Konzertierte Aktion alter Männer

Günter Grass goes surfing - "Im Krebsgang" zum Megaseller: Tabubruch oder PR-Coup?

Der folgende Beitrag ist vor 2021 erschienen. Unsere Redaktion hat seither ein neues Leitbild und redaktionelle Standards. Weitere Informationen finden Sie hier.

Fast dachte man, man kommt drum rum. Doch nun schrieb auch noch in der Frankfurter Rundschau der Historiker Karl Schlögel von der "Schande", das Thema Vertreibung "generationenlang verdrängt, verschwiegen" zu haben. Höchste Zeit also sich doch noch einmal mit dem Buch auseinanderzusetzen, das selbst Marcel Reich-Ranicki zum Weinen gebracht hat. Gelang dem Literaturnobelpreisträger Günter Grass mit "Im Krebsgang" endlich wieder ein großer Wurf? Brach er mit der Geschichte des untergegangenen Flüchtlingsschiffs "Wilhelm Gustloff" eines der letzten Tabus der Bundesrepublik? Oder ist das alles nur ein genialer PR-Coup?

"Im Krebsgang" beginnt so, stotternd:

Warum erst jetzt? sagte jemand, der nicht ich bin. Weil Mutter mir immer wieder... Weil ich damals, als der Schrei über dem Wasser lag, schreien wollte, aber nicht konnte... Weil die Wahrheit kaum mehr als drei Zeilen... Weil erst jetzt...

Damals, das war der 30. Januar 1945, eine eisige Winternacht. Kurz vor der Stolpebank in der Ostsee torpedierte das sowjetische U-Boot S-13 die "Wilhelm Gustloff", einen ehemaligen "Kraft-durch-Freude"-Vergnügungsdampfer, der vollbesetzt war mit Flüchtlingen aus Ostpreußen. Das Schiff sank. Die wenigsten nur konnten gerettet werden: "Danach rührte sich nichts mehr. Abgefischt wurden nur noch Tote. Die Kinder, Beine nach oben. Schließlich beruhigte sich die See über dem Massengrab."

Größer als die "Titanic"

Es gibt keine verlässlichen Zahlen über die Opfer: "Nicht nur ist die Anzahl aller Personen an Bord der ‚Gustloff' über Jahrzehnte hin schwankend geblieben - sie liegt zwischen sechstausendsechshundert und zehntausendsechshundert", schreibt Grass, "auch mußte die Zahl der Überlebenden immer wieder korrigiert werden: von anfangs neunhundert auf schließlich tausendzweihundertneununddreißig." Überwiegend waren es Frauen und Kinder, die den Tod fanden; "in peinlich deutlicher Mehrheit wurden Männer gerettet, so alle vier Kapitäne des Schiffs".

Das ist nun jenes "unerhörte Erlebnis", das Grass in den Mittelpunkt seiner "Novelle" stellte: die größte Schiffskatastrophe der Geschichte. Der Untergang der "Titanic" nämlich kostete "nur" 1500 Menschen das Leben, wie mehr als nur ein Mal angedeutet wird. Während diese aber allgegenwärtig sei, hätte es eine Art Verbot gegeben, über die "Gustloff" zu sprechen. Ohnehin seien die Themen Flucht und Vertreibung aus den ehemals deutschen Ostgebieten im Westen den Verbänden der Heimatvertriebenen überlassen und in der DDR ganz tabuisiert worden, sagte Grass in einem Interview am Tag vor dem Erscheinen seines Buches: "Das ist ein Versäumnis der Literatur gewesen, ich schließe mich da nicht aus."

Geradezu reumütig tritt Grass daher im "Krebsgang" selbst auf. Er ist unverkennbar der "Alte", der sagt, es wäre die "Aufgabe seiner Generation gewesen, dem Elend der ostpreußischen Flüchtlinge Ausdruck zu geben: den winterlichen Trecks gen Westen, dem Tod in Schneewehen, dem Verrecken am Straßenrand und in Eislöchern, sobald das gefrorene Frische Haff nach Bombenabwürfen und unter der Last der Pferdewagen zu brechen begann, und trotzdem