Karfreitag der Kirche

Seite 4: Keine Heilung ohne Hilfe von außen

Der folgende Beitrag ist vor 2021 erschienen. Unsere Redaktion hat seither ein neues Leitbild und redaktionelle Standards. Weitere Informationen finden Sie hier.

In diesem Beitrag sind einige Erfahrungen, Fakten und Gesichtspunkte zusammengeführt worden, die für ein weiteres Nachdenken hilfreich sein können. Bezogen auf den Abgrund der sexualisierten Gewalt (Ursachen, Begünstigungsfaktoren, Ausmaß, Heilungswege …) gibt es keine allwissenden Experten - weder in den Kirchen und Religionsgemeinschaften, noch in der Gesellschaft. Gewiss ist allerdings, dass im Raum der Kirche ein geistiges, ökonomisches(!) und rechtliches Machtgefüge - neben anderem - die Entstehung und Vertuschung von sexueller Gewalt befördert hat. Insbesondere der klerikale Männerbund unter Ausschluss der weiblichen Hälfte der Getauften hat jegliche Legitimität verloren, seitdem die Öffentlichkeit ihn zum beträchtlichen Teil als eine kriminelle Vereinigung einstuft. Wer hier weniger angehen will als eine neue Reformation, kann keine Autorität mehr beanspruchen.

Die schlimmste Versuchung besteht derzeit darin, angesichts der lethargischen Stimmung im Kirchenraum und im Wissen um die noch kommenden "Gebirgsmassen" bei den ersten Schritten stehen zu bleiben. Das Aufklärungsprojekt steht bestenfalls am Anfang. Erst zu einem späteren Zeitpunkt des Weges kann die Kirche vielleicht auch eigene Erfahrungen in die Gesellschaft einbringen und die Abgründe in "diakonische Kompetenz" verwandeln.

Die Auflösung der konfessionellen Milieus hat etwas Heilsames, denn jetzt gibt es bald die Vertuschungs-Clans und Stillschweige-Pakte nicht mehr. Kein Verständiger vertraut noch darauf, dass Kirchenbehörden oder kirchenamtliche Auftragsschreiber so etwas wie eine seriöse, aufklärerische "Vergangenheitsbewältigung" hinbekommen. Wo wie im Bistum Hildesheim Hilfe von außen erbeten und angenommen wird, besteht Hoffnung.

Zum Schluss: Wer sich heute noch mit Brüsseler Spitzen und Kleiderfirlefanz aus feudalistischen Zeiten schmückt, zeigt äußerlich an, dass er sich nicht helfen lassen will. Wenn einige Bischöfe im theologischen Sinn Interviews ohne Inhalt geben und offenbar nicht mehr wissen, was die Gemeinde Jesu auf dem Globus bewegt, so ist das traurig. Aber es liegt nicht an Jesus von Nazareth, sondern an den Bischöfen.