Klimakatastrophe: Rekordhitze, Dürre und leere Stauseen
Seite 2: Furcht um die Ernten
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Überall im Land wird um die Ernten gefürchtet. Landwirtschaftsverbände haben schon vor Wochen erklärt, dass etwa 60 Prozent der Agrar- und Weideflächen bereits vom Wassermangel betroffen sind, was die Kosten weiter in die Höhe treiben wird.
Etliche Landwirte trauen sich nicht einmal, die Aussaat vorzunehmen. In der nordspanischen Region Navarra, wo das geschehen ist, gilt die Ernte von 40.000 Hektar nicht bewässerter Getreide-Felder praktisch schon als verloren.
Man kann sich ausmalen, welche Auswirkungen das auf die ohnehin längst enorm gestiegenen Lebensmittelpreise haben wird.
In Katalonien wurde zum Beispiel schon die Bewässerung für 70.000 Hektar Landwirtschaftsfläche eingestellt. Betroffen sind vor allem Fruchtbäume und Getreidefelder im Landesinneren um Lleida.
Bewässert werden darf nur noch, um die Bäume vor dem Vertrocknen zu bewahren. Würde man nicht zu dieser Maßnahme greifen, hätten 80.000 Menschen kein Trinkwasser mehr.
Der Reisanbau
Die Ernten sind verloren. Der Reisanbau im größten spanischen Anbaugebiet um das andalusische Sevilla herum, ist praktisch ins Trockene gefallen. Schon im letzten Jahr ging die Produktion deutlich zurück und könnte nun ganz ausfallen.
Ähnlich sieht es beim zweitgrößten Reisproduzenten in der angrenzenden Extremadura aus. Erwartet werden Verluste im Umfang von bis zu drei Milliarden Euro.
Im Norden Kataloniens wurde in Girona der Reisanbau in diesem Jahr schon eingestellt, anders als im Ebro-Delta, dem drittgrößten Reisanbaugebiet im Land. Hier sind die Reisbauern sauer auf die spanische Wasserbehörde "CHE", die für das Delta-Einzugsgebiet zuständig ist.
Erst kürzlich hat die CHE mitgeteilt, dass die Bewässerungsmenge auf 50 Prozent eingeschränkt wird. Albert Pons kritisiert gegenüber Telepolis das Vorgehen, da man längst alle Vorbereitungen getroffen hatte. Er hätte weniger angebaut, wenn er das frühzeitig gewusst hätte, um den Anbau anzupassen und mögliche Verluste zu begrenzen. Üblicherweise werden die Felder am 28. April geflutet.
Als die CHE die Beschränkungen verkündete, waren alle Böden schon aufwendig nivelliert, Düngemittel eingearbeitet, das Saatgut gekauft und ausgebracht.
"Viele werden hier ruiniert, wenn es ab Juli kein Wasser mehr gibt", erklärt Pons, der zugleich Verantwortlicher für den Reis-Sektor in der katalanischen Landwirtschaftsvereinigung Unió de Pagesos ist. Er kritisiert die "fehlende Voraussicht".
Er beziffert die Kosten auf etwa "1500 Euro pro Hektar". Das Problem der Reisbauern ist, dass die CHE 50 Prozent des Wassers nur bis Juli garantiert. "Dann steht der Reis in der Blüte und ist verloren, wenn kein Wasser mehr kommt", fügt der Pons an.
Enorme Verluste kommen auf die Landwirte zu und auf ganz Europa ein Kostenschub, denn im größten europäischen Reisanbaugebiet, in der italienischen Po-Ebene, sieht es ebenfalls fatal aus.
Mar Catala, die Reis-Expertin des katalanischen Forschungsinstituts "IRTA", kennt auch die Lage in Italien gut. "Ich hätte mir nie vorstellen können, dass der Po fast kein Wasser mehr führt", erklärt sie gegenüber Telepolis. Schon jetzt ist der Fluss stellenweise nur noch ein Rinnsal, da die Schneefelder in den Alpen, die ihn speisen, um 75 Prozent zurückgegangen sind.
Catala und die IRTA forschen im Ebro-Delta auch, wie man sich an die Veränderungen anpassen könnte. Hier habe bisher aber fast niemand damit gerechnet, dass auch das Wasser des Ebros knapp werden und rationiert werden könnte.