Interview mit russischem Linkspolitiker: "Es gibt eine Mehrheit für einen Wandel"
Seite 3: "Die Situation ist aus der Kontrolle geraten"
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- "Der Protest wird weitergehen"
- "Die Situation ist aus der Kontrolle geraten"
- Der ewige Dissident
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Was bedeutet der Konflikt um die Registrierung der Kandidaten in Moskau für die politische Landschaft in Russland?
Boris Kagarlitsky: Die Macht weiß nicht, wie sie die Situation, die aus der Kontrolle geraten ist, lenken soll. Es gibt keine politische Landschaft. Das System der "gelenkten Demokratie" ist vollständig zerfallen. Eine echte autoritäre Diktatur gibt es bisher zum Glück nicht. Es gibt nur ein wachsendes Chaos.
Welche Chancen gibt es, dass Russland sich in einen mehr sozialen und gerechten Staat entwickelt? Was ist dafür nötig?
Boris Kagarlitsky: Man muss eine moderne linke Bewegung entwickeln. Sie muss stark, hart, organisiert und aggressiv sein. Sie muss sich auf die Klasseninteressen der Mehrheit orientieren und kämpfen.
Russland befindet sich unter großem Druck der westlichen Staaten. Inwieweit schränkt das die Möglichkeiten der Linken in Russland ein?
Boris Kagarlitsky: Die Sanktionen und der ganze Konflikt mit dem Westen sehen am Fernseher sehr schön aus. Auf das reale Leben hat das fast keinen Einfluss.
Was wird mit Wladimir Putin im Jahr 2024, wenn seine Amtszeit endet? Wird er seine Macht - wie es im Gesetz vorgeschrieben ist - übergeben? Wer wird der neue Präsident?
Boris Kagarlitsky: Wenn man die Macht in Russland friedlich und auf dem gesetzlichen Wege übergeben könnte, hätte Putin das schon im Jahr 2018 gemacht. Aber leider ist das unwahrscheinlich. Man lässt ihn einfach nicht gehen. Deshalb hat es keinen Sinn, über das Jahr 2024 zu reden.
(Da sich Boris Kagarlitsky gerade auf Reisen befindet, wurde das Interview über das Internet geführt.)
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