Kapital als Klimakiller
Seite 2: Kapital als globale Weltvernichtungsmaschine
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Und dennoch ist es keine reine globale Verteilungsfrage, die diesen Abgrund beim Ressourcenverbrauch konstituiert. Das Kapital als gesamtgesellschaftliches Reproduktionsverhältnis macht alle Ansätze zunichte, eine ressourcenschonende Wirtschaftsweise zu etablieren.
Das innerste Wesen des Kapitalverhältnisses bringt zwangsläufig ein ökologisch schlicht selbstzerstörerisches Wirtschaftssystem hervor. Eine nachhaltige Lebensweise ist im Rahmen der gegenwärtigen Produktionsweise schlicht unmöglich.
Als Kapital fungiert Geld, das durch einen permanenten Investitionskreislauf vermehrt, also "akkumuliert" oder "verwertet" werden soll. Das Wirtschaftswachstum ist hierbei nur der volkswirtschaftlich sichtbare Ausdruck dieses Vorgangs. Die Akkumulationsbewegung ist aber an eine "stoffliche Grundlage" in der Warenproduktion gebunden.
Spätestens seit dem Ausbruch der Finanzkrise 2008 ist klar geworden, dass dieser Prozess der Kapitalakkumulation an die Warenproduktion gekoppelt ist - und nicht etwa auf den Finanzmärkten aufgrund reiner Spekulationsprozesse dauerhaft aufrechterhalten werden kann.
Ein Unternehmen investiert in Lohnarbeit, Rohstoffe, Maschinen, Produktionsstandorte, um die dort hergestellten Waren mit Gewinn zu veräußern - wobei die Lohnarbeit die Quelle des Mehrwerts ist. Letztendlich akkumuliert das Kapital immer größere Quanta verausgabter, abstrakter Arbeit in diesem uferlosen Verwertungsprozess. Hiernach wird das vergrößerte Kapital ja nicht "verjubelt", sondern reinvestiert - in mehr Rohstoffe, Maschinen, etc., um einen neuen Verwertungskreislauf zu starten.
Die scheinbare Rationalität kapitalistischer Warenproduktion dient somit einem irrationalen Selbstzweck - der uferlosen Vermehrung des eingesetzten Kapitals, dessen Substanz die Lohnarbeit bildet als die einzige Ware, die Mehrwert abwerfen kann. Der konkrete Gebrauchswert einer Ware ist somit für das Kapital nur als notwendiger Träger des Mehrwerts von Belang.
Und dies ist ja für jedes Marktsubjekt nur zu vernünftig - niemand investiert sein als Kapital fungierendes Geld, um danach weniger oder genauso viel zu erhalten. Es muss sich "lohnen", Rendite abwerfen.
Auf gesamtgesellschaftlicher Ebene entfaltet diese ökonomisch "vernünftige" Logik ihr verheerendes Potenzial, da mit erfolgreicher Kapitalakkumulation auch die Aufwendungen für den Produktionsprozess - Rohstoffe und Energie - permanent erhöht werden müssen. Das Kapital wird folglich von einem Wachstumszwang angetrieben.
Somit gleicht schon das kapitalistische "Business as usual" einem Prozess der Verbrennung von immer mehr Ressourcen. Das Kapital muss seinem ureigensten Antriebsgesetz folgend immer größere Mengen an Energie und Rohstoffen "verfeuern", um seine Akkumulationsbewegung aufrechtzuerhalten. Solange, bis es an seine "äußere Schranke" stößt, die in der Endlichkeit der Ressourcen des Planeten besteht. Dieser permanente Wachstumszwang dieses Wirtschaftssystems resultiert letztendlich aus dem Wesen des Kapitals.
Zwischenfazit
Das Kapital strebt somit nach einer möglichst hohen "Selbstvermehrung"; es ist Geld, das zu mehr Geld werden will. Dieser "hohle", selbstbezügliche Prozess ist allen gesellschaftlichen oder ökologischen Folgen seiner beständig anwachsenden Verwertungstätigkeit gegenüber blind. Karl Marx hat bekanntlich für diese gesamtgesellschaftliche Eigendynamik des Kapitalverhältnisses den Begriff des "automatischen Subjekts" eingeführt.
Automatisch, also selbstbezüglich, weil es, obwohl von den nach größtmöglicher Kapitalverwertung strebenden Marktsubjekten - wenn auch unbewusst "hinter ihrem Rücken" - hervorgebracht, der Gesellschaft als eine fremde, tendenziell instabile Macht, als ein oftmals krisengeschüttelter "Sachzwang" gegenübertritt.
Die zusehends schwindenden Ressourcen dieser Welt bilden das immer enger werdende Nadelöhr, durch das sich dieser irrationale Prozess der Kapitalverwertung unter immer größeren Friktionen hindurchzwängen muss. Beide ökologischen Krisenprozesse - die Ressourcenkrise wie die Klimakrise - werden durch diesen Verwertungsprozess, der auf nationaler oder globaler Ebene wie ein automatisch nach Maximalprofit strebendes "Subjekt" agiert, entscheidend befördert.
Die am Selbstzweck uferloser Kapitalverwertung ausgerichtete kapitalistische Weltwirtschaft fungiert somit de facto als eine Weltvernichtungsmaschine, bei der die reale, konkrete Welt verbrannt wird, um das blinde Wachstum der Realabstraktion des Werts bis zum Kapitalkollaps zu perpetuieren.
Das Kapital ist somit aufgrund dieser Notwendigkeit permanenter Expansion das logische Gegenteil einer ressourcenschonenden Wirtschaftsweise, die notwendig wäre, um ein Überleben der menschlichen Zivilisation zu sichern.