Kluft zwischen Deutschland und dem Rest des Euroraums vergrößert sich
Deutschlands Wirtschaft schwächelt, während die Eurozone boomt. Die Kluft wird größer. Inflationssorgen sind noch nicht gebannt.
Die Wirtschaft im Euroraum trotzt den Krisen und erweist sich in diesen Zeiten als widerstandsfähiger als erwartet. Während der Dienstleistungssektor boomt, verschlechtert sich die Lage im verarbeitenden Gewerbe – und hier spielt Deutschland eine führende Rolle.
Euroraum-Wirtschaft: Resilienz trotz Krisen
Der Einkaufsmanagerindex von S&P Global, ein Frühindikator für die wirtschaftliche Aktivität, ist im Februar überraschend auf 48,9 Punkte gestiegen. Ökonomen hatten zuvor mit einem niedrigeren Wert gerechnet. Damit nähert sich der Index wieder dem Wert von 50, der Wirtschaftswachstum signalisiert.
Einen entscheidenden Beitrag zu dieser Entwicklung leistete der Dienstleistungssektor. Nachdem er ein halbes Jahr lang geschwächelt und geschrumpft hatte, legte er überraschend wieder zu.
Verarbeitendes Gewerbe: Deutschland sackt weiter ab
Anders sieht es im verarbeitenden Gewerbe aus, wo sich die Lage weiter verschlechtert. Ein Grund dafür ist, dass es in Deutschland im Vergleich zu anderen europäischen Ländern deutlich größer ist.
Deshalb hat die deutsche Wirtschaft auch stärker mit den hohen Energiepreisen und den Folgen des Krieges in der Ukraine und der westlichen Sanktionen zu kämpfen. Zudem erhält das verarbeitende Gewerbe in Deutschland weniger Aufträge aus dem In- und Ausland.
Die Bundesrepublik entwickelt sich immer stärker zum kranken Mann in Europa. Norman Liebke, Volkswirt bei der Hamburger Handelsbank, fasste das gegenüber Bloomberg in den Worten zusammen: "Deutschland bremst das Wachstum in der Eurozone".
Deutschland: Der kranke Mann Europas?
In anderen europäischen Ländern entwickelt sich die Wirtschaft besser. Während in Deutschland der Indikator für das verarbeitende Gewerbe den tiefsten Stand seit Oktober erreichte, gewinnt die Industrie in Frankreich wieder an Schwung.
Die Bundesregierung hatte erst kürzlich ihre Prognose für Wirtschaftswachstum auf nur 0,2 Prozent gesenkt. Auch die Deutsche Bundesbank hat ihre Prognose gesenkt. Im Vergleich dazu blüht die Wirtschaft im Euroraum regelrecht auf. Experten gehen von 0,8 Prozent Wachstum im Jahr 2024 aus.
Die Zahlen legen nahe, heißt es bei Bloomberg, dass sich Deutschland und der Rest von Europa immer weiter auseinanderdriften. Und das liege an der anhaltenden Schwäche des übergroßen Produktionssektors.
Inflationssorgen: Preisanstiege ungebremst
Wenig Grund zur Entwarnung gibt es hingegen bei der Inflation. Der Bericht zeigt, dass sich sowohl der Anstieg der Verkaufspreise als auch der Anstieg der durchschnittlichen Einkaufspreise für Waren und Dienstleistungen beschleunigt hat.
"Die Erzeugerpreise sind den vierten Monat in Folge schneller gestiegen", sagte Liebke. "Dies ist ausschließlich auf den arbeitsintensiven Dienstleistungssektor zurückzuführen, der weiterhin mit steigenden Löhnen zu kämpfen hat.
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