Islamisten: Bildung unerwünscht
Für den islamistischen Gottesstaat haben Menschenrechte, Demokratie und Wissen keine Bedeutung, einzig die Ausbildung von fanatischen Dschihad-Kämpfern zählt
Dass Islamisten nichts von Bildung und Wissenschaften halten, geschweige denn von Meinungsfreiheit, Religionsfreiheit und anderen Menschenrechten, hat der Anschlag auf die Redaktion der Satirezeitschrift Charlie Hebdo nur wieder deutlich gemacht. Auch wenn noch nicht feststeht, wer die Täter waren, so lässt sich doch vermuten, dass es Islamisten gewesen sein könnten, die die Zeitschrift angegriffen haben, die noch dazu gerade einen Beitrag über den neuen Roman von Houllebecq veröffentlicht hat, in dem sich Frankreich zu einem Islamischen Staat verwandelt, und vor Jahren im Streit um Mohammed-Karikaturen trotz Drohungen Position gegen Islamisten bezogen hat.
Nach Medienberichten sollen es drei muslimische Männer aus Frankreich gewesen sein. Angeblich habe man einen Ausweise von einem der mutmaßlichen Täter in dem Wagen gefunden, den sie zurückgelassen haben. Die beiden seien den Geheimdiensten bekannt, der dritte, jüngere Täter, der als Fahrer gedient haben soll, sei vorbestraft. So richtig glauben mag man die offiziell noch nicht bestätigte Geschichte nicht, da die Täter sehr cool und geplant vorgingen und dann wohl kaum gleich zwei ihrer Ausweise im Fahrzeug "vergessen" haben, um möglichst schnell die Polizei auf ihre Spur zu bringen. Vorstellbar wäre auch eine False-Flag-Aktion von Rechtsextremen, um die Islamophobie zu steigern, wie sie auch in Houellebecqs Roman angesprochen oder benutzt wird. Das hat bereits funktioniert (Frankreich: die politische Bombe nach dem Attentat, aber nur deswegen, weil es eben vorstellbar ist, dass es Islamisten waren - und "offizielle" Mitteilungen des Islamischen Staats das Massaker feiern. In den Gebieten, die vom IS kontrolliert werden, gibt es jedenfalls keine Medien, die frei berichten können.
Der islamistische Fanatismus geht schon seit Jahren in Syrien, im Irak, in Somalia, in Jemen oder in Nigeria über Leichen. Im islamistischen Gottesstaat, der mit Angst und Schrecken regiert und von Destruktivität und negativem Terror angetrieben und vom Geist der Säuberung beherrscht wird, sind Bildung und kritisches Denken unerwünscht, als Knebel und Ideologie dient der Koran, Schulen werden wie in Nigeria zerstört oder zu Koranschulen umfunktioniert. Boko Haram trägt schon im Namen die Ablehnung der Bildung, die eben haram ist. Bildung schadet dem Glauben, man fürchtet die Aufklärung. Religiöse Rituale und Bedienen der Technik und Waffen, mehr ist nicht notwendig, um Tötungsmaschinen hervorzubringen, die bereitwillig ihr Leben ebenso wie das von anderen opfern.
Gestern hat UNICEF darauf aufmerksam gemacht, dass in Syrien gezielt Angriffe auf Schulen ausgeführt würden. Mindestens 68 Angriffe habe es 2014 gegeben, wahrscheinlich seien es mehr, dabei seien Hunderte von Kindern verletzt und manche getötet worden. Ob die Angriffe nur vom Islamischen Staat und anderen islamistischen Gruppen ausgehen oder ob auch die syrischen Streitkräfte Schulen bombardieren, geht aus der Mitteilung nicht hervor. Wegen der Kämpfe in den Gebieten um Aleppo, Raqqa und Deir-ez-Zour seien rund 670.000 Schulkinder vom Schulbesuch ausgeschlossen. Hanaa Singer, Leiterin von UNICEF in Syrien: "Zugang zu Bildung ist ein Recht, das allen Kindern zusteht, egal wo sie leben und wie schwierig ihre Lebensumstände sind. Schulen sind die einzigen Orte von Stabilität, Struktur und Alltagsroutine, die syrische Kinder in Zeiten dieses entsetzlichen Konflikts mehr als je zuvor brauchen."
Bekannt ist aus Mosul, dass dort, wo der IS den Schulunterricht weiterführt, das Curriculum entsprechend verändert wurde. Kunst, Musik, Geschichte, Geografie, Philosophie, Soziologie oder Psychologie gibt es nicht mehr. Haram-Themen sind Demokratie, Wahlen oder Geld leihen, angeblich nicht gewollt von Allah. In vorhandenen Schulbüchern müssen, sofern sie überhaupt noch verwendet werden dürfen, die Staaten Syrien und Irak gelöscht und durch den "Islamischen Staat" ersetzt werden. Man ist im Kalifat postnational im Sinne der globalen Ummah.
Abgesehen von religiösen Dingen und Koranunterricht sollen die Kinder kaum mehr etwas von der Welt außerhalb des Gottesstaats erfahren, Wissen ist nur zugelassen, wenn es dem Koran nicht widerspricht. Pure Ingenieurswissenschaften wären geduldet, so etwas wie die Evolutionstheorie ist aber ausgeschlossen. In Raqqa, der syrischen "Hauptstadt" des IS, sollen Philosophie und Wissenschaft bereits verboten worden sein.
Natürlich wurde die Trennung der Geschlechter eingeführt, Frauen dürfen nur noch Mädchen unterrichten. Es wurden Bekleidungsvorschriften eingeführt, Frauen müssen sich verschleiern. Und der Unterricht wird streng nach der Scharia ausgerichtet. Die Lehrer müssen Kurse besuchen, um streng nach Vorschrift ihren Unterricht zu gestalten. Es gibt passiven Widerstand, weil allen klar ist, dass die Schul- und Universitätsabschlüsse des IS nirgendwo anerkannt werden.
Der IS scheint auch eine Kontrolle darüber ausüben zu können, welche Bücher aus dem Libanon in den Irak gelangen können. Lastwagen, die über Routen fahren, die vom IS kontrolliert werden, werden durchsucht. Alles, was religiös beanstandet wird, wird verbrannt, die Fahrer werden erst wieder freigelassen, wenn von den Verlagen Lösegeld bezahlt wird.
Kürzlich wurde vom IS ein Handbuch für Frauen unter dem Titel "Die Rolle einer Schwester im Dschihad" veröffentlicht. Klar, dass Frauen erst einmal nicht der Haupttätigkeit folgen sollen, nämlich zu kämpfen. Das ist Männerdomäne, nur wenn es notwendig ist, dürfen auch die Frauen ran. So verzweifelt sei die Lage aber noch nicht. Primär ist hingegen für die Frauen, Mudschahedin-Kinder aufzuziehen, die nicht nur im Geist, sondern auch körperlich den Dschihad leisten können. Diese "Werte" sollen den Kindern schon im Baby-Alter eingeimpft werden. Die Mütter sollen ihren Kindern Mudschahedin-Geschichten erzählen, ihnen deutlich machen, wer die Feinde ihrer Religion sind, sie nicht Fernsehen lassen, das macht die Kinder schamlos und passiv, ihnen das Zielen spielerisch zu lehren und überhaupt Kriegsspiele mit ihnen zu machen.
Don't underestimate the lasting effect of what those little ears and eyes take in during the first few years of life! No child is ever too young to be started off on Jihad training in one form or another, the minimum being simple encouraging words and verses from the Qur'an that the young child will never forget Insha-Allah.
Auf jeden Fall sei eine grundlegende militärische Ausbildung im Kindesalter zwingend. Frauen bräuchten nichts zu lernen, weil sie auch keinen Job ausüben müssen. Akzeptabel sei dies nur dann, wenn sie ihre Familie unterstützen müssen. Allerdings, so wird eingeräumt, könne es in den ungünstigen Zeiten derzeit nicht schlecht sein, wenn Frauen für sich selbst sorgen müssen, ein gewisses Können zu erwerben, aber selbstverständlich nur, "wenn die Intention richtig ist".