Jagd auf außerirdisches Leben: Nasa-Mission in Richtung Europa gestartet

Computerillustration der Sonde Europa Clipper an ihrem Ziel

Computerillustration von Europa Clipper vor ihrem Ziel

(Bild: olivier.laurent.photos/Shutterstock.com)

Nasa-Sonde startet verspätet zum Jupiter. Ziel ist der eisige Mond Europa, mit einer Frage: Gibt es dort außerirdisches Leben?

Nach einer wetterbedingten Verschiebung ist die Nasa-Mission "Europa Clipper" am Montag erfolgreich in Richtung Jupiter gestartet. Sie verfolgt das Ziel, Anzeigen außerirdischen Lebens auf einem der eisigen Monde Jupiters zu finden.

Erfolgreicher Start nach Verschiebung

Wie die BBC berichtet, hob das Raumfahrzeug am 14. Oktober im Weltraumbahnhof Cape Canaveral im US-Bundesstaat Florida um 12 Uhr 6 Ortszeit ab. Der Start an Bord einer Falcon Heavy Rakete des privaten Raumfahrtunternehmens SpaceX musste zuvor aufgrund von Hurrikan Milton verschoben werden.

Nun hat die Sonde jedoch ihre fast 2,9 Milliarden Kilometer weite Reise angetreten. Ihr Ziel ist der Jupitermond Europa, dessen Orbit sie im April 2030 erreichen wird. Die Mission folgt der bereits 2023 gestarteten europäischen Jupitermission Juice, wird aber dank eines Swing-by-Manövers, bei dem die Gravitationskraft von Mars und Erde zur Beschleunigung genutzt wird, früher ankommen.

Neues Verständnis vom Leben im Universum

Die möglichen Erkenntnisse der Mission könnten das Verständnis von Leben in unserem Sonnensystem grundlegend verändern. Denn unter der bis zu 25 Kilometer dicken Eiskruste Europas wird ein riesiger Ozean vermutet, der doppelt so viel Wasser enthält wie die Erde.

"Wenn wir Leben so weit von der Sonne entfernt entdecken, würde dies auf einen anderen Ursprung des Lebens als auf der Erde hindeuten", sagte Mark Fox-Powell, Planetenbiologe an der Open University, gegenüber der BBC. Das würde die Wahrscheinlichkeit erhöhen, dass Leben im Universum häufig vorkommt.

Europa ist 628 Millionen Kilometer von der Erde entfernt und nur etwas größer als unser Mond. Aufgrund seiner eisigen Oberfläche würde er an unserem Himmel fünfmal heller erscheinen.

Bisher ist der Mond kaum erforscht. Die rätselhaften Bilder beim Vorbeiflug der Raumsonden Voyager 1 und 2 sowie der NASA-Mission Galileo zeigten eine Oberfläche voller dunkler, rötlich-brauner Risse, die Salze und Schwefelverbindungen enthalten könnten, auf denen Leben möglich ist.

Das Bordinventar von Europa Clipper umfasst neun wissenschaftliche Instrumente sowie ein Experiment zur Untersuchung der Gravitationskräfte.

Die Geräte dienen dazu, die Eisdicke präzise zu vermessen, die chemische Zusammensetzung des darunterliegenden Ozeans zu analysieren und potenzielle Auswirkungen von Gezeitenkräften zu erfassen. Bis zum geplanten Ende der Primärmission im Herbst 2034 soll im Rahmen dutzender naher Vorbeiflüge fast der gesamte Mond kartiert werden.

Britney Schmidt, Professorin für Erd- und Atmosphärenwissenschaften an der Cornell University, hat ein Laserinstrument entwickelt, das durch Eis hindurchsehen kann. Sie hofft, Einblicke in die "Rohrleitungen" Europas zu gewinnen und verborgene Wasserreservoirs zu kartieren.

Technische Herausforderung

"Mit seinen riesigen Solaranlagen und Radarantennen ist Europa Clipper das größte Raumfahrzeug, das die Nasa je für eine Planetenmission entwickelt hat", schreibt die Raumfahrtagentur auf der Missionswebsite. Die Sonde ist mit großen Solarpaneelen ausgestattet, die ausreichend Sonnenlicht für den Betrieb im Jupitersystem sammeln – einer Region, die über fünfmal weiter von der Sonne entfernt ist als die Erde.

Bei vollständig ausgeklappten Solarpaneelen misst die Sonde eine beeindruckende Länge von über 30,5 Metern. Ihre Trockenmasse (also das Gewicht ohne Treibstoff) beträgt 3,2 Tonnen. Trotz der großen Entfernung zur Sonne sorgt die großzügig bemessene Solarpanel-Fläche dafür, dass genügend Energie für die wissenschaftlichen Instrumente und Systeme bereitgestellt werden kann.

Eine weitere Herausforderung stellt die intensive Strahlung dar. Bei jedem Vorbeiflug an Europa wird die Sonde einer Strahlung ausgesetzt, die einer Million Röntgenstrahlen entspricht. Elektronik und Instrumente sind deshalb in einem strahlungssicheren "Tresor" aus Titan und Aluminium untergebracht.

Die Sonde ist nicht nur eine technische Meisterleistung, sondern die Mission als ganzes auch ein Statement für die Wissenschaft: "Es geht hier nicht um Profit. Es geht um Forschung und Neugier und darum, die Grenzen unseres Wissens über unseren Platz im Universum zu erweitern", so Professor Fox-Powell.

Ein internationales Team von Wissenschaftlern und Ingenieuren der Nasa, des Jet Propulsion Lab und des Johns Hopkins Applied Physics Lab wird die lange Reise überwachen. Wenn die Mission erfolgreich ist, könnte sie den Weg für zukünftige erdgebundene Missionen ebnen und unser Verständnis der Bedingungen für Leben im Weltraum vertiefen.