Hochwasserschutz und Survival-Tipps von Behörden: Preppen wird Mainstream

Symbolbild: Hochwasser in Neudietendorf

Alle Jahre wieder? Behörden und Politiker stimmen die Bevölkerung auf häufigere Überschwemmungen ein. Archivbild: Giorno2 /CC-BY-SA-3.0

Vorbereitungen für den Katastrophenfall: Worauf es bei Überschwemmungen ankommt und was zur gefährlichen Falle werden kann.

Sandsäcke zum Schutz des eigenen Hauses bereithalten; Kellerfenster wasserdicht machen. Aufgeladenes Handy und Powerbanks, Wertsachen, wichtige Dokumente und Lebensmittelvorräte in den oberen Etagen lagern – gerne auch Trinkwasservorräte für mehrere Tage, da Strom und Frischwasserversorgung ausfallen könnten.

Diese Ratschläge sowie praktische Verhaltenstipps für Hochwasserlagen erteilen dieser Tage Behörden und Risikoforscher in öffentlich-rechtlichen Sendern.

Prepper: Von der Subkultur zum neuen Normal?

Es ist noch nicht lange her, dass Vorbereitungen auf den Katastrophenfall für die breite Masse der Bevölkerung westlicher Länder kein Thema waren. Eine überschaubare Prepper-Szene, über die hin und wieder berichtet wurde, dachte dabei weniger an Ereignisse im Zusammenhang mit dem Klimawandel – vielmehr gab es Überschneidungen zum ultrarechten Milieu, das sich ab etwa 2015 auf bürgerkriegsähnliche Zustände durch Migration vorbereitete und zum Teil auch Waffen hortete.

So wurden Teile der Szene sogar Thema für die bayerische Zentralstelle zur Bekämpfung von Extremismus und Terrorismus (ZET) – deren Leiter betonte aber in einem Gespräch mit dem Bayerischen Rundfunk, dass dies nicht zu verallgemeinern sei: "Auch jemand, der sich in der Corona-Pandemie übermäßig mit Toilettenpapier und Essen eingedeckt hat, ist im Sinne des Begriffes schon ein Prepper." Die Wortherkunft ist schließlich "Be prepared" für "Sei bereit!"

Notvorräte und Wendepunkte im Katastrophenschutz

Insofern markierte die Corona-Krise einen Wendepunkt: Auch staatstreue "Normalos" fingen zeitweise an zu preppen. Wilde "Hamsterkäufe" führten kurzfristig zu Engpässen bei denjenigen, die sich zuerst nicht an dem Trend beteiligt hatten. Manche Drogeriemärkte gingen wegen der "Klopapierkrise" dazu über, die Kaufmengen zu begrenzen.

Im Zuge der Ukraine-Krise empfahl Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) im Frühjahr 2022 ganz offiziell das Anlegen von Notvorräten gemäß einer Checkliste, die das Bundesamt für Bevölkerungsschutz erstellt hatte. Dabei dachte sie nicht unbedingt an einen konventionellen Krieg auf deutschem Boden, sondern beispielsweise an "Cyberattacken auf kritische Infrastruktur", wie Faeser damals dem Handelsblatt sagte.

Hochwasser: Eine unterschätzte Gefahr

Die aktuellen Empfehlungen zum privaten Hochwasserschutz betreffen nicht alle Regionen gleichermaßen, sind dafür aber umso umfangreicher.

Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hat angesichts des neuen Jahrhunderthochwassers erklärt: "Es gibt keine Vollkasko-Versicherung gegen den Klimawandel. Extremwetter-Ereignisse werden zunehmen – und zwar auch in Bereichen, die bisher noch nie betroffen waren."

Kritisiert wird er in diesem Zusammenhang für ein mündliches Statement im Katastrophengebiet, wo er "Ereignisse, die es vorher nicht gab" mit den Worten kommentierte: "Damit konnte auch, oder hat keiner normalerweise gerechnet".

Während sich manche der Empfehlungen zur Vorsorge nur an Hausbesitzer richten – wie etwa der Abschluss einer Elementarversicherung – betreffen die Verhaltenstipps bei unmittelbarer Gefahr auch Mieterhaushalte und sämtliche Menschen, die sich im betroffenen Gebiet aufhalten. Um einzuschätzen, wie gefährdet der eigene Wohnort ist, gibt es Online-Risikokarten der Bundesanstalt für Gewässerkunde.

Wassermassen: Was tun, wenn es schnell gehen muss?

In gefährdeten Gebieten sollten Menschen grundsätzlich Warnmeldungen regelmäßig verfolgen und auf ein aufgeladenes Handy zurückgreifen können.

Um noch Wertsachen aus dem Keller oder das Auto aus der Tiefgarage zu holen, ist es bei einer beginnenden Überschwemmung zu spät – die Kraft der Wassermassen sei nicht zu unterschätzen, warnte am Sonntag Ursula Fuchs vom Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe im Gespräch mit der ARD. Möglicherweise gehen Kellertüren nicht mehr auf; auch Stromschläge sind möglich.

Strom und Wasser: Eine lebensgefährliche Kombination

Als Vorsorgemaßnahme wird wiederum Hausbesitzern empfohlen, Stromanschlusskästen nicht im Keller, sondern in oberen Stockwerken zu installieren. So ließe sich im Ernstfall der Strom abschalten, ohne in Lebensgefahr zu geraten.

Wer nicht zu Hause ist, sollte die Kraft der Wassermassen auch beim Überqueren von Straßen nicht unterschätzen. Knietief kann bereits viel zu tief sein, vor allem, wenn größere Gegenstände bei starker Strömung im Wasser schwimmen.