Inflationsbekämpfung: Kommt ein "Zinsschock"?
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In den USA wird ein größerer Zinsschritt erwartet. Auch auf der EZB liegt hoher Handlungsdruck. Experten warnen vor einer Börse mit "Luft nach unten".
Anders als im Euroraum hat die Inflation in den USA den Höchstwert offensichtlich überschritten. Wie an dieser Stelle berichtet, hat das bisherige Zaudern der Europäischen Zentralbank (EZB) dazu geführt, dass die ohnehin aufgehübschte offizielle Inflationsrate im August auf einen neuen Rekordwert von 9,1 Prozent gestiegen ist.
Der Entwicklung hinterher
Das führte letztlich dazu, dass auch die EZB, wenn auch viel zu spät, die Geldpolitik geändert hat. Im Stil der US-Notenbank (FED) hat sie die Leitzinsen in einem zuvor nie dagewesenen Zinsschritt um gleich 75 Basispunkte erhöht. Alle Notenbanken haben viel zu spät auf die Inflationstendenzen reagiert und laufen nun der Entwicklung hinterher, die sie mit der Geldschwemmen-Politik seit 2009 provoziert haben.
In den USA hat die Inflation den Höhepunkt vielleicht schon überschritten, da die Fed (Federal Reserve System) zuletzt mit heftigen Leitzinserhöhungen auf die hohe Inflationsrate reagierte. Sie war im Juni ebenfalls auf satte 9,1 Prozent gestiegen. Nachdem die Fed - nach einer anfänglich zögerlichen Politik - schließlich zwei große Zinsschritte unternahm und den Leitzins um jeweils 75 Basispunkte auf eine Zinsspanne von 2,25 und 2,5 Prozent erhöhte, sank die Inflationsrate.
Im Juli ist sie, stärker als von Experten erwartet, auf 8,5 Prozent gesunken. Und im August weiter auf 8,3 Prozent gesunken. Allerdings hatte man da allgemein eine niedrigere Inflationsrate erwartet.
Fed unter Handlungsdruck: Der nächste große Zinsschritt?
Die Fed steht also weiter unter starkem Handlungsdruck. Erwartet wird, dass der Gouverneursrat der US-Notenbank am Mittwoch dieser Woche einen weiteren deutlichen Zinsschritt verkünden wird, um die Abwärtstendenz bei der Inflation zu verstärken. Laut Schätzungen könnten die Leitzinsen in den USA auf eine Zinsspanne von 3 bis 3,25 Prozent angehoben werden.
Der Leitzins in den USA läge damit deutlich über den von der EZB auf 1,25 Prozent angehobenen Leitzinsen im Euroraum. Damit dürfte der Druck auf den Euro weiter steigen, der seit Juli um die Parität zum US-Dollar pendelt.
Mit einem schwächeren Euro verteuert sich in Europa aber Energie wieder, da Gas und Öl auf dem Weltmarkt in US-Dollar bezahlt wird.
In Europa sind wir noch weit entfernt von sinkenden Inflationsraten. Sogar die Bundesbank erwartet zum Beispiel zweistellige Inflationsraten für Deutschland im Herbst.
Ifo: "Wir gehen in eine Winter-Rezession"
Das Münchner ifo-Institut geht davon aus, dass es im Frühjahr sogar noch weiter nach oben geht, da die Energieversorger vor allem ab dem Jahresbeginn 2023 ihre Strom- und Gaspreise verstärkt an die Verbraucher weitergeben werden. Wie das Institut für Weltwirtschaft (IfW) in Kiel zuvor geht auch das ifo-Institut von einer Rezession aus.
"Wir gehen in eine Winter-Rezession", sagte der Leiter der Ifo-Konjunkturforschung, Timo Wollmershäuser. Er erwartet erst 2024 wieder eine "Normalisierung" und hofft dann optimistisch auf Wachstum und eine Inflationsrate von 2,5 Prozent, die dann wieder nahe an der Zielmarke der EZB liegen soll.
Dass das Szenario eintritt, ist aber eher zweifelhaft, da die Entwicklung zusätzlich mit dem Krieg in der Ukraine verknüpft ist und da sieht es nicht nach Entspannung oder einer mittelfristigen Friedenslösung aus. Und um die Inflation real zu bekämpfen, müsste auch die EZB sehr massiv an der Zinsschraube drehen.
Damit einhergehen würde dann aber ein deutlich stärkerer wirtschaftlicher Abschwung, als die Experten der verschiedenen Institute derzeit vorhersagen.
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