Klima: Reisernte in Südostasien vor Herausforderungen

Reisanbau in Nordthailand. Bild: echiner1 / CC-BY-2.0

"Ohne Reis geht nichts": Wenn sich die Regenzeit verschiebt und die Reisernte nicht mehr trocken eingefahren werden kann, fehlt ein wichtiges Grundnahrungsmittel für den Export.

Reis ist in vielen Ländern der Erde das wichtigste Grundnahrungsmittel und dort viel wichtiger als Weizen. Er wird in Südostasien sowohl für den Eigenbedarf als auch für den Export angebaut. Ohne Reis geht nichts.

So gibt es als übliche Form der Begrüßung die Frage: "Hast Du schon Reis gegessen?" "Gin khao" heißt wörtlich Reis essen, wird aber für Essen allgemein genutzt, weil Reis praktisch immer dazu gehört.

In Thailand erzählt man sich die Geschichte von der armen Familie, die sich mit einer Schale Reis begnügen musste und einen getrockneten Fisch an die Decke hing, damit das Essen einen Geschmack bekommt. Andere Familien haben bis in die jüngste Zeit Reis auf einem offenen Feuer gekocht, das mit alten Autoreifen angezündet wurde und dem Reis einen geräucherten Geschmack verlieh. Das staatlich subventionierte Kochgas und das steigende Familieneinkommen hat die Speisekarte inzwischen auch auf dem Land vielfältiger gemacht.

Der Reisanbau in Thailand ist in normalen Jahren für etwa ein Viertel des weltweiten Reisanbaus verantwortlich und weltweit zweitgrößter Reisexporteur. Während der Klebreis im Nordosten traditionell für den Eigenverbrauch angebaut wird und zwar gut sättigt, aber aufgrund der Stärkehülle auch für die steigende Ausbreitung von Diabetes verantwortlich gemacht wird, werden Sorten wie "Thai Hom Mali" in großem Umfang exportiert.

Bis vor etwa 15 Jahren wurde der Reis meist in der Dorfgemeinschaft von Hand geschnitten. Dies hat sich auch in der Thai-Sprache niedergeschlagen, wo das Arbeiten immer in Gruppen stattfand und Zu-Hause-sein synonym war mit "keine Arbeit haben", was es schier unmöglich machte, so etwas wie Homeoffice zu erklären, was sich erst langsam ändert, da die Länder Südostasiens verstärkt um die digitalen Nomaden buhlen.

Industrie wirbt Arbeitskräfte aus der Landwirtschaft ab

Die zunehmende Industrieansiedlung entlang der Autobahnen hat in den letzten Jahren viele Arbeitskräfte absorbiert, die nun nicht mehr für die dörfliche Landwirtschaft verfügbar sind, weil die Verdienstmöglichkeiten in der Landwirtschaft weniger sicher und deutlich geringer als in den meist für den Weltmarkt produzierenden Industriebetrieben sind, auch wenn diese nur den in der jeweiligen Provinz festgelegten Mindestlohn bezahlen.

In den Dörfern verbleiben dann immer häufiger nur die Großeltern und deren Enkel, welche die moderne Welt, solange sie klein sind, am TV bestaunen dürfen, und die schon sehr früh mit einem Smartphone ausgestattet werden, was heute den Video-Call mit den Eltern deutlich erleichtert. Zuvor hatten die Kinder nicht selten ihre Eltern nur an Neujahr im April gesehen, wenn das Land für zwei Wochen praktisch still steht.

Als Konsequenz dieser Entwicklung wurde die Reisernte in den letzten Jahren stark mechanisiert und Lohnunternehmer ernten mit ihren Harvestern heute Reisfelder in drei Stunden ab, wofür man zuvor 30 Menschen drei Tage beschäftigen konnte.

Das Land nimmt eine Entwicklung, die sich Jahrzehnte zuvor in ähnlicher Weise auch in den Industriestaaten abgespielt hat. Die Felder werden immer größer und wer sein Land nicht mehr selbst bewirtschaftet, muss damit rechnen, dass es ein Anderer tut, falls es sich lohnt.

Ein Kataster, in dem Landbesitz dokumentiert wäre, ist nicht bekannt. Wer später aus seinem Job in der Industrie wieder in die Landwirtschaft zurückwill, muss meist neues Land roden, was zu einer weiteren Reduzierung des Waldbestands führt.