Irakische Kurden geben sich saturiert - ISIL setzt Eroberungen in Syrien fort

Die Peschmerga haben angeblich alle Gebiete besetzt, die Nechirvan Barzani für sein Volk beansprucht

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Die autonome Region, die den irakischen Kurden im letzten Jahrzehnt zugestanden wurde, war deutlich kleiner als das Gebiet, in dem sie siedeln. Das lag nicht zuletzt daran, dass in den Grenzgebieten auch zahlreiche Araber leben. In der Ölregion um Kirkuk, die die kurdischen Peschmerga-Truppen letzte Woche besetzten, siedelten sich viele davon während der Diktatur Saddam Husseins an, der den Irak von 1968 bis 2003 beherrschte.

2007 hatte die irakische Regierung den Kurden eine Rücksiedlung dieser Araber und eine Volksabstimmung über die Zugehörigkeit der 850.000-Einwohner-Stadt Kirkuk zum Kurdengebiet versprochen, die seitdem immer wieder verschoben wurde. Mit der Besetzung der Region haben die Kurden nun Tatsachen geschaffen. Danach gaben kurdische Politiker ganz offen zu, dass sie nicht vorhaben, Kirkuk und die anderen in den letzten beiden Wochen besetzten Gebiete jemals wieder zu räumen.

Dafür gibt man sich saturiert und kündigt an, keine weiteren als die aktuell besetzten Areale zu beanspruchen. Auch die 1,8-Millionen-Stadt Mosul, wo vor der Eroberung durch die Salafisten eine bedeutende kurdische Minderheit lebte, will man den Arabern überlassen. Die kurdischen Flüchtlinge aus Mosul könnten deshalb bald auf den Wohnungsmarkt in Kirkuk und auf eine rasche Umsiedlung dort wohnhafter Araber drängen.

Der kurdische Ministerpräsident Nechirvan Barzani ist offenbar klug genug, das Erreichte nicht durch eine zu rasche Forderung nach vollständiger Unabhängigkeit seiner Region aufs Spiel zu setzen. Stattdessen regte er in der BBC die Bildung einer autonomen Region für Sunniten an, die sich dort weitgehend selbst verwalten könnten. Solch eine weitere Föderalisierung des Irak wäre seinen Worten nach ein Weg in den Frieden.

Volksgruppen im Irak. Karte: Telepolis

Nicht saturiert ist dagegen die Terrorgruppe ISIL: Die Salafisten eroberten Angaben der oppositionellen "Beobachtungsstelle für Menschenrechte" zufolge die syrischen Euphratstädte Muhassan, Albulil und Albuomar. Dabei kamen möglicherweise auch im Irak erbeutete Haubitzen vom Typ M198 zum Einsatz, die bis zu 20 Kilometer weit schießen. Angeblich kontrolliert die syrische Regierung in der Ölprovinz Deir ez-Zor nun nur noch die Städte al-Majadin und Abu Kamal sowie einen Militärflughafen. Im Irak griff ISIL die nordöstlich von Bagdad gelegene Stadt Mukdadija an. Dort stieß die Terrorgruppe allerdings nicht nur auf die irakische Armee, sondern auch auf schiitische Milizen, die anscheinend weniger rasch flüchten als die Soldaten. Bei dem Angriff starben 30 Milizionäre, aber die Stadt fiel nicht in die Hände der Terroristen.

Aus Videos der Terrorgruppe geht hervor, dass ISIL neben dem Irak, Syrien, dem Libanon, Israel und Jordanien auch "Rom" und Spanien unterwerfen und ein Kalifat errichten will. Dort hatte die Polizei Anfang der Woche eine mindestens achtköpfige ISIL-Zelle ausgehoben, deren Anführer 2001 in Afghanistan festgenommen und nach vier Jahren Haft in Guantanamo wieder freigelassen worden war.

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