Klimawandel: Teurer Mix aus Vorsorge und Anpassung unvermeidbar

Teile der Hamburger Altstadt gehören zu den besonders verwundbaren Gebieten. Foto: Klaus Bärwinkel / CC-BY-3.0

Die Bundesumweltministerin hat eine Beratungsstelle für Kommunen zum Umgang mit dem Klimawandel eröffnet. Der Städtetag will auch die Finanzen geklärt haben

Die Frage ist nicht, ob durch das Aufschieben von effektivem Klimaschutz Geld gespart werden kann, denn schon jetzt werden kostspielige Maßnahmen ergriffen, um den nicht mehr vermeidbaren Teil der Folgen des menschengemachten Klimawandels beherrschbar zu machen. Bereits im vergangenen Jahr ließ die Stadt Hamburg Häuser in Deichnähe abreißen, um die Deiche zum Schutz vor dem steigenden Meeresspiegel verbreitern und erhöhen zu können.

Jetzt können sich Städte, Landkreise und Gemeinden bei einer bundesweiten Beratungsstelle informieren, wie sie entsprechend ihrer geografischen Lage und anderer Besonderheiten am besten auf die Folgen des Klimawandels reagieren. Auch soziale Einrichtungen können sich an das neue Zentrum Klima-Anpassung wenden, das Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) an diesem Mittwoch in Berlin eröffnet hat.

Informiert wird dort über Themen wie Wasserknappheit, Hochwasser oder den Umgang mit Hitzewellen. Beschäftigte der Kommunen und sozialen Einrichtungen können sich virtuell, telefonisch, per E-Mail oder auch mit Hilfe von Lotsen vor Ort beraten lassen. Die telefonische Hotline 030-390 01 201 ist seit diesem Mittwoch freigeschaltet.

"Ganz oben auf der Tagesordnung"

"Die Folgen des Klimawandels treffen Städte, Landkreise und Gemeinden als Erstes. Das macht die Kommunen zu Schlüsselakteuren bei der Anpassung", sagte Schulze. Die Kommunen könnten sich beispielsweise zur Begrünung von Dächern oder zur Einrichtung von Schattenplätzen gegen starke Hitze beraten lassen und dann die Schritte umsetzen, die zu ihr passten. Auch kleinere Vereine, die etwa Obdachlose unterstützen oder Frauenhäusern betreiben, haben nach Kenntnis des Ministeriums großen Beratungsbedarf.

Der Präsident des Deutschen Städtetages, Burkhard Jung, sieht die Vorsorge gegen die Folgen des Klimawandels in den Städten "ganz oben auf der Tagesordnung". Dazu bräuchten die Kommunen neben professioneller Beratung auch mehr finanzielle Unterstützung von Bund und Ländern, forderte er zur Eröffnung des neuen Zentrums Klima-Anpassung. "Wir müssen zum Beispiel die Gebäude fit machen für den Klimawandel und noch mehr in den ÖPNV investieren."

Die "Kosten der Untätigkeit" sind höher

Bei der Vorstellung einer Risikoanalyse Mitte Juni dieses Jahres hatte Schulze aber auch betont, dass Anpassungsmaßnahmen kein Ersatz für wirksamen Klimaschutz seien: "Der Klimawandel bedroht die Lebensgrundlagen kommender Generationen und schränkt ihre Freiheiten ein. Die wichtigste Vorsorge ist entschlossener Klimaschutz. Doch auch für die bereits nicht mehr vermeidbaren Folgen des Klimawandels ist eine umfassende Vorsorge nötig: Deutschland braucht mehr Bäume in den Städten, mehr Grün auf den Dächern, mehr Raum für die Flüsse und vieles mehr", so die Ministerin.

Doch Stadtbäume müssen auch erst einmal wachsen. Vielleicht haben sie dazu bessere Chancen, weil junge Menschen aus Protestbewegungen immer wieder Gerichte bemühen, um das Regierungshandeln beim Klimaschutz zu korrigieren. Erst im März hat das Bundesverfassungsgericht deutliche Nachbesserungen am deutschen Klimaschutzgesetz angemahnt - und auf einmal wollte keiner der beteiligten Politiker schuld an den festgestellten Defiziten sein. Schulze begrüßte des Urteil ebenso wie Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU). Aktuell laufen weitere Klimaschutz-Klagen gegen drei Bundesländer.

"Die Kosten der Untätigkeit bei der Begrenzung von Umweltveränderungen gehen weit über die Kosten des Handelns hinaus", hieß es in einem Bericht des Umweltprogramms der Vereinten Nationen Anfang dieses Jahres.