Kampfsport in den USA: Trump und die Ultimate Fighting Championship (UFC)
In den USA herrscht Kampfsport-Boom. Ausgehend von der US-Top-Liga wird mit dem modernen Gladiatoren-Sport eine Unsumme verdient. Ein Blick auf die Geschichte.
Als Donald Trump in sein luxuriöses Mar Largo-Ressort zur Wahlkampfendparty in Florida lud, kamen dutzende Hochrangige, Mächtige und Einflussreiche.
Dem geneigten Beobachter fiel jedoch eine kleine, aber wichtige Besonderheit auf. Während des Banketts saßen nicht die Granden der Republikanischen Partei und politisch Bedeutenden neben dem frisch-gewählten Wahlsieger, sondern zwei seiner besten männlichen Freunde, einer davon Elon Musk.
Ein alter Freund
Weniger beachtet, aber kaum unbedeutender war ein weiterer Intimus von Donald Trump – dieser saß beim Bankett zur Rechten von Trump. Der großgewachsene, muskulöse Glatzkopf zu seiner Rechten, durfte gar am Abend – auf Einladung von Trump – eine kleine Lobesrede halten.
Die Rede ist vom Boss der größten und einflussreichsten Kampfsport-Liga der Welt: UFC-Gründer und Besitzer Dana White. White bediente in seiner beachtenswerten Rede die üblichen Narrative der Maga-Erzählung und sprach von politischen Gegnern und Verschwörungen.
So sagte er: "Sie konnten ihn nicht aufhalten. Er ist nicht aufzuhalten, er macht immer weiter, er gibt nicht auf, er ist der widerstandsfähigste, fleißigste Mann, den ich je in meinem Leben getroffen habe".
Doch was verbindet die beiden selbsternannten Dealmaker? Auf den ersten Blick wenig. Der eine ein bauchtragender Immobilienmogul und vorbestrafter Kapitalmagnat, der andere ein Sport-Unternehmer mit Saubermann-Image. Auf den zweiten Blick viel. Zumindest eine alte Männerfreundschaft.
Kampfabende im Trump-Hotel
Um zu verstehen, welche Rolle die Beiden füreinander spielen, muss man zurückspringen in die Anfangszeit der Kampfsport-Company. Gestartet – nach der genialen Idee von White – war UFC als Vergleichswettbewerb zwischen allen relevanten Kampfsportarten der Welt, um die Gretchenfrage, welche denn nun die Beste und Effektivste sei, zu beantworten.
Es traten also – im Rahmen kleiner Veranstaltungen – Judoka gegen Sumo-Ringer, Boxer gegen Grappling-Asse an. Anfang der 2000er Jahre steckte die UFC mit ihrem ersten Slogan "There are no rules" in einer tiefen Krise – unter de Argusaugen der Regulierungsbehörden und dem US-Senator John McCain verboten 36 US-Bundesstaaten die UFC und die TV-Sender traten von ihren Pay-per-View-Verträgen mit White zurück. Ironie der Geschichte: die Kampagne gegen die Sportart ging von republikanischen Senatoren aus.
Die Liga stand kurz vor ihrem Ende – White auch finanziell vor dem Abgrund. Doch Rettung nahte: durch den Anteilkauf der beiden Casino-Betreiber Frank und Lorenzo Fertitta aus Las Vegas, welche früh das Entertainment-Potenzial des Käfigkampfes erkannten, wurde die UFC gerettet.
Den Durchbruch schaffte die UFC unter anderem durch Kampfabende in einem gewissen Hotel – dem zum Trump-Imperium gehördenden Taj Mahal in Las Vegas.
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In der ersten Amtszeit von Trump war die UFC mit die erste Organisation, welche mit Sonderregelungen wieder arbeiten durfte. 2016, 2020 und auch im aktuellen Wahlkampf engagierte sich White als Redner für Trump. 2020 gehörte er gar zum Beraterstab – ohne nennenswerte berufspolitische Vorkenntnisse.
