Huawei-Bann: Britische 5G-Nutzer leiden, während Deutschland trickst
Huawei-Bann trifft Briten hart: 5G-Netz in London ist Europas schlechtestes. Deutschland umgeht Probleme durch Trickserei. Wie lange kann das gut gehen?
Droht die Serviceverschlechterung jetzt auch den deutschen Nutzern, falls sich die Politik hierzulande auch den US-Vorstellungen beugt?
Den Anfang des Huawei-Boykotts machten die USA, die ihren Netzbetreibern seit 2019 den Einbau von Komponenten der chinesischen Lieferanten Huawei und ZTE erst von der Förderung ausschlossen und dann verboten. Das wirkt sich in der Praxis kaum aus, weil überraschend viele Nutzer in den USA die Nutzung von 5G verweigern. 5G leidet in den USA zudem unter dem Frequenzkonflikt mit dem Luftverkehr.
Als Anfang 2021 die 5G-Bandbreiten im mittleren Frequenzbereich von 3,7 bis 3,98 Gigahertz an Mobilfunkunternehmen versteigert wurden, hat man übersehen, dass dadurch etwa Höhenmesser in Flugzeugen wie dem Modell Boeing 777 gestört werden könnten, die im Frequenzbereich zwischen 4,2 und 4,4 GHz arbeiten.
Aus Sicht der zuständige Behörde FAA liegen die Bereiche zu nah beieinander. Dadurch wird die Nutzung von 5G in den USA weiter eingeschränkt und der Ausschluss chinesischer Ausrüster noch weniger relevant.
Welche Länder wollen ohne chinesische Ausrüster auskommen?
Australien und Neuseeland untersagten schon im Jahr 2018 die Lieferung von Huawei-Ausrüstung für das 5G-Mobilfunknetz. Warum nur die Huawei-Komponenten für die 5G-Netze als Problem gesehen werden, nicht jedoch die Ausrüstung für die 4G-Netze, welche ebenfalls von chinesischen Ausrüstern stammen, ist bislang noch unbekannt.
Die größten Mobilfunknetzbetreiber in Singapur beauftragten Nokia und Ericsson statt Huawei mit dem Aufbau des 5G-Netzes. Japan schloss Ende 2018 die chinesischen Anbieter Huawei und ZTE aus Sicherheitsgründen lediglich von Regierungsaufträgen aus.
Neben den USA, wo 5G nur wenig Bedeutung hat, ist das Vereinigte Königreich als treuer Schüler der USA beim Verbot von chinesischen 5G-Komponenten vorgeprescht. Neue Komponenten von Huawei und ZTE durften seit 2020 in den britischen Netzen nicht mehr verbaut und bis 2027 sollen bereits verbaute Teile entfernt werden.
Welche Auswirkungen hat der Huawei-Ausbau auf den Britischen Inseln?
Das Vereinigte Königreich begann im Jahr 2020, Huawei-Geräte aus seinem Telefonnetz zu entfernen. Zu den nicht bedachten Konsequenzen zählte die Senkung des Serviceniveaus. Nachdem man Huawei aus dem Netz entfernt hatte, stellte man fest, dass die entstandene Lücke schwer zu schließen war, weil der Markt die benötigten Komponenten nicht anbot.
Lesen Sie auch
Huawei präsentiert weltweit erstes kommerzielles Smartphone mit zweifach faltbarem Display
Huawei vor mysteriöser Produktvorstellung: Spannung um KI-Halbleiter
Chinesische Firmen dominieren Europas Solarmarkt – auch dank innovativer KI-Technik
Huawei: Wie US-Sanktionen den chinesischen Tech-Riesen nur noch weiter gestärkt haben
Kampf zwischen USA und China: Experten sehen Huawei kurz vor Durchbruch bei Mikrochips
Das Internet- und Qualitätstestunternehmen MedUX bemerkte, dass das 5G-Netz in London das schlechteste in Europa sei, was man auf den zügigen Ausbau der Huawei-Komponenten zurückführte.
Deutschlands 5G-Netze bleiben dank Huawei schnell
Während die Briten unter dem Performanceverlust ihrer Mobilfunknetze zu leiden haben, hat man in Deutschland offensichtlich eine Lösung gefunden, indem man schlankweg behauptete, Huawei in Kürze aus den Netzen zu verbannen, ohne dies in der Praxis auch so umzusetzen.
Die Netzbetreiber in Deutschland konnten sich mit ihren Vorstellungen durchsetzen, dass keine einzige der von Huawei gelieferten Antenne ausgetauscht werden muss und auch in den nächsten Jahren Huawei-Antennen verbaut werden dürfen.
Die Hoffnungen von Ericsson, seinen Marktanteil in den deutschen Mobilfunknetzen zu steigern, haben sich mit der deutschen Lösung offensichtlich pulverisiert. Dieser Rückschlag für den schwedischen Anbieter im deutschen Markt sorgt auch in anderen Ländern für sinkende Umsätze.
Auch beim zweitgrößten Netzwerkanbieter, den zu großen Teilen auf Siemens zurückgehenden finnischen Nokia-Konzern, wurde ein beträchtlicher Teil an Netzwerk-Komponenten bislang von Foxconn Industrial Internet bezogen, die eine Beteiligung von Hon Hai in Taiwan sind, die an der Börse in Shanghai gehandelt wird. Um kein Risiko im Handel mit den USA einzugehen, hat Nokia die Handelsbeziehungen mit seinem chinesischen Zulieferer inzwischen zurückgefahren.
Praktisch alle Mobilfunkendgeräte werden in China montiert oder enthalten chinesische Teile
So viel Lärm um chinesische Teile in Mobilfunknetzen gemacht wurde, so wenig wurde wahrgenommen, dass praktisch alle Smartphones in China oder mit chinesischen Teilen zusammengebaut werden. Ein Sicherheitsproblem konnte bisher niemand erkennen.
Und dem Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) in Bonn ist bislang nicht einmal bekannt, ob es auf dem deutschen Privatkundenmarkt überhaupt noch Smartphones ohne chinesische Teile gibt.
Die ehemalige Siemens-Marke Gigaset in Bocholt baut zwar inzwischen die meisten ihrer Smartphones in Deutschland, ist aber längst fest in chinesischer Hand, auch wenn sie kurzzeitig insolvent war, weil sich der letzte Eigentümer mit anderen Investitionen verspekuliert hatte.
Apple hatte nie eine eigene Smartphone-Produktion und ließ seine Geräte von Hon Hai (Foxconn) in China fertigen. Eine Produktion in Indien kam nie über die Bedienung des lokalen Marktes hinaus.