IWF: Abschreibungen der Banken werden 1,4 Billionen Dollar weit überschreiten

Der Internationale Währungsfonds korrigiert die Prognosen nach unten und fordert mehr Geld, um ärmeren Staaten helfen zu können

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IWF-Chef Dominique Strauss-Kahn hat angekündigt, die Banken würden für das vierte Quartal 2008 erneut schlechte Zahlen vorlegen. Er erklärte deshalb, sie müssten "deutlich" mehr als die bisher vom IWF geschätzten 1,4 Billionen US-Dollar an Verlusten und Abschreibungen im Rahmen der Finanzkrise hinnehmen. Er kündigte somit auch an, dass der IWF zum zweiten Mal seine Prognose nach oben korrigieren müsse. Im vergangenen April hatte der IWF noch geschätzt, die Finanzkrise würde die Banken insgesamt 945 Milliarden Dollar kosten. Schon im Herbst hatte der IWF seine Schätzung in seinem Bericht zur Stabilität des globalen Finanzsystems auf 1,4 Billionen angehoben.

Wurde der Abschreibungsbedarf weiter nach oben korrigiert, muss der IWF seine vermutlich viel zu positive Prognose zur Entwicklung der Weltwirtschaft wohl entsprechend weiter nach unten korrigieren. Nur einen Monat nach der Herbstprognose hatte der IWF im vergangenen November seine Vorhersage angepasst und verkündet, die Wirtschaft werde 2009 global noch um 2,2 % wachsen. Den USA, die später zugegeben haben, dass sie schon seit einem Jahr Link auf /tp/blogs/8/119721, hatte die Washingtoner Institution zuletzt für 2009 nur ein Minus von 0,7 % prognostiziert und Japan ein Minus von 0,2 %, während die Wirtschaftsleistung in der Euro-Zone um 0,5 % schrumpfen würde. Doch das alles ist wohl erneut Schnee von gestern. Die Wachstumsprognose für die Weltwirtschaft werde wahrscheinlich weiter nach unten revidiert, kündigte Strauss-Kahn vorsorglich schon einmal an.

Der IWF dürfte sich der deutlich pessimistischeren Prognose ihrer Schwesterorganisation anpassen oder sie sogar noch übertreffen. Denn Anfang Dezember warnte die Weltbank vor der schwersten Rezession seit den 30er-Jahren. Aufgrund des Wachstums der Schwellenländer erwartete die Weltbank für 2009 nur noch ein weltweites Wachstum von 0,9 %. Doch auch diese Prognose dürfte wohl noch zu positiv ausfallen, wie zum Beispiel neuere Zahlen aus Japan gezeigt haben. Dort ist die Wirtschaftsleistung im dritten Quartal sogar um 1,8 % geschrumpft, obwohl die Weltbank noch von 0,4 % ausgegangen war. Auch der Riese China wird immer stärker von der Krise heimgesucht, als bisher erwartet wurde. Insgesamt macht der IWF mit den dauernden Anpassungen seiner Prognosen keine gute Figur. Es darf gefragt werden, ob er der Rolle des Kontrolleurs in einer neuen weltweiten Finanzarchitektur gewachsen ist, die ihm einige zuweisen wollen.

Die Ankündigungen des früheren französischen Finanzministers und Präsidentschaftskandidaten sollen Druck auf europäische Staaten machen, sich mit entschiedenen Konjunkturprogrammen gegen die Krise zu stemmen. Strauss-Kahn schürt die Sorge, dass sich die Finanzkrise und die Rezessionen in den Industrieländern sonst weiter zuspitzen könnten. In Westeuropa würden die Regierungen der Lage noch immer hinterher hinken und sie weiter unterschätzen, weil Europa vom vollen Ausmaß der Finanzkrise noch nicht getroffen sei.

Auch der IWF hält nun die Hand auf. Strauss-Kahn bezifferte den zusätzlichen Finanzbedarf der Institution auf weitere 150 Milliarden Dollar. Damit müsste den Schwellenländern und armen Ländern geholfen werden. “Falls sich die Krise in den nächsten sechs Monaten erneut verschlimmert und weitere Mitgliedsstaaten Hilfe brauchen, könnte die Nachfrage nach Kapital unsere Mittel übersteigen", warnte er vor einer Pleite des IWF. Würde dessen Budget um diese Summe aufgestockt, hätte der IWF 500 Milliarden Dollar mehr zur Kreditvergabe zur Verfügung als noch im Vorjahr.