Ist der Ipod unsozial?
Australische Schule verbietet Apples MP3-Spieler
Weil sich Musikhörer von ihrer Umwelt abkapseln, sind Walkmen und Ipods für die Entwicklung von Schülern schädlich.
Es gibt viele elektronische Spielzeuge, mit denen Schüler sich vom Unterricht ablenken lassen, ob Handy, Gameboy, Walkman oder was die Samwer-Brüder demnächst wieder Neues in Petto haben ("Ich habe kaum noch Freunde, das gebe ich zu, aber ich habe viele Abonnenten"). Speziell die Ipods sind von den Schülern der International Grammar School in Sydney jedoch nun beim Betreten der Schule abzuliefern; sie bekommen sie erst wieder, wenn sie die Schule verlassen. Die Schuldirektorin Kerrie Murphy sprach das Verbot aus, weil sie dazu führten, dass sich ihre Benutzer sozial isolierten: Sie hörten niemand anders mehr zu, nicht ihren Mitschülern und schon gar nicht dem Lehrer, sondern nur noch sich selbst. Zudem seien bei jungen Ipod-Nutzern langfristig Ohrenschäden möglich oder Unfälle besonders im Verkehr.
„Es ist wichtig, dass die Kinder miteinander reden und Teil einer Gemeinschaft sind. Dazu kommen sie zur Schule“, so Kerrie Murphy gegenüber dem Sydney Herald. Die Eltern sind ihr für das Ipod-Verbot dankbar, die älteren Schüler jedoch sauer: Sie hören die Musik im Klassenzimmer, beim Mittagessen und im Bus, um sich besser konzentrieren zu können. Wenn auch bestimmt nicht auf den Lehrer. Und die Ipods seien gut für die Kontaktpflege, so die Schüler, weil man sich den Kopfhörer ja mit einem anderen Schüler teilen könne: Einer hört den linken, einer den rechten Kanal…
Handys sind in der International Grammar School dagegen noch nicht verboten, doch ihre Nutzung ist eingeschränkt. Premierminister Bob Carr kündigte jedoch bereits an, dass Schüler zukünftig die Erlaubnis ihrer Eltern benötigen werden, wenn sie ein Handy in die Schule mitbringen wollen, um Mobbereien per SMS einzudämmen.
Schöne sterile Hightech-Welt: Ipod und Blog ersetzen Sex
The Register, das bissige englische Online-Magazin, geht sogar noch etwas weiter: Statt im Bus andere Leute kennenzulernen und mit ihnen zu reden, würde die Ipod-Generation brav ihre Musik hören und später zuhause am Computer allein in ihr Blog tippen, was sie dabei gesehen haben. Statt dass der Junge das Mädchen bekomme, würde er also schüchtern der Musik lauschen und später der Welt online kundtun, wie toll sie war aber warum er sie leider leider nicht gekriegt habe. Was zugegeben immer noch besser ist, als wenn sie nachher der Welt kundtut, wie es bzw. er war.
Die kleinen privaten Spielzeuge des Internet-Zeitalters wie Ipods und Blogs seien also egozentrische "social minimizers", so Andrew Orlowski aus San Franzisco – teure Dongles, um der Gefahr von Sex aus dem Weg zu gehen. Die Direktorin wolle also wirklich nur das Beste für ihre Schützlinge…
Dass konservative Politiker und Geistliche nun allerdings zur Hebung der Moral Ipods und Blogaccounts an Schüler verteilen, ist natürlich nur ein dummes Gerücht.