Immer mehr Wohnungslose in Deutschland
Anfrage der Linkspartei zeigt: Auch viele Kinder ohne festes Zuhause
335.000 Menschen sind in Deutschland wohnungslos. Das geht aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Linkspartei hervor. Im Jahr 2010 waren in Deutschland noch 248.000 Menschen von Obdachlosigkeit betroffen. Bei einem Großteil der Wohnungslosen handelt es sich um Männer (220.000). Aber auch 29.000 Kinder sind laut Bundesregierung ohne ein festes Zuhause.
Als Ursache sieht die Regierung verschiedene Gründe. "Wohnungslosigkeit liegt vielfach nicht in fehlendem Wohnraum begründet, sondern hat in der Regel eine Reihe anderer sozialer und zum Teil auch psychosozialer Ursachen", so die Bundesregierung laut Zeit Online. Die Fraktions-Vorsitzende der Linken, Sabine Zimmermann, will dieser Erklärung nicht folgen. Sie sagte:
Die Bundesregierung verschließt die Augen vor der Realität, wenn sie behauptet, Wohnungslosigkeit liege vielfach nicht in fehlendem Wohnraum begründet.
Sabine Zimmermann, Fraktions-Vorsitzende der Linken
Die Bundestagsabgeordnete verweist auf die Tatsache, dass Wohnungen immer schwerer zu bezahlen seien, hinzu komme eine zunehmende Einkommensarmut in weiten Teilen der Bevölkerung: "Es ist unerträglich, dass die Bundesregierung so tut, als ginge sie das alles nichts an."
Problematisch: Es gibt keine amtliche Statistik zur Wohnungslosigkeit in Deutschland. Wie Zeit Online berichtet, stütze das Bundessozialministerium bei seinen Angaben sich auf die Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe (BAG W). Das Ministerium nehme zwar das Problem "ernst", aber die Regierung plane derzeit nicht, eine eigene Statistik in Sachen Wohnungslosigkeit anzulegen. Zimmermann appeliert: "Der Wohnungslosigkeit muss der Kampf angesagt werden."
Die BAG W erwartet eine Verschlimmerung der Situation. Demnach wird von einem Anstieg der Wohnungslosen in den Jahren 2015 - 2018 auf über 200.000 ausgegangen, das heißt: Bis im Jahr 2018 könnten nach dieser Prognose über 500.000 Menschen in Deutschland ohne feste Bleibe sein.
Die BAG W führt auf Ihrer Internetseite an, dass es seit 2002 "eine Million Sozialwohnungen weniger" gebe. Insgesamt fehlten "mindestens 2,7 Millionen Kleinwohnungen". Der Wohnungsmangel, der insbesondere bei kleineren Wohnungen vorhanden sei, habe "zu einem extremen Anziehen der Mietpreise" geführt.
Der besonders großen Nachfragegruppe der Einpersonenhaushalte (16,4 Millionen Menschen) steht nur ein Angebot von 13,6 Millionen Ein- bis Dreizimmerwohnungen gegenüber.
BAG W
Die Problematik einer zunehmenden Zahl an Wohnungslosen in Deutschland ist jedoch alles andere als neu, schon seit Jahren finden sich Berichte in Medien, die sich mit dem Phänomen auseinandersetzen.
Gerade auch die Verhängung von Sanktionen gegenüber jungen "Transferleistungsbeziehern" können zur Wohnungslosigkeit junger Menschen beitragen. 2013 berichtete der Tagesspiegel zum Beispiel:
Und bei jungen Hartz-IV-Empfängern führe eine Regelung oft geradewegs in die Obdachlosigkeit. Um Arbeitslose unter 25 für Fehlverhalten zu sanktionieren, darf ihnen nämlich der Zuschuss zu den Wohnungskosten gekürzt oder komplett gestrichen werden. Ähnlich katastrophal sei die Vorgabe dass junge Arbeitslose nicht von Zuhause ausziehen dürfen, sagt Caritas-Experte Kunz. Wer dies trotzdem tue, erhalte keine Unterstützung.
Tagesspiegel