KI bedroht jeden zweiten Arbeitsplatz im Bankensektor

Roboterhand hält Stapel von Münzen stapeln und analysiert den Aktienmarkt.

(Bild: chayanuphol / Shutterstock.com )

Europas Banken reduzieren Personal durch KI-Technologien. Zigtausende Jobs sind in Gefahr. Doch wozu wird KI eingesetzt und welche Potenziale birgt sie?

Der Bankensektor steht vor einem großen Umbruch durch künstliche Intelligenz. Immer mehr Kreditinstitute in Europa setzen auf KI-Tools, um Prozesse zu automatisieren und die Produktivität zu steigern. Die Kehrseite der Medaille: Tausende Arbeitsplätze fallen weg.

Italienische Bank BPER baut 2.000 Stellen durch KI ab

Als eine der ersten Banken hat die italienische BPER Banca konkrete Zahlen zum KI-bedingten Stellenabbau vorgelegt. Bis 2027 will die Bank ihre Belegschaft um zehn Prozent oder 2.000 Mitarbeiter reduzieren. Ermöglicht werden soll dies laut BPER durch "KI/GenAI-basierte Prozessoptimierung und -automatisierung".

Der Personalabbau soll "durch bereits vereinbarte freiwillige Austritte und natürliche Fluktuation" erfolgen, so die Bank. Zudem sollen weitere Maßnahmen wie die Verlagerung des Filialvertriebs auf digitale Kanäle eine Rolle spielen.

Citigroup: KI bedroht mehr Jobs im Bankensektor als in anderen Branchen

Aber auch andere Kreditinstitute treiben den Einsatz traditioneller und generativer KI voran. Die US-Bank Citigroup erwartet, dass die Technologie nirgendwo so viele Arbeitsplätze verdrängen wird wie im Bankensektor. Laut einer Citi-Studie haben 54 Prozent der Arbeitsplätze im Bankensektor ein hohes Automatisierungspotenzial durch KI.

"Generative KI hat das Potenzial, den Bankensektor zu revolutionieren und die Rentabilität zu verbessern", sagt David Griffiths, Technologiechef der Citigroup. Die Bank hofft, dass KI die Leistung des Unternehmens und seiner Mitarbeiter steigern kann.

Banken setzen KI vielfältig ein – vom Kundenservice bis zur Betrugsbekämpfung

Doch wofür setzen Banken KI konkret ein? Ein Schwerpunkt ist der Kundenservice. Das Fintech Revolut nutzt KI bereits, um mehr als 30 Prozent aller Kundenchats zu erfassen. "Das ist ein Bereich, in dem es nach oben keine Grenzen gibt", sagt Francesca Carlesi von Revolut gegenüber Bloomberg. "Ich habe keinen Zweifel daran, dass wir in ein paar Jahren vielleicht 80 Prozent der Kundeninteraktionen über KI abwickeln werden."

Auch im Investmentbanking wird KI eingesetzt. Die Schweizer UBS hat ein KI-Tool entwickelt, das potenziellen Kunden M&A-Deals vorschlägt, indem es in Sekundenschnelle eine Datenbank mit mehr als 300.000 Unternehmen analysiert. Die Deutsche Bank nutzt wiederum KI, um die Portfolios vermögender Kunden zu scannen.

Weitere Einsatzgebiete sind die Betrugsbekämpfung und die Erkennung potenzieller Kreditausfälle. Die niederländische ING setzt KI gezielt zur Früherkennung von Zahlungsausfällen ein.

Citigroup erwartet 170 Milliarden Dollar Zusatzgewinn für Branche

Insgesamt versprechen sich die Banken von KI enorme Produktivitätssteigerungen. Laut der Studie der Citigroup könnte die Technologie bis 2028 nicht weniger als 170 Milliarden US-Dollar zusätzlich in die Kassen des Bankensektors spülen.

JPMorgan-Chef Jamie Dimon geht laut Bloomberg sogar davon aus, dass KI es Arbeitgebern ermöglichen wird, die Wochenarbeitszeit auf nur noch 3,5 Tage zu reduzieren. Ob diese Vision Wirklichkeit wird, bleibt abzuwarten.

KI-Einsatz verändert Jobprofile und erfordert neue Fähigkeiten

Klar ist: Der KI-getriebene Wandel in der Belegschaft stellt Banken auch bei der Rekrutierung vor neue Herausforderungen. Denn der Einsatz von KI erfordert Fähigkeiten, die bei den bestehenden Mitarbeitern oft nicht vorhanden sind.

Die niederländische ING hat daher kürzlich einen Experten mit einem Doktortitel in maschinellem Lernen eingestellt, um KI für den Devisenhandel zu entwickeln. Die spanische CaixaBank plant sogar den Aufbau eines Teams aus Hunderten von KI- und IT-Experten.

Auch wenn KI Arbeitsplätze kosten wird – die Citigroup rechnet nicht mit einem kompletten Stellenabbau. Denn Banken werden eine Schar von KI-Managern und auf KI spezialisierte Compliance-Beauftragte einstellen müssen, die den regelkonformen Einsatz der Technologie überwachen.

So ersetzt die italienische BPER Banca zumindest einen Teil des Stellenabbaus durch Neueinstellungen. Bis 2027 sollen 1.100 neue Mitarbeiter in "strategischen Bereichen" wie IT an Bord kommen, während 3.100 Stellen abgebaut werden. Ein Indiz dafür, dass sich der Arbeitsmarkt im Bankensektor zwar radikal verändern, aber nicht gänzlich verschwinden wird.