Kohle, Strom und Staatsgeld: Das ist Deutschlands heimlicher Oligarch mit unheimlichem Einfluss

Seite 2: Energie-Oligarch Křetínský "nicht besonders sichtbar"

"Weder in Tschechien noch in Großbritannien, der Slowakei, Frankreich oder Deutschland ist Daniel Křetínský besonders sichtbar", sagt Studien-Autor Radek Kubala von Re-Set.

Zwar leiste er sich mit Sparta Prag und West Ham United in der Premier League zwei renommierte Fußballklubs, "aber das dient vor allem dem Saubermann-Image. Über Unternehmenspolitik gibt der EPH-Boss nahezu nie Interviews."

Andererseits halte er sich ein Medienimperium, etwa die "Czech Media Invest", der mehrere tschechische Print- und Hörfunkmedien angehören, darunter die Boulevardzeitung Blesk – eine "Bild" Tschechiens – sowie mehrere französische Titel wie Elle oder das Nachrichtenmagazin Marianne.

"Natürlich versucht Křetínský über diese Medien seine Interessen zu verfolgen", sagt Autor Kubala. Auch habe er frühere Politiker für ihn als Lobbyisten verpflichtet, etwa Mirek Topolánek, Tschechiens Premierminister von 2006 bis 2009, der jetzt eine Talkshow in einem Fernsehkanal Křetínský moderieren wird.

Daniel Křetínský werde mit seinen Geschäftspraktiken "auf einem gesamteuropäischen Level zu einer Bedrohung für die Demokratie", heißt es in dem Report. Sein Konzern befördere Energiearmut, wirtschaftliche Ungleichheit und trage zur Unbewohnbarkeit unseres Planeten bei.

"EPH illustriert, wie in unseren Demokratien immer kleinere Elite Macht an sich reißen", sagt Radek Kubala und spricht von einer "Oligarchisierung der Gesellschaft" auch im Westen. Křetínský sei eine "ernste Bedrohung der Zukunft". Jetzt will die EPH sogar die Stahlsparte von Thyssenkrupp übernehmen, wie der Spiegel berichtete.

Bei deutschen Umweltverbänden ist die Sorge deutlich weniger abstrakt. "Die Hinterlassenschaften der Tagebaue wird uns noch Jahrzehnte beschäftigen und Milliarden Euro kosten", sagt Rene Schuster von der Grünen Liga.

Bergbaufolgekosten nennt man das, für die die Tagebaubetreiber einstehen müssen. "Wir sehen den fortgesetzten Versuch, dass Daniel Křetínskýs Leag davon so viel wie möglich auf die Allgemeinheit abwälzt", so Schuster.

Vier Tagebaue betreibt die Leag noch, allein für den Tagebau Welzows Süd sind Nachfolgekosten in Höhe von mindestens eine Milliarde Euro veranschlagt.

"In der Bilanz der Leag sind dafür aber lediglich 215 Millionen Euro eingestellt", erklärt Björn Ellner vom Nabu Brandenburg. "Der Rest soll aus jener Entschädigung kommen, auf den die Leag-Besitzer hoffen, wenn sie einem früheren Kohleausstieg zustimmen." Somit würde der deutsche Steuerzahler ganz legal die Kassen des tschechischen Milliardärs füllen.

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