Kollidierende und sich bildende Galaxien
Mit der im März installierten neuen leistungsstarken Kamera auf dem Hubble-Teleskop wurden die ersten beeindruckenden Aufnahmen gemacht
Im März wurde das 12 Jahre alte Hubble-Teleskop erstmals völlig abgeschaltet und in einem mehrtägigen Arbeitseinsatz von Astronauten überholt. Ersetzt wurden etwa die Sonnensegel, aber auch Kühlsysteme, vor allem aber wurde die Faint Object Camera durch die weitaus leistungsfähigere Advanced Camera for Surveys (ACS) ausgetauscht. Jetzt wurden die ersten Bilder der neuen Kamera veröffentlicht, die wunderbare Einblicke in den Weltraum eröffnen.
Mit der neuen Kamera, die viel leistungsfähiger als die Wide Field and Planetary Camera 2 (WFPC2) ist und in kürzerer Zeit einen größeren Bereich mit höherer Schärfe erfassen kann, wird für Hubble ein neuer "Entdeckungsraum" erschlossen, wie der für die ACS verantwortliche Astronom Garth Illingworth sagt: "ACS wird es uns ermöglichen, die Grenze des frühen Universums weiter zurückzuschieben. Wir werden die Periode der 'Dämmerungszone' betreten können, als die Galaxien gerade begannen, sich aus der Dunkelheit herauszubilden, die auf die Abkühlung des Universums nach dem Urknall folgte."
Tatsächlich sind schon die ersten Bilder vielversprechend, allein schon wegen ihrer Ästhetik. Veröffentlicht wurden erst einmal vier Bilder der Kamera, bei der eine Aufnahme 16 Millionen Pixel enthält. Ein Bild zeigt die "Kaulquappen"-Galaxie UGC 10214, die 420 Millionen Lichtjahre entfernt liegt. Wegen der höheren Auflösung und fünffach verbesserten Empfindlichkeit können bei dieser Aufnahme doppelt so viele weitere Galaxien hinter der Kaulquappen-Galaxie gesehen werden als auf der Hubble Deep Field Aufnahme aus dem Jahr 1995. Die Galaxien reichen zeitlich fast bis an den Anfang des Universums zurück. Die zerstörte Form der Galaxie rührt von einer kleinen blauen Galaxie, die in die "Kaulquappe" eingedrungen und in dieser noch links oben zu erkennen ist. Aus den Gravitationskräften, die durch diesen Zusammenprall entstanden sind, hat sich ein langer Schwanz aus Gas und Sternen gebildet, der sich über 280.000 Lichtjahre erstreckt.
Zu sehen ist auf einem anderen Bild das Aufeinanderstoßen von zwei spiralförmigen Galaxien, der möglicherweise erahnen lässt, was mit unserer Milchstraße geschieht, wenn sie auf die benachbarte Andromeda-Galaxie stößt. Aufgrund von Computersimulationen schließen die Wissenschaftler, dass das Bild die Situation 160 Millionen Jahre nach dem engsten Aufeinandertreffen zeigt. Die Galaxien, die man auch wegen ihrer Schwänze "Mäuse" nennt, werden vermutlich eines Tages miteinander verschmelzen.
Eine beeindruckend schöne Aufnahme zeigt den Nebel NGC 2264, der 2.500 Lichtjahre entfernt im Sternbild Einhorn liegt. Das Bild lässt die oberen 2,5 Lichtjahre des Nebels aus Gas und Staub erkennen. Die Strahlung von heißen jungen Sternen hat den Nebel erodieren lassen, ultraviolettes Licht erhitzt die Ränder, wodurch Gas in den umgebenden Raum gelangt.