Überschwemmung in Russland: Entlädt sich der Volkszorn auch gegen Putin?
- Überschwemmung in Russland: Entlädt sich der Volkszorn auch gegen Putin?
- Misstrauen gegenüber den Behörden
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Nach Flutkatastrophe im Ural protestieren Hunderte gegen Krisenmanagement und rufen nach Putin. Kreml versucht, zu beruhigen. Könnte sich die Wut ausweiten?
Die Orenburg-Region gehört normalerweise nicht zu den Nachrichten-Hotspots in Russland. Hier an der Grenze zu Kasachstan ist nicht das allmählich auslaufende Uralgebirge, sondern der gleichnamige Fluss die Kontinentalgrenze zwischen Europa und Asien.
Sirenenalarm zur Evakuierung in einer Großstadt
Aufgeschreckt wurden die Bewohner der Gebietshauptstadt Orenburg, mit knapp 550.000 Einwohnern etwa so groß wie Nürnberg, am gestrigen Vormittag durch Sirenenalarm, der eine beginnende Evakuierung flussnaher Stadtviertel einleiten sollte.
Überraschend kam dieser für die Einheimischen nicht. Bereits seit einigen Tagen, als flussaufwärts in der Großstadt Orsk ein Hochwasserdamm mehrfach gebrochen war, verfolgten die Orenburger aufmerksam regionale Medien und beobachteten den allmählichen Anstieg des Uralspiegels auf einen Rekordwert für die letzten 1980-Jahre.
Rund 10.550 Häuser in der Region liegen nun in der zentralen Überschwemmungszone, 6.500 Menschen wurden bereits evakuiert, vier Menschen starben. Von den regionalen Behörden wurde bereits kurz nach dem Dammbruch der Ausnahmezustand beschlossen, was auch ein generelles Verbot von Demonstrationen und Kundgebungen einschloss.
Dennoch versammelten sich schon am 8. April mehrere Hundert Bewohner von Orsk zu einer damit illegalen Kundgebung, von der sie auch das harte russische Antiprotest-Regime nicht abhalten konnte.
Wut trieb Betroffene trotz Verbot auf die Straße
Zu groß war die aufgestaute Wut der Menschen vor allem auf die regionale Führung. Noch am 4. April hatte der Bürgermeister von Orsk erklärt, der Damm werde halten. Nur einen Tag später brach er ein und setzte die Altstadt der Stadt komplett unter Wasser.
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Der Unmut der Flutopfer war groß und so versammelten sie sich trotz aller persönlicher Gefahr bei einer Kundgebung. Auch nach der Aufforderung der Polizei, sich zu zerstreuen, blieben sie wütend vor Ort und riefen "Putin hilf uns" und in Richtung der regionalen Behörde "Schande".
Die anwesenden Polizisten wurden gefragt, warum sie sich am Ort der Kundgebung und nicht im Hochwassergebiet zur Verhinderung von Plünderungen befinden. Weiterhin forderte die Menge eine echte Untersuchung der Ursache des Dammbruchs.