Jugend in ärmeren Vierteln: Größere Angst vor Schulversagen

Seite 2: Höhere Hilfsbereitschaft in den ärmeren Vierteln

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Wenn vielleicht auch nicht so frappant, wie es die Studie hinausposaunt, aber aufschlussreich ist eine andere Beobachtung, die das soziale Zusammenleben betrifft. So zeigt sich, dass die Hilfsbereitschaft und ein Sinn für sozialen Zusammenhalt in der Erwartungshaltung und im Bewusstsein der Jungen in den ärmeren Vierteln höher sind.

67 Prozent der Kinder und Jugendlichen in den benachteiligten Vierteln vertrauen darauf, dass sie bei Nachbarn und anderen Viertelbewohnern Hilfe "im Fall einer Gefahr" bekommen. Bei den Innenstadtbewohnern geben dies nur 55 Prozent an. 71 Prozent der jungen Bewohner der quartiers prioritaires gaben an, dass sie sich mit den Nachbarn gut verstehen - gegenüber 58 Prozent des Nachwuchses in der Innenstadt.

Unterschiede zeigen sich auch in Gefühlen der Wertschätzung von Freunden. 43,8 Prozent der jungen Bewohner der ärmeren Viertel geben an, dass sie sich von diesen wertgeschätzt fühlen und dass zähle, was diese sagen und was sie selbst denken. In der Innenstadt gaben dies nur 34 Prozent an. Auffallende Unterschiede gab es auch bei der empfundenen Wertschätzung durch die Eltern. Sie lag bei den Teilnehmern aus den benachteilgten Wohnorten deutlich höher.

Allerdings stehen dem größere soziale Härten in der Schule gegenüber. Während in der Innenstadt nur 4,7 Prozent der Schüler über ethnische und religiöse Diskriminierungen klagen, sind es in den ärmeren Vierteln 9,4 Prozent. Was das Leben im Viertel betrifft, so klagen 8,7 Prozent in den quartiers prioritaires über solche Diskriminierungen, in der Innenstadt sind es nur 3,4 Prozent. Nicht ganz ein Viertel der jungen Innenstadtbewohner, 23,7 Prozent, geben an, dass sie schon einmal Opfer von Schikanen wurden, in den ärmeren Vierteln sind es 36,2 Prozent.

Zu verklären ist also nichts, was die Härten in den ärmeren Vierteln angeht, doch verweist die größere Hilfsbereitschaft dort und das größere Vertrauen in die Hilfsbereitschaft von Nachbarn auf etwas, das in den zentralen urbanen Zonen anscheinend weniger wichtig ist.