Im Kriegsjournalismus

Seite 3: Was ist die Lehre für alternative Medien?

All das hatte sich früh abgezeichnet. Nicht allzu lange nach der Gründung von Rubikon hatte sich die Journalistin und Filmemacherin Gaby Weber von dem Projekt Rubikon verabschiedet – und die Machtkonzentration auf Wernicke kritisiert: "Ich halte die Trennung von Geschäftsführung und Redaktion für absolut notwendig. Das ist bei Rubikon nicht der Fall, weil alle Entscheidungen über Wernicke laufen. Es fehlt Transparenz."

Weber führte damals auch ihre journalistische Kritik aus: an einem Text mit der Forderung zur Abschaffung der Schulpflicht, an der Forderung nach einem "linken Populismus" und an einem Text, in dem das nordkoreanische Atomprogramm als "korrekte Antwort auf die US-Provokationen" bezeichnet wurde.

Ähnlich liest sich nun die Kritik von Dahn, Mausfeld, See und Ziegler: "Der von uns wahrgenommene hohe Grad an Selektivität, eine nicht selten mangelnde analytische Sachlichkeit sowie schrille Töne in der Darstellung bergen nach unserer Überzeugung die Gefahr, dass aus dem Rubikon selbst ein komplementäres Mainstream-Medium wird, das gleichsam mit umgekehrtem Vorzeichen die kritisierten Eigenschaften der Mainstream-Medien wiederholt."

Die Debatte und der Niedergang des Projektes sollte alternativen Medien, also jenen, die sich als unabhängig von großen Medienkonzernen oder den öffentlich-rechtlichen Redaktionen mit ihren politischen Abhängigkeiten verstehen, eine Lehre sein. Wer die Verfasstheit führender Medien und herrschende Diskurse kritisiert, darf deren Fehler nicht spiegeln, sondern muss es auf jeder Ebene und in jedweder Hinsicht zumindest besser zu machen versuchen. Ansonsten landet jedes alternative Medium in der selbstgestellten Falle. In der Gegeninformationsfalle.