgeschichte herauszufinden.

Zu diesem so genannten "liberalen Christentum" entstand eine Gegenbewegung. Beide Richtungen, die liberale, aber auch die konservative bzw. evangelikale - verfestigten sich und beide entwickelten sich weiter. Es gab eine wissenschaftliche Entwicklung: Akademische Theologie wurde an Universitäten gelehrt, und im evangelikalen Bereich entstanden mehr oder minder anspruchsvolle Hochschulen und kleine Bibelschulen.

Und es gab Entwicklungen in der Frömmigkeit: Im liberalen Christentum leerten sich die Kirchen und füllten sich die Karteikästen mit Karteileichen. Im konservativen Bereich gab es zum Beispiel Erweckungen (wenn sich größere Gruppen von Menschen bekehrten), Endzeiterwartungen (man erwartete die Wiederkunft Christi und die sofortige "Entrückung" der Gläubigen in den Himmel), es entstanden Freikirchen und die konservative Gemeinschaftsbewegung innerhalb der Landeskirche. Und so weiter.

Die Entwicklungen im konservativen Christentum waren oft Reaktionen, und zwar Gegenbewegungen auf gesellschaftliche Entwicklungen. Anfangs zielten sie vor allem nach innen, in ihre eigenen Kreise, und zumindest in Deutschland blieben sie lange unpolitisch.

Das hat sich geändert, und zwar in mehrfacher Beziehung.

Im Allgemeinen stuften die meisten Wissenschaftler lange Zeit Evangelikale als eher unpolitisch ein. Anders dagegen die Politikwissenschaftlerin Katja Guske, die über die Religionspolitik der Evangelikalen in Deutschland promoviert wurde.

In ihrer Dissertation (Guske 2013) äußert sie die Auffassung, "dass die evangelikale Bewegung politische Ziele verfolgt, diese äußert und durch Anschluss an das politische System versucht, diese durchzusetzen." (13, da noch These) Das kenne man so aus den USA.

Aber es gebe einen entscheidenden Unterschied zwischen Deutschland und den USA. Der betreffe das Verhältnis zwischen kirchlichen Organisationen und staatlichen Strukturen und bestehe darin, dass zwar beide politisch säkular sind, aber die Religion in zivilgesellschaftlicher Perspektive unterschiedliche Bedeutung habe.

Besonders die christliche Religion spiele in den USA in gesellschaftlichen Prozessen eine entscheidende Rolle, und Deutschland sei sie oft eine Größe unter anderem.

Im Besonderen wenden sich manche konservative Christen der politisch rechten Richtung zu.

Und so trafen sich am 6. Februar 2013 "im Gemeindesaal der Christuskirche in Oberursel 17 wahlberechtigte Bürger [...], um eine neue Partei in Deutschland ins Leben zu rufen", so steht es auf der Website der AfD.

Und am 20. Oktober 2014 veranstaltete die so genannte Pegida die erste Demonstration in Dresden. Der Name ist ein Akronym für "Patriotische Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes" und auf ihrer Website ist die Rede von einer "illegalen Völkerwanderung ab 2014, die durch die westeuropäischen Regierungen immer wieder befeuert wird", und dadurch "dulden wir auch die Ausbreitung des Islams im abendländisch-christlich geprägten Lebensraum, der unsere Werteordnung aus den Angeln gehoben hat."

Da steht auch, dass Corona eine "Scheinpandemie" sei.

Pegida definiert sich nicht als christlich, aber es gibt immer wieder Menschen, die auf ihr Christsein pochen und mitdemonstrieren. Zum Beispiel reckte beim PEGIDA "Weihnachtssingen" in Dresden am 16.12.2018 auf dem Theaterplatz jemand ein Schild "Dresdner Christen grüßen die PEGIDA" in die Höhe Eine simple Bildersuche etwa bei Google zeigt noch mehr Beispiele.

Schnittmenge: Christen – Rechte

Ein wahrscheinlich – hoffentlich – kleiner, aber sehr lautstarker Teil der konservativen Christen neigt nach rechts. Mehr dazu auf der kommenden Seite.