Indien: Die Politisierung des Hinduismus

Seite 2: Religion als Privatangelegenheit kann sogar etwas Positives haben

Der folgende Beitrag ist vor 2021 erschienen. Unsere Redaktion hat seither ein neues Leitbild und redaktionelle Standards. Weitere Informationen finden Sie hier.

Eine Radioreportage des WDR zeigte eindrücklich auf, wie selbst ein kleiner Unternehmer aus Deutschland Morde an Muslimen kleinredet und den Populisten Modi verteidigt, damit er Geschäfte in Indien machen kann.

Religion als Privatangelegenheit kann sogar etwas Positives haben, im Zeitalter des Übergangs zur Moderne, in der Gemeinschaften von Menschen einmal durch wissenschaftliche und soziale Erkenntnisse geleitet werden und auf einen nachhaltigen Umgang mit Ressourcen achten: In Indien und Nepal bringen religiöse Feste Familien zusammen, die ansonsten wegen Arbeitssuche oder Migration auseinandergerissen sind.

Lukumgau und viele andere Dörfer Nepals stehen noch mit einem Bein im Mittelalter. Da braucht es Geduld und Toleranz. Foto: Gilbert Kolonko

Das bunte Treiben der verschiedenen religiösen Gruppen auf Indiens Straßen tut der Seele gut - solange es nicht durch Luftverschmutzung, Müll und krankmachendes Dauerhupen gestört wird. Nein, auch Lärm und Dreck ist kein Markenzeichen des Hinduismus, sondern das Zeichen eines fehlgeleiteten Staatsapparates, der es nicht für nötig hält, bestehende Gesetze in die Tat umzusetzen.

In Nepal ist das Hupen selbst in Großstädten verboten worden und wird eingehalten, weil engagierte Bürger mit lokalen Politikern gehandelt haben. Auch der Mülleimer wird in Nepal immer öfters benutzt. In Indien schürt die Hindunationale-Regierung dafür den Konflikt in Kaschmir, weil sie die Konfrontation mit den Muslimen für ihre Politik braucht.

500.000 indische "Ordnungshüter" sind damit weiter in Kaschmir gebunden, wo sie 10 Millionen Menschen bewachen, unter sich denen nach Schätzungen der indischen Armee 450 Terroristen befinden sollen.

Zeitgleich festigt die Hindu-Regierung damit die Macht der pakistanischen Armee, denn auch sie braucht den Konflikt in Kaschmir, als Begründung für ihren Machtanspruch: Ein vergewaltigter Hinduismus stützt einen vergewaltigten Islam und bringt dann Kinder zur Welt, die im Namen ihrer Religionen Morden und andere in die Luft sprengen.

Aber auch das sympathische Aschenputtel im Himalaya ist noch lange nicht über dem Berg. Auch in Nepal steigt die Einkommensungleichheit extrem an.

Auch in Nepal wird die Regierung von außen unter Druck gesetzt, um gefährliche Großprojekte zu fördern, von denen große Konzerne profitieren, anstatt nachhaltig in die ländlichen Gegenden zu investieren, wie mir Energie-Minister Sharma 2017 am Lehmofen bestätigte: "Die Weltbank zwingt uns große Wasserkraftwerke bauen zulassen."

Eine Demonstration der RSS in Kolkata. Foto: Gilbert Kolonko

Die Weltbank ist Nepals größter Kreditgeber. Dabei fördern Großprojekte wie riesige Staudämme auch in Nepal die Korruption, wie eine Studie der Universität Sussex feststellte, bei der Daten der Weltbank der letzten 30 Jahre ausgewertet wurden.

Wenn die Bevölkerung jedoch in überschaubare Projekte eingebunden ist, wie in Lukumgau, spürt sie Probleme sofort und die Menschen können selbst eingreifen. Eine Regierung, die dabei Hilfestellung gibt, fördert das Vertrauen der Bürger in den Staat und kann der Landflucht entgegenwirken.

Wenn Menschen dagegen ohnmächtig einer nicht greifbaren Korruption zu schauen müssen, fördert das den Aufstieg von Demagogen - ob die dann den Hinduismus politisieren oder etwas anderes, ist nebensächlich.

Anmerkung: Es gab kaum Berichte unabhängiger Beobachter, aus den Hochburgen der Maoisten während der Zeit ihres Aufstandes. So habe ich auf die eigenen Erfahrungen zurückgegriffen, von 5000 gewanderten Kilometern durch das ländliche Nepal während des maoistischen Aufstandes. Dazu auf die Erfahrungen von Moritz Steinhilber, der noch mehr Nepal Kilometer in den Beinen hat.