Königsweg Inflation?

Seite 2: Keynes würde sich im Grabe umdrehen

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Der Weg des "Sanierens" und "Konsolidierens", der auch den südeuropäischen Staaten angeraten und Deutschland von der schwarz-gelben Koalition empfohlen wird, ist eine Sackgasse. Man kann - und muss - zwar während eines soliden Aufschwungs die Staatsfinanzen konsolidieren, während einer Stagnation oder gar einer Rezession ist dies jedoch volkswirtschaftlicher Selbstmord.

Verschärfend kommt hinzu, dass die Schuldenproblematik eine globale Dimension hat. Fährt ein einzelner Staat in einer ansonsten robusten Umgebung die Ausgaben – und somit indirekt auch das Lohnniveau im Privatsektor – zurück, kann er damit sogar seine Wettbewerbsfähigkeit und somit seine Exportquote steigern. Diesen Weg ist Deutschland gegangen. Dies konnte allerdings nur "funktionieren", weil andere Staaten großzügiger waren und deutsche Produkte dadurch überhaupt erst verstärkt nachgefragt wurden. Ohne den "Schlendrian" der Nachbarn, wobei vor allem die USA zu nennen wären, hätte Deutschland sich mit seiner Sparpolitik bereits längst in eine selbstgemachte Rezession manövriert.

Wenn allerdings alle Staaten – außer China, das von derlei Praktiken so gar nichts hält – sparen, kann auch niemand relative Wettbewerbsvorteile erlangen. Der einzige Effekt wäre ein weltweiter Einbruch der Nachfrage und damit natürlich auch der Exporte. Eine lange, tiefe Wirtschaftskrise, die natürlich auch das Finanzsystem nicht verschonen wird, wäre die Folge. Wer kann eine solche Entwicklung wollen?

Warum nicht alle Schulden für null und nichtig erklären?

Wie könnte man den gordischen Knoten ansonsten lösen? Man könnte beispielsweise weltweit alle Staatsschulden für null und nichtig erklären. Dies würde bedeuten, dass von einem Tag auf den anderen rund 50 Billionen US$ aus der Aktiv- und der Passivseite der Bilanz glattgezogen würden. Die Folgen wären nicht nur für das Finanzsystem, das sich wie eine zerplatzte Seifenblase schlichtweg auflösen würde, katastrophal, sondern auch für die Realwirtschaft und den privaten Sektor.

Staaten sind vornehmlich bei privaten Anlegern aus dem Inland verschuldet – dies können Pensions- und Rentenfonds sein, dies können Lebensversicherungen sein, dies können auch ganz konservative Produkte wie ein Sparbuch sein. Durch die Gewährträgerhaftung wäre damit allerdings auch der Staat bankrott, da er als "Lender of last ressort" nicht nur im großen Umfang für Anlagen im privaten Bankensystem, sondern auch nahezu unbegrenzt für die Anlagen bei Sparkassen und Landesbanken haftet.

Eine derartige Enteignung würde somit in letzter Konsequenz einem Reset für das gesamte Finanz- und Wirtschaftssystem gleichen und wohl keinen Stein auf dem anderen stehen lassen. Ein Zusammenbruch des Geldsystems, des Wirtschaftssystems und damit schlussendlich auch der staatlichen Ordnung wären die Folgen einer sofortigen Streichung aller staatlichen Verbindlichkeiten.