J. Robert Oppenheimer und die Atombombe

"Oppenheimer" von Christopher Nolan. Bild: © Universal Pictures

Wie gehen Menschen mit der Möglichkeit um, dass der Fortbestand der menschlichen Zivilisation als ganzer potenziell bedroht ist? Christopher Nolans neuer Film über den Vater der Bombe: Warten auf den großen Knall.

Tu n’as rien vu à Hiroshima!
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Pastellne Farben, blauer Himmel, gleißendes Sonnenlicht. Bald wird ein noch viel hellerer Lichtschein strahlen am Himmel von New Mexico; "heller als tausend Sonnen" hat man dieses Licht bald beschrieben, als Horror und Verheißung in einem.

Es war das Licht von "Trinity", so der Codename für den Prototyp aller Kernwaffen, der am 16. Juli 1945 gezündet wurde. Die zweite je gezündete Atombombe war dann die von Hiroshima.

Jetzt, kurz vor dem Start von Christopher Nolans neuem Film "Oppenheimer" über J. Robert Oppenheimer, den "Vater der Atombombe", werfen wir einen Blick auf die Geschichte der Atomphysik und "der Bombe" im Film.

Die Atombombe, die ihr zugrundeliegende Kernphysik und ihre Geschichte haben zahlreiche Filme inspiriert. Filme visualisieren und poetisieren die Vernichtungskraft der "Bombe" ebenso wie die ethischen Fragen, die ihre Existenz und ihr Gebrauch aufwerfen, und die kulturelle Situation, die aus ihr folgt. Filme widmen sich der Vorgeschichte und vor allem den Folgen und Auswirkungen der Atombombe auf individueller wie auf gesellschaftlicher Ebene.

Erste Bilder aus der B-29

Der Film war nämlich von Anfang an dabei: Mit drei Kameras, aus drei unterschiedlichen Perspektiven dokumentierte man das Geschehen der "Trinity"-Zündung auf 35-mm-Film.

Auf den beiden folgenden Flügen der B-29-Bomber filmte Harold Agnew, der spätere Archivar des Atombombenbauzentrums Los Alamos, mit seiner privaten 16-mm-Kamera die beiden Bombenexplosionen. Auch die ersten längeren Filme entstanden bereits 1945 unmittelbar nach den Bombenabwürfen von Hiroshima und Nagasaki.

Die Atombombe und ihre Geschichte hat seitdem zahlreiche Filme auf sehr unterschiedliche Weise inspiriert. Filme visualisieren und poetisieren die Vernichtungskraft der "Bombe" ebenso wie die ethischen Fragen, die ihre Existenz und ihr Gebrauch aufwerfen. Sie widmen sich der Vorgeschichte und vor allem den Folgen und Auswirkungen der Atombombe auf individueller wie auf gesellschaftlicher Ebene.

Wie gehen Menschen mit der Möglichkeit um, dass der Fortbestand der menschlichen Zivilisation als ganzer potenziell bedroht ist?

US-Zensur gegen Dokumentarbilder

Noch im August 1945 begab sich die japanische Filmeinheit "Nippon Eiga Sha" im Auftrag der japanischen Regierung nach Hiroshima und Nagasaki, um die Auswirkungen der verheerenden neuen Waffe filmisch festzuhalten.

"Nippon Eiga Sha" war ein kriegsbedingter Zusammenschluss mehrerer Wochenschau- und Dokumentarfilminstitutionen, die bereits vor dem Krieg bestanden hatten. Sie waren für Kriegszwecke verstaatlicht worden. Angeführt wurden sie nun aber vom japanischen Filmkritiker Akira Iwasaki, der auch Historiker war und gelegentlich als Produzent arbeitete.

Die Wahl von Iwasaki für diesen Auftrag war ungewöhnlich und bemerkenswert. In den 1930er-Jahren war Iwasaki Leiter einer linken Filmgruppe namens "Prokino" oder "Proletarische Filmliga". Da "Prokino" antimilitaristisch war, war sie kurz vor dem Krieg verboten worden, und einige ihrer Mitglieder hatte man inhaftiert.

Iwasaki selbst hatte einen Teil des Krieges im Gefängnis verbracht. Die Tatsache, dass er rehabilitiert wurde und den Filmauftrag erhielt, spiegelte die turbulente Situation im Japan der letzten Kriegstage nieder, und das Ausmaß, in dem das Militär bereits seine Machtposition verloren hatte.

Zwei Filmcrews der Einheit waren bereits im Einsatz, als die amerikanischen Besatzungstruppen vor Ort eintrafen. Unter strenger Kontrolle entstand in den folgenden Wochen viel zusätzliches Filmmaterial, alles in Schwarz-Weiß. Einiges davon wurde im Herbst in verschiedene Wochenschaunachrichten integriert. Zugleich wurden die Sequenzen unter US-Kontrolle unter dem Gesamttitel "Effects of the Atom Bomb" zusammenmontiert.

Sie umfassen etwa drei Stunden, und wurden kurz danach von der US-Militärregierung beschlagnahmt, außer Landes transportiert und verschwanden als "geheim" klassifiziert für ein knappes Vierteljahrhundert in US-Archiven.

Dann wurden sie von US-Forschern entdeckt, die ihre Freigabe erwirkten, und sie zu einem nur 16-minütigen Kurzfilm verdichteten, der, versehen mit einem amerikanischen Kommentartext, im Februar 1970 im New Yorker MoMa Premiere hatte, und sich darauf binnen Wochen mit über 500 Kopien unter dem Titel "Hiroshima-Nagasaki, August 1945" international verbreitete.

Erst den Siebzigerjahren enthüllten Mitarbeiter der "Nippon Eiga Sha", dass sie Teile des Materials heimlich kopiert hatten, um es vor dem Zugriff der US-Zensur zu schützen.

Der erste Spielfilm stammt aus den USA und trägt den Titel: "Beginning or the End". Der Film von 1947 verbindet Dokumentaraufnahmen mit einer fiktionalen Rahmenhandlung. Szenen mit den Präsidenten Roosevelt und Truman liefern so etwas wie die politische-moralische Rechtfertigung des Atombombeneinsatzes.

Beide Filme haben gemeinsam, dass sie – im japanischen Fall zensurbedingt – das menschliche Leiden, Tod und Terror weitgehend aussparen und sich auf die Effekte der Bombe für unbelebte Objekte konzentrieren.