Kohleausstieg bis 2035 machbar

Seite 3: Atomanlagen in Krisengebieten

Der folgende Beitrag ist vor 2021 erschienen. Unsere Redaktion hat seither ein neues Leitbild und redaktionelle Standards. Weitere Informationen finden Sie hier.

Das Öko-Institut warnt in einer kürzlich veröffentlichten Studie vor der Gefährdung kerntechnischer Anlagen in Krisengebieten. Analysiert wird nicht nur das Risiko gezielter Angriffe auf atomare Anlagen, sondern auch eine Vernachlässigung zuvor bestehender Sicherheitsmaßnahmen.

"Um Kernenergie nutzen zu können, bedarf es einer umfangreichen institutionellen und materiellen Sicherheitsinfrastruktur. Zwischen- oder innerstaatliche Konflikte können diese Infrastruktur absichtlich oder unabsichtlich zerstören, was im schlimmsten Fall zu einer atomaren Katastrophe führen kann", erklärt die Studienleiterin Veronika Ustohalova. "Ein krisengeschütteltes Land hat so viele Probleme zu bewältigen, dass relevante Sicherheitsmaßnahmen und vorausschauende Handlungsabläufe im Umgang mit Kernenergie nicht immer gewährleistet sein können."

Einen besonderen Augenmerk richtet die Studie auf die Situation in der Ukraine, wo an vier Standorten 15 Atomreaktoren betrieben werden, die rund die Hälfte des Stroms erzeugen. Hinzu kommt die Ruine des havarierten Kraftwerks von Tschernobyl, in der sich noch immer Teile des Kernbrennstoffs befinden. "Die Ukraine als Staat ist heute nicht in der Lage, die sichere Stilllegung des Standort Tschernobyl aus eigenen Mitteln zu gewährleisten, geschweige denn den Rückbau der Reaktorruine des havarierten Blocks 4 überhaupt in die Wege zu leiten", heißt es hierzu in der Studie. Der Konflikt behindere den Fortgang der Sanierungsarbeiten.

Ein weiteres Problem stellt die sichere Zwischen- und Endlagerung radioaktiver Abfälle dar, da ein Abkommen mit Russland zur Abnahme und Wiederaufbereitung schon 2018 ende. Dokumentiert ist außerdem eine Reihe von Zwischenfällen und Angriffen auf Kraftwerksmitarbeiter. Eine Lösungsstrategie scheint derzeit nicht vorhanden, empfohlen wird lediglich eine noch engere technische Zusammenarbeit zwischen europäischen, ukrainischen und russischen Experten.