Israels Atomwaffen sind die größte Bedrohung für den Nahen Osten
Seite 2: "Genügend spaltbares Material, um 60 bis 300 Atomwaffen herzustellen"
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- "Genügend spaltbares Material, um 60 bis 300 Atomwaffen herzustellen"
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Bereits 1949 hatte die israelische Armee in der Negev-Wüste Uranvorkommen gefunden, was 1952 zur Gründung der im absolut Geheimen operierenden Israelischen Atomenergiekommission (IAEC) führte.
Im Jahr 1955 verkaufte die US-Regierung Israel einen Kernforschungsreaktor. Doch das war nicht genug. In dem Bestreben, eine vollwertige Atommacht zu werden, wandte sich Tel Aviv 1957 an Paris. Paris wurde zu einem wichtigen Partner bei Israels nuklearen Aktivitäten, indem es der israelischen Regierung dabei half, einen geheimen Kernreaktor in der Nähe von Dimona in der Negev-Wüste zu bauen.
Der Vater des israelischen Atomprogramms war damals kein Geringerer als Shimon Peres, der ironischerweise 1994 mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet wurde. Der Kernreaktor von Dimona heißt jetzt "Shimon Peres Nuclear Research Center-Negev".
Ohne jegliche internationale Überwachung und somit ohne irgendeine rechtliche Verantwortung geht Israels Streben nach Atomwaffen bis zum heutigen Tag weiter. 1963 kaufte Israel hundert Tonnen Uranerz aus Argentinien. Es wird zudem davon ausgegangen, dass Israel während des israelisch-arabischen Krieges im Oktober 1973 "kurz vor einem nuklearen Präventivschlag stand", wie Richard Sale von United Press International (UPI) feststellt.
Gegenwärtig geht man davon aus, dass Israel "über genügend spaltbares Material verfügt, um 60 bis 300 Atomwaffen herzustellen", so der ehemalige US-Armeeoffizier Edwin S. Cochran.
Die Schätzungen variieren, aber die Fakten über Israels Massenvernichtungswaffen sind kaum umstritten. Israel selbst praktiziert die sogenannte "strategische Zweideutigkeit", um seinen Feinden eine Botschaft über seine tödliche Macht zu übermitteln, ohne etwas preiszugeben, das es vor internationalen Inspektionen zur Rechenschaft ziehen könnte.
Was wir über Israels Atomwaffen wissen, ist zum Teil dem Mut des ehemaligen israelischen Nukleartechnikers Mordechai Vanunu zu verdanken, einem Whistleblower, der wegen seines Mutes, Israels Geheimnis zu enthüllen, ein Jahrzehnt lang in Einzelhaft gehalten wurde.
Dennoch weigert sich Israel, den Vertrag über die Nichtverbreitung von Kernwaffen (NVV) zu unterzeichnen, der von 191 Ländern bestätigt wurde.
Die israelische Führung hält an der sogenannten "Begin-Doktrin" fest, in Anspielung auf Menachem Begin, den rechtsgerichteten israelischen Premierminister, der 1982 in den Libanon einmarschierte und dabei Tausende von Menschen tötete. Die Doktrin beruht auf der Vorstellung, dass Israel sich selbst das Recht zuspricht, Atomwaffen zu besitzen, was seine Feinde im Nahen Osten jedoch nicht dürfen. Diese Überzeugung bestimmt das israelische Handeln bis heute.
Die Unterstützung der USA für Israel beschränkt sich nicht darauf, Israel einen "militärischen Vorsprung" gegenüber seinen Nachbarn in Bezug auf konventionelle Waffen zu sichern. Israel soll auch die einzige Supermacht in der Region bleiben, selbst wenn das bedeutet, dass sich das Land der internationalen Rechenschaftspflicht für die Entwicklung von Massenvernichtungswaffen entzieht.
Die kollektiven Bemühungen der arabischen und anderer Länder auf der UN-Generalversammlung zur Schaffung einer atomwaffenfreien Zone im Nahen Osten sind begrüßenswerte Initiativen. Jeder, auch Washington, sollte sich dem Rest der Welt anschließen, um Israel endlich zu zwingen, dem Atomwaffensperrvertrag beizutreten – es wäre ein erster, aber entscheidender Schritt in Richtung einer seit Langem blockierten Pflicht auch für Israel, seine nuklearen Programme für Inspektionen zugänglich zu machen.
Der Artikel erscheint in Kooperation mit Common Dreams. Dort findet er sich im englischen Original. Übersetzung: David Goeßmann.
Ramzy Baroud ist Journalist und Herausgeber der Palestine Chronicle. Er ist der Autor von fünf Büchern. Sein neuestes ist "These Chains Will Be Broken: Palestinian Stories of Struggle and Defiance in Israeli Prisons". Dr. Baroud ist Non-Resident Senior Research Fellow am Center for Islam and Global Affairs (CIGA) der Istanbul Zaim University (IZU). Seine Homepage ist: www.ramzybaroud.net.