IEA erwartet trotz Nachfrageboom in Asien globale Ölschwemme bis 2030

Symbolische Darstellung von Öltropfen mit Dollarzeichen vor Bohrtürmen

Ölförderkapazitäten übersteigen Nachfragewachstum bis 2030 deutlich, so die IEA. Investitionen und saubere Technologien sind Gründe. Ob die Ölpreise fallen?

Die globalen Ölmärkte steuern nach einer Prognose der Internationalen Energieagentur (IEA) in diesem Jahrzehnt auf eine große Ölschwemme zu. In ihrem aktuellen mittelfristigen Ölmarktbericht geht die in Paris ansässige Organisation davon aus, dass die weltweiten Förderkapazitäten das Nachfragewachstum bis 2030 deutlich übersteigen werden.

Steigende Ölförderung und sinkende Nachfrage: IEA erwartet Überangebot bis 2030

Grund dafür seien zum einen steigende Investitionen in die Ölförderung, insbesondere in Nord- und Südamerika. Zum anderen werde der Anstieg der Ölnachfrage durch die Verbreitung sauberer Energietechnologien wie Elektroautos gedämpft.

Die IEA, zu deren Mitgliedern die größten Ölverbraucher der Welt gehören, erwartet, dass die ungenutzten Förderkapazitäten in den kommenden Jahren auf ein Niveau steigen könnten, das seit der Covid-19-Pandemie nicht mehr erreicht wurde.

Peak Oil: Weltweite Ölnachfrage erreicht 2029 ihren Höhepunkt

Die weltweite Ölnachfrage wird voraussichtlich im Jahr 2029 ihren Höhepunkt erreichen und bis 2030 auf 105,4 Millionen Barrel pro Tag zurückgehen. Gleichzeitig soll die Ölförderkapazität auf fast 113,8 Millionen Barrel pro Tag steigen. Getrieben wird diese Entwicklung primär von den Produzenten in den USA sowie Nord- und Südamerika.

"Dies würde zu Kapazitätsreserven führen, wie man sie bisher nur auf dem Höhepunkt der Covid-19-Stilllegungen im Jahr 2020 gesehen hat", so die IEA. "Ein solch massiver Ölproduktionspuffer könnte ein niedrigeres Ölpreisumfeld einläuten und die Produzenten im US-Schiefergebiet und im OPEC+-Block vor große Herausforderungen stellen."

Steigende Ölnachfrage in asiatischen Schwellenländern

Trotz der Verlangsamung wird die weltweite Ölnachfrage bis 2030 voraussichtlich um 3,2 Millionen Barrel pro Tag steigen. Grund dafür ist die starke Nachfrage aus den asiatischen Schwellenländern, allen voran Indien und China.

In den Industrieländern hingegen dürfte der Verbrauch von derzeit rund 45,7 auf 42,7 Millionen Barrel pro Tag sinken – ein Niveau, das zuletzt 1991 erreicht wurde.

Erneuerbare Energien und Elektroautos kompensieren Nachfragewachstum

Der Siegeszug von Elektroautos, Effizienzsteigerungen bei Verbrennungsmotoren sowie der Ausbau erneuerbarer Energien werden laut IEA das Wachstum der Ölnachfrage zunehmend kompensieren.

Auf der Angebotsseite erwarten die IEA-Experten das stärkste Wachstum der Förderkapazitäten außerhalb der OPEC+, angeführt von den USA, Brasilien, Kanada, Argentinien und Guyana. Auf sie entfallen drei Viertel des erwarteten Zuwachses bis 2030.

Die OPEC+ wird ihre Kapazitäten in diesem Zeitraum um 1,4 Millionen Barrel pro Tag erhöhen, hauptsächlich durch den Ausbau in Saudi-Arabien, den Vereinigten Arabischen Emiraten und dem Irak. Der Marktanteil der Allianz sank 2023 laut IEA aufgrund freiwilliger Produktionskürzungen auf den niedrigsten Stand seit ihrer Gründung im Jahr 2016.

Unsicherheiten bei Wirtschaftswachstum und Elektroautos als Risiken

Als Risiken für die Nachfrageprognose nennt die Agentur Unsicherheiten über das globale Wirtschaftswachstum, die Ölpreisentwicklung und das Tempo der weltweiten Verbreitung von Elektroautos.

Für dieses Jahr senkte die IEA ihre Prognose für das Wachstum der Ölnachfrage von zuvor 1,1 auf 0,96 Millionen Barrel pro Tag, da ein leichter Rückgang des Verbrauchs in den Industrieländern im März die schwächeren Lieferungen verstärkte.

Im kommenden Jahr soll die Ölnachfrage nur noch um eine Million Barrel pro Tag wachsen, statt wie bisher um 1,2 Millionen Barrel pro Tag. Die Gesamtnachfrage wird 2024 bei durchschnittlich 103,2 und 2025 bei 104,2 Millionen Barrel pro Tag liegen.