"Israel ist der einzige Abwehrschild gegenüber dem extremistischen Islam"

Seite 2: Halbstarkenspiele zwischen Israel und Iran

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Israel sieht sich von US-Präsident Obama ähnlich wie Saudi-Arabien ausgebootet. Das Weiße Haus hofft darauf, sollte das Abkommen vom Kongress abgenickt werden, mit dem Iran leichter Lösungen für den Irak und vor allem Syrien zu finden. Erst Ende August hatte Israel, das sich bislang gegenüber dem syrischen Konflikt zurückgehalten hat, Artillerie- und Luftangriffe gegen Stellungen der syrischen Armee geführt, nachdem vier Raketen auf die Golanhöhen eingeschlagen waren. Vorwürfe richteten sich gegen den Iran, für die Raketen verantwortlich zu sein, die Angriffe auf den iranischen Partner wiederum könnten auch der Provokation gedient haben.

Die Republikaner in den USA versuchen weiterhin den Atom-Deal zu Fall zu bringen. Der ehemalige Vizepräsident Dick Cheney warnte in einer Rede vor dem konservativen American Enterprise Institute, der Deal habe nicht nur "gewaltige Folgen" für die Sicherheit des jüdischen Volks, sondern werde durch die zusätzlichen Mittel und Waffen Terror verbreiten und nach Vorherrschaft im Mittleren Osten suchen, die Sicherheits Europas bedrohen und dem Iran die Möglichkeit geben, die USA mit Atomwaffen anzugreifen. Cheney beschwört "katastrophale Folgen".

Auch die iranischen Hardliner mischen mit. So twitterte der oberste geistliche Führer Ajatolla Ali Khamenei gestern, Israel werde es in 25 Jahren nicht mehr geben. Damit will er auf Äußerungen "im zionistischen Regime" nach den Verhandlungen reagiert haben, nach denen der Iran die nächsten 25 Jahre keine Bedrohung mehr darstelle. Überhaupt war es dem Ajatolla äußerst wichtig, die Souveränität des Landes herauszustellen, das keinem Druck von außen nachgibt.

Dabei geht es durchaus sprachlich etwas kindisch zu, auch wenn die Haltung der Konservativen genau zu der der republikanischen Falken passt. So betonte er, dass die USA weiterhin der "Große Satan" seien. Den habe man einst vertrieben und dürfe nicht erlauben, dass er wieder hereintritt. Man könne mit allen Ländern Vereinbarungen auf verschiedenen Ebenen treffen, aber nicht mit den "Großen Satan". Man habe nur erlaubt, mit den USA über nukleare Themen in gewisser Hinsicht zu verhandeln, in anderen Bereichen sei dies nicht möglich. Dass neben den USA noch fünf weitere Staaten am Tisch saßen, spielt für die Schwarz-Weiß-Sicht des Ajatolla keine Rolle.

So schräg der Ajatolla meint, die Konflikte vereinfacht darstellen zu müssen, so einfach ist Netanjahu dazu zu bringen, auf derselben Ebene zu agieren. Die Äußerungen des "Tyrannen" würden den Unterstützern des Abkommens "keinen Raum für Illusionen" lassen, erwiderte er. Aus der kindischen Retourkutsche, dass Israel in 25 Jahren nicht mehr existieren werden, macht Netanjahu die Behauptung, der Iran wolle "Israel zerstören". Um dem entgegen zu setzen:

Das wird nicht geschehen. Israel ist ein starkes Land und es wird sogar noch stärker werden.

So also läuft der Diskurs zwischen zwei Staatsführern, die als Halbstarke agieren, aber leider die Macht haben, die Region weiter in den Krieg zu ziehen.

Netanjahu argumentiert durchaus rassistisch gegenüber Muslimen, auch wenn er als Jude da etwas vorsichtiger sein sollte. So sagte er: "Wir sind von der Opposition zur Modernität konfrontiert, die ein barbarisches, frühes Mittelaltertum, ein primitives, wildes, mörderisches von den zwei Quellen des militanten Islam ist."

Der Islamische Staat ist ein extremes Phänomen des sunnitischen Islam, Netanjahu muss aber auch die Schiiten, also den Iran, in das Korsett zwängen, um daraus die bedingungslose Treue zu Israel abzuleiten:

Europa sollte Israel unterstützen, nicht Israel unter Druck setzen, nicht Israel angreifen, sondern Israel unterstützen, das das einzige wirkliche Abwehrschild ist, das Europa und der Mittlere Osten gegen den anwachsenden extremistischen Islam besitzt.

Der US-Koalition will man sich aber nicht anschließen, auch nicht den IS in Syrien bekämpfen, Netanjahu schlägt viel mehr vor, in Afrika durch Entwicklungshilfe die Ursache für Migration auszutrocknen.