Irak: Shengal als geopolitisches Schachbrett

Seite 3: Das gefährliche Spiel der Global Player

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Die internationalen Aktivitäten in der Region deuten auf eine beunruhigende Entwicklung hin. In den letzten Wochen gab es einige bedeutende Treffen von Politikern und Geheimdiensten, die auf den ersten Blick wenig miteinander zu haben. Die Zusammenhänge erschließen sich erst, wenn man die zeitlichen Überschneidungen betrachtet: Am 16. Mai war Erdogan bei Trump in den USA.

Der Chef des KDP-Geheimdienstes "Parastin", Mesrur Barzani, weilte zur gleichen Zeit in Washington. Die beiden trafen sich nach der Audienz Erdogans bei Trump in Washington beim Heritage Foundation Programm. Mesrur Barzani erklärte nach dem Gespräch, dass man gemeinsam mit der Türkei die PKK aus dem Shengal vertreiben werde.

Am selben Tag fand eine Delegationsreise des israelischen Geheimdienstes Mossad nach Silehadin bei Erbil statt. Dort traf die Delegation einen Peschmerga-Komandanten und Vertreter der KDP. Sie versprachen die Ausbildung der Peschmerga. Somit werden die Barzani-Peschmergas von Deutschland mit Waffen ausgerüstet und scheinbar nun im Verbund mit dem israelischen Geheimdienst auch ausgebildet.

Der Präsident der kurdischen Autonomieregion KRG, Massoud Barzani, weilte zu dieser Zeit zu politischen Gesprächen in Jordanien. Diese Treffen scheinen direkt etwas mit dem Agieren der irakisch-schiitischen Miliz Hashd al- Shaabi zu tun zu haben. Israel will den Einfluss des Iran im Irak und vor allem auch in Syrien um jeden Preis verhindern.

Spekulationen über die Rolle der USA

Auch die USA ziehen in dieser Frage am gleichen Strang. Vielleicht wurde im Gespräch zwischen Trump und Erdogan vereinbart, dass die USA zu einem Angriff der Türkei und Barzanis Peschmergas auf den Shengal schweigen würden, wenn die Türkei und Barzani einen Feldzug gegen den Iran mit tragen. Diese Theorie ist natürlich nicht überprüfbar, wird aber hinter den Kulissen diskutiert.

Ebenfalls gibt es Mutmaßungen, dass die Türkei in Zusammenarbeit mit der KDP zwischen dem 5. und 10. Juni einen Angriff auf Şengal plane. Diese Vermutung ist nicht so abwegig, da Barzani die Begrenzung seiner Shengal-Pläne durch die schiitischen Milizen nicht akzeptieren wird.

Die plötzliche Isolierung Katars durch Saudi-Arabien, Bahrain, Ägypten und die Vereinigten Arabischen Emirate steht ebenfalls im Zusammenhang mit den Plänen der USA, den Iran zu isolieren und keine Achse Iran - Irak - Syrien entstehen zu lassen. Die vier Golfstaaten werfen Katar vor, mit dem Iran gemeinsame Sache zu machen und den IS in Syrien zu unterstützen. Dass Saudi-Arabien einer der größten Financiers des IS und anderer islamistischer Gruppen ist, zählt seit dem Abkommen mit den USA offenbar nicht mehr.