Im Schatten des Terrors: Wie sich der Energiekrieg zwischen Russland und Ukraine aufheizt
Seite 2: Extrem gefährlich
"Eine solche Situation ist extrem gefährlich und droht, in einem Notfall zu enden", warnt Petro Kotin, Leiter von Energoatom, zuvor auf Telegramm. Das Kraftwerk war während des Krieges mehrmals von der Stromversorgung abgeschnitten und musste auf Dieselgeneratoren zurückzugreifen, was nach offiziellen Angaben ein erhöhtes Risiko eines nuklearen Unfalls darstellt.
Im Zuge der Angriffe sollen 200.000 Menschen in der Region Odessa keine durchgängige Stromversorgung erhalten haben. Viele ukrainische Bürger saßen in mehreren Städten im Dunkeln, mindestens fünf Menschen kamen ums Leben.
"Das Ziel ist nicht nur die Zerstörung, sondern der erneute Versuch, wie im letzten Jahr die Energieinfrastruktur massiv zu stören", schrieb der ukrainische Energieminister Herman Haluschtschenko auf Facebook.
Im Winter 2022/2023 hatte Moskau schon einmal die Energieinfrastruktur ins Visier genommen, nachdem der Blitzkrieg zur Übernahme der gesamten Ukraine gescheitert war.
Droht ein fataler Dammbruch am Dnipro?
Neben der Gefahr eines nuklearen Unfalls im Kernkraftwerk Saporischschja warnen Beobachter vor den Folgen eines Dammbruchs. Am meisten Besorgnis lösten daher am Freitag Schläge aus, die den Damm der beiden Dniprovska-Wasserkraftwerke ins Visier nahmen.
Der Analyst Ihar Tyshkevich sagte gegenüber Al Jazeera, dass die Schnee- und Eisschmelze im Oberlauf des Dnipro bereits ein Frühjahrshochwasser ausgelöst habe, das innerhalb eines Monats seinen Höchststand erreichen wird.
Stellen Sie sich vor, nur ein einziger Damm würde getroffen.
Die zunehmenden Angriffe Russlands auf die Energieversorgung der Ukraine scheinen in Reaktion auf eine Reihe von ukrainischen Schlägen auf russisches Territorium in letzter Zeit stattzufinden.
Ukraine bombardiert russische Ölraffinerien
Seit Januar hat Kiew mindestens neun Ölraffinerien im Westen Russlands sowie Depots, Terminals und Lagereinrichtungen angegriffen, wodurch die Kapazität der Ölverarbeitung Russlands nach Berechnungen von Reuters um sieben Prozent gesunken ist.
Die Angriffe versetzten Moskaus wichtigste Quelle für Exporteinnahmen, mit denen der Krieg in der Ukraine trotz der vom Westen verhängten Sanktionen finanziert wird, einen schweren Schlag. Washington forderte Kiew nun auf, die Angriffe auf die Raffinerien einzustellen, da sie den Konflikt eskalieren könnten.
Die Verdopplung der Angriffe der russischen Streitkräfte in dieser Woche könnten zugleich ein Signal des Aufbruchs darstellen. So erklärte der Kiewer Analyst Aleksey Kushch gegenüber Al Jazeera:
Man könnte es als eine neue Operation betrachten, die den Auftakt zu Russlands Sommeroffensive bilden soll.