Klub-WM im Männerfußball: Lizenz zum Gelddrucken?
Seite 2: 11 Milliarden Marge aus Riad?
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Im April letzten Jahres berichtete die New York Times, dass ein Deal mit Apple zum Verkauf der lukrativen Übertragungsrechte des Turniers kurz bevorstünde. Doch der Milliardendeal platzte, andere Investoren abgeschreckt. Infantino hingegen konnte das Ruder herumreißen: Mit dem chinesischen Elektronikkonzern Hisense wurde ein erster Sponsor gefunden. Danach rollte der Rubel: Es folgte der traditionelle Partner, der Biermogul AB Inbev und schließlich der TV-Deal mit dem Streamingdienst Dazn.
Infantino versprach beim letzten Fifa-Kongress in Kigali (Ruanda) Rekordeinnahmen von 11 Milliarden US-Dollar im WM-Zyklus (= vier Jahre). Doch ist dies realistisch? Zumal Dazn angekündigt hat, alle Spiele ohne Bezahlschranken anzubieten.
Elefant im Raum könnte erneut Saudi-Arabien gewesen sein: Nach der erfolgreichen WM-Vergabe 20230 an das wahhabitische Königreich und der etablierten wirtschaftlichen Diversifizierungsstrategie Saudi 2030 (siehe hier) machten Meldungen die Runde, dass der Petrodollar-Staatsfonds PIF bei DAZN einsteigen könnte.
Als Gegenleistung für die WM 2034 könnte der schwerreiche Al-Saud-Clan die Übertragung der Klub-WM finanziert haben. Beweise, außer der wirtschaftlichen Schieflage von DAZN und einem möglichen saudischen Investment im Volumen von 10 bis 12 Milliarden Euro, gibt es allerdings nicht.
Das Ziel Saudi-Arabiens: Mit der Soft-Power Sport diplomatische Verwerfungen und dokumentierte Menschenrechtsverletzungen im eigenen Land auszugleichen. In der Welt der Königsfamilie von der arabischen Halbinsel sollen Zweifel mit Geld übertüncht werden.
Kritik der kleinen Leute
Während die Fanverbände vor allem die Charakterlosigkeit anprangern, stoßen die Sportler an ihre physischen Grenzen. Wie das ZDF berichtet, warnt die Spielergewerkschaft Fifpro davor, die gut bezahlten Ballkünstler zu überfordern.
Bis zu 70 Spiele im Kalenderjahr, jeden dritten Tag 90 Minuten Höchstleistung. Zeit für Regeneration, Familie und Freunde fehlen, der Druck ist erdrückend. Der Selbstmord von Robert Enke mahnt. Fußball-Legende Toni Kroos fand deutliche Worte der Kritik.
Neben der Überlastung spielen auch andere Faktoren eine Rolle: Die Marktmacht des Fußballs verdrängt fast alle anderen Sportarten, die nationalen Ligen verlieren im internationalen Wettbewerb.
Insbesondere werden die nationalen Wettbewerbe durch eine immense Kluft zwischen den Vereinen verzerrt. Als Beispiel: Aus den Wirtschaftsdaten der Bundesligavereine ergibt sich eine immense Kluft: zwischen dem FC Bayern München (Bilanzsumme von 883 Millionen Euro) und dem VfL Bochum (Bilanzsumme von 42 Millionen Euro) liegen wirtschaftliche Welten.
Hinzu kommt, dass zeitgleich zur neuen Klub-WM die Frauen-Europameisterschaft stattfindet. Ab dem Viertelfinale wird parallel gespielt, ein ungleicher Kampf, der mit der angeblichen Investitionsoffensive der Fifa in den Frauenfußball nicht vereinbar ist.
Doch was kümmert das die Reichen und Mächtigen: Die Fifa garantiert den Vereinen bis zu 50 Millionen Dollar Preisgeld für die bloße Teilnahme, dazu kommen Vermarktungs- und andere Einnahmen.
Der Chef der europäischen Klubvereinigung ECA ist kein Unbekannter. Nasser Al-Khelaifi ist Präsident und Besitzer von Paris Saint-Germain, nebenbei auch Chef des katarischen Sportsenders BeIn-Sport und großer Fan der Klub-WM.
Besonders am Herzen liegt ihm die Vermarktung der kommerziellen Rechte. Der ehemalige Tennisprofi Al-Khelaifi ist mit seiner katarischen Firma Qatar Sports Investments (QSI) ein Vollprofi in Sachen Sportvermarktung, für ihn zählen Rentabilität und Gewinn, nicht Ehre, Tugend und Sportsgeist.
Redaktioneller Hinweis (07.01.25): Der Fußballverband Al-Ahly stammt aus Ägypten und nicht aus Saudi-Arabien, wie in einer früheren Version des Textes angegeben.