Eine letzte Posse: nach Medienberichten soll sich Trump auch im "Sex-Tape" Verfahren gegen Dana White für den UFC-Boss eingesetzt haben. Der Einfluss von Trump scheint geholfen zu haben: ohne öffentliches Aufsehen wurde die Anklage gegen White nach Zahlung von 10.000 US-Dollar fallengelassen.
Eine wichtige Bastion
Doch für Trump spielt Dana White nicht nur aufgrund der Wahlkampfauftritte eine gewichtige Rolle. White verschafft Trump immer wieder genuin unpolitisch wirkende Massenauftritte. Trump durfte bei diversen UFC-Kampfabenden, welche insbesondere unter einem gewichtigen Teil der jungen, männlichen US-Arbeiterklasse beliebt sind, neben Dana White und im Spotlight der TV-Ausstrahlungen sitzen.
Viele aktive UFC-Kämpfer wie Sean Strickland oder Colby Covington trommelten gleichsam für eine Wahl von Trump (siehe Instagram-Stories mit Millionen-Reichweite). Widerstand innerhalb oder öffentlich bei UFC-Kampfabenden gegen Trump oder eine Parteinahme für die demokratische Partei war nie zu vernehmen.
So wurde und ist die UFC – als gigantisches und expandierendes Kampfsportunternehmen einer Sportart, welchen einen jahrelangen Höhenflug noch immer nicht beendet hat – ein geeigneter Resonanzraum für die Trumpsche Ideologie und Erzählung.
Spannend ist, dass dahinter knallharte und tradierte Geschäftsbeziehungen stehen. Unter dem Augenmerk, dass Trump es sich durch seine Tiraden gegen einzelne Spieler mit der NFL wie NBA verscherzt hat, ist der Dienst der UFC kaum hoch genug einzuordnen.
Der Hype um Donald Trump bricht sich in prominenten Beispielen auch in andere Sportarten und insbesondere im Kampfsport Bahn: Mike Tyson gilt als Trump-Supporter und der unter der Jugend immens einflussreiche Influender-Boxer (welcher im November noch gegen Tyson boxen soll) – Jake Paul – schrieb auf X zum Sieg von Trump: "Die Wahrheit und Gott haben in Amerika gesiegt. Die ist ein Riesenschritt in die richtige Richtung, um die aktuell großen Probleme in der Welt zu lösen. Amerika ist gerettet."
Rechter Haken mit Gewinngarantie
Noch kurz vor den Wahlen sorgten White und Trump für einen öffentlich geplanten ideologischen Eklat: In Pittsburgh erklärte Trump, er habe White davon überzeugen können, eine Art UFC 2.0 zu gründen. In der Migranten gegen US-Amerikaner antreten würden.
Kennt man sich im UFC-Zirkus etwas aus, wird schnell klar, wie absurd diese Aussage ist. Längst kämpfen Sportler aller Nationen gegeneinander – es dominieren mal Brasilianer, Russen oder US-Amerikaner.
Weder solche Aussagen, noch dass White seine Frau in einem auf Video-aufgezeichneten Bericht öffentlich geschlagen haben soll, er lange Zeit gegen Frauenkämpfe agitierte (bis Ronda Roussey), Jair Bolsonaro-Fans und die Qanon Bewegung in der UFC geduldet sind, zeitigen einen Abbruch des auch profitträchtigen Höhenfluges der UFC.
Nach den offiziellen Geschäftsberichten der UFC boomte das Jahr 2023 – mit einem Anstieg von 13 Prozent im Vergleich zum Vorjahr konnten 1,3 Milliarden Umsatz generiert werden.
Politisch erwähnenswert ist, dass UFC-Publikum und Trump-Wählerschaft soziologisch annähernd zusammenfallen: wie die NZZ berichtet war Trump bei der Alterskohorte unter 30 besonders stark – insbesondere bei jungen Männern.