Kleine Geschenke unter Partnern

Seite 2: "Deutsch-russisches Tauwetter"

Der folgende Beitrag ist vor 2021 erschienen. Unsere Redaktion hat seither ein neues Leitbild und redaktionelle Standards. Weitere Informationen finden Sie hier.

Doch hierbei scheinen Washingtons knallharte Geopolitiker die Geschäftstüchtigkeit des "Exportweltmeisters" Deutschland unterschätzt zu haben. Deutschland sei trotz fallender Preise der "zuverlässigste Gaskunde" Russlands, meldete verbittert Mitte August Bloomberg.

"Vergiss die Ukraine", jammerte zudem Newsweek Anfang September auf seiner Webpräsenz, da zwischen Deutschland und Russland wieder "Business as usual" herrsche. Wenn das mal keine Untertreibung war. Der deutsch-russische Deal, den Newsweek thematisierte, stellt einen wirtschaftspolitischen Durchbruch dar, bei dem im Zuge der Ukraine-Krise blockierte Vorhaben realisiert werden. Im Rahmen eines Tauschs von Vermögensgegenständen, eines sogenannten Asset-Swap zwischen Gazprom und der BASF-Tochter Wintershall, konnte die russische Seite Zugriff auf 50 Prozent von Wingas erhalten, einem Gasgroßhändler, der allein in der BRD einen Marktanteil von 20 Prozent hält. Im Gegenzug bekommt Wintershall direkten Zugriff auf die russische Gasförderung in Sibirien.

Beide Seiten sind hier gewissermaßen über ihren Schatten gesprungen: Bislang weigerte sich Berlin, Teile der Energieinfrastruktur - wie die im Besitz von Wingas befindlichen Gasspeicher - an Russland zu verkaufen, während Russland für gewöhnlich seine Rohstoffvorkommen nicht an ausländische Investoren veräußert. Dieser "Gazprom-Deal" deute auf ein "deutsch-russisches Tauwetter", schlussfolgerte Bloomberg Anfang September korrekt.

In Polen, wo die Annäherung zwischen beiden Großmächten misstrauisch verfolgt wird, wurde der ebenfalls Anfang September zwischen Gazprom und E.ON beschlossene Ausbau der Nordseepipeline heftig kritisiert, die russisches Erdgas unter Umgehung der mittelosteuropäischen Transitländer (Weißrussland, Ukraine, Polen) direkt nach Deutschland befördert.

Die wirtschaftspolitische Annäherung zwischen Berlin und Moskau wird von verstärkten diplomatischen Bemühungen der deutschen Diplomatie flankiert. Das Wall Street Journal empörte sich beispielsweise darüber, dass deutsche Diplomaten "alte Freunde aus dem Westen" bedrängen würden, ihre Haltung gegenüber Russland zu lockern.

Wann wurde dieses Tauwetter zwischen Berlin und Moskau initiiert? Etliche Berichte in englischsprachigen und griechischen Medien deuten darauf hin, dass diese Annäherung auf dem Höhepunkt der letzten Griechenlandkrise, als Berlin die ehemalige griechische Linksregierung in eine erniedrigende Kapitulation zwang, auf den Weg gebracht wurde.