Klimapolitik als Knackpunkt einer Jamaika-Koalition?

Seite 3: Kältere Winter durch wärmeres Meerwasser

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Die globale Erwärmung und die steigenden Meerestemperaturen können auch zu paradox erscheinenden Klimaveränderungen führen. Wissenschaftler des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung stellen einen Zusammenhang zwischen dem Rückgang des Meereises im Nordpolarmeer und extremer Winterkälte auf der Nordhalbkugel her.

"Wenn das Meereis nördlich von Skandinavien und Russland schmilzt, gibt der freigelegte Ozean mehr Wärme in die Luft ab. Das wiederum beeinflusst die Atmosphäre bis zu 30 Kilometer hoch in der Stratosphäre und bringt dadurch die Polarwinde durcheinander. Eine Abschwächung der Höhenwinde, die die Arktis umkreisen, begünstigt dann Kältewellen in den mittleren Breiten", beschreibt das PIK das Phänomen.

Die Wissenschaftler konnten zeigen, dass die Polarwirbel in den letzten vier Jahrzehnten vermehrt Schwächephasen aufwiesen. Die kalte Luft konnte so aus dem Bereich über der Arktis entweichen und führte in Russland und Europa zu Phasen extremer Kälte im Winter. "Verschiedenste Wetterextreme nehmen mit dem Klimawandel zu, und unsere Studie bietet weitere Belege, dass dies auch Kältewellen einschließen kann - was eine unangenehme Überraschung für diese Regionen ist", erklärte der Co-Autor der Studie Judah Cohen.

Portugiesische Kinder wollen europäische Staaten verklagen

Angesichts immer deutlicherer Auswirkungen des Klimawandels und unzureichendem politischen Handeln gibt es immer wieder Initiativen von unten, die Regierungen dennoch zum Klimaschutz zu zwingen.

Portugiesische Schulkinder wollen wegen der verheerenden Waldbrände im Sommer vor den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte ziehen. Durch die Tatenlosigkeit von 47 europäischen Staaten beim Klimaschutz sehen sie ihr Recht auf Leben bedroht. Die Kinder leben in der portugiesischen Region Leiria, in der im Sommer tödliche Waldbrände wüteten. Die Klimaerwärmung könnte dafür verantwortlich sein. Bei den Waldbränden in Portugal sind mehr als 60 Menschen ums Leben gekommen.

Ziel der Kinder ist es, die Länder, die die Europäische Menschenrechtskonvention unterzeichnet haben, zu einer stärkeren Emissionsreduktion und dazu zu verpflichten, ihre Reserven fossiler Brennstoffe im Boden zu lassen. Die 47 Staaten seien für 15% der globalen Treibhausgasemissionen verantwortlich. Bis zum 25. Oktober läuft eine Crowdfundingkampagne über das Global Legal Action Network, um die geplante Klage finanziell zu unterstützen.