Israel schießt Drohne ab

Vermutlich wurde die Drohne von der Hisbollah gesteuert, die damit das neue Drohpotential mit Späh- und Terrorangriffen aus der Luft aufrechterhält

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Die Hisbollah kämpft auf der Seite des Assad-Regimes gegen die Aufständischen in Syrien. Obgleich das Regime gerne behauptet, es sei die einzige säkulare Regierung in der Region und kämpfe wie der Westen gegen den islamistischen Terror, ist es eng verbunden mit dem Iran und den schiitischen Islamisten der Hisbollah im Libanon. Schon mehrere Male hat Hisbollah vermutlich aus dem Iran stammende Drohnen nach Israel fliegen lassen.

Eine bewaffnete iranische Hazem-Drohne. Bild: PressTV.ir

Gestern schoss die israelische Luftwaffe um 14 Uhr Ortszeit angeblich vor der Küste in der Nähe von Haifa erneut eine Drohne ab, von der angenommen wird, dass sie von Hisbollah ferngesteuert wurde. Es sei versucht worden, mit dieser die Grenze zu verletzen. Die Hisbollah selbst streitet dies ab, möglicherweise weil es kein Erfolg war, vermutlich reicht ihr aber, damit erneut demonstriert zu haben, im Besitz von Drohnen zu sein. Gleichwohl wird groß und breit im eigenen Fernsehsender und dessen Website berichtet.

Ob die Drohnenbotschaft damit zusammenhängt, dass Israel dem Assad-Regime vorgeworfen hat, chemische Waffen gegen Rebellen eingesetzt zu haben, ist eine Frage der Spekulation. Aber da dies womöglich eine Intervention rechtfertigen könnte, wäre eine Warnung oder ein Sticheln der Hisbollah oder des Iran durch die Hisbollah nicht undenkbar.

Mittlerweile haben auch der US-Verteidigungsminister Hagel und Vizepräsident Kerry von Angriffen mit chemischen Waffen gesprochen. Es soll sich aber um kleinere Vorfälle handeln. Noch will man vermeiden, in einen Krieg hineingezogen zu werden, obgleich US-Präsident Obama von einem Überschreiten der roten Linie bei einem Einsatz von Chemiewaffen gesprochen hatte.

Israelische Kommentatoren sehen die "Drohnenpropaganda" eher als Versuch, die gegen sunnitische Rebellen in Syrien kämpfende Hisbollah in ein anderen Licht zu rücken, indem gezeigt wird, dass sie auch weiterhin gegen Israel kämpft. Andere fragen hingegen, was das Ziel der Drohne war und ob es sich um eine mit Sprengstoff beladene Drohne gehandelt haben könnte. Möglicherweise könnte es auch ein erster Versuch gewesen sein, so mutmaßt Haaretz, die Gasfelder vor der Küste anzugreifen. In Israel wurde die Bedrohung zumindest so ernst genommen, dass der Hubschrauber, in dem Regierungschef Netanjahu zu der Zeit unterwegs war, zur Sicherheit eine Notlandung einlegte. Der stellvertretende Verteidigungsminister Danny Danon beschuldigte jedenfalls Iran, mit der Hilfe der Hisbollah "Israel zu testen", und kündigte eine Antwort an. Das israelische Militär spricht von einer Achse Syrien und Iran und warnt, dass die Hisbollah seit dem Libanon-Krieg stärker geworden sei, aber nun ein Auseinanderbrechen der Achse fürchtet, die für das eigene Überleben wichtig ist.

Erst im Oktober des letzten Jahres war eine Drohne in den israelischen Luftraum eingedrungen und erst in der Nähe des Atomreaktors Dimona abgeschossen worden. Die Hisbollah bekannte sich damals einige Tage später, die Drohne gesteuert zu haben (Hisbollah will die Drohne nach Israel geschickt haben). Für die Luftabwehr der israelischen Streitkräfte war dies eine Schmach, die israelische Öffentlichkeit wurde durch die neue Bedrohung aufgeschreckt, schließlich können Drohnen nicht nur mit Kameras, sondern auch mit Sprengstoff bestückt werden (In Israel beginnt die Auseinandersetzung mit den "Terrordrohnen"). Deshalb wurde jetzt betont, dass man die Drohne bereits über dem Libanon entdeckt habe. Gleich seien Kampfflugzeuge gestartet, die die Drohne abgeschossen hätten, nachdem klar war, dass es sich nicht um ein ziviles Flugzeug gehandelt habe. Drohnen würden eine "ernste Bedrohung von Israels Sicherheit" darstellen, so die IDF, das würde man nicht tolerieren. Hingewiesen wurde auch, dass während des Libanonkriegs bereits zwei Ababil-Drohnen abgeschossen worden waren.

Sehen lässt sich jedenfalls, dass Drohnen auch ein neues Mittel der Provokation und der Drohung sein können - und dass sie auch in Händen von nichtstaatlichen Akteuren geraten können. Man wird darauf warten können, bis die erste "Selbstmord"-Drohne, gefüllt mit Sprengstoff, von einer Rebellen- oder Terrorgruppe auf ein Ziel zugesteuert wird. Der Schrecken in der Drohneneuphorie vieler Sicherheitspolitiker wird groß sein, selbst wenn sie noch rechtzeitig abgeschossen werden kann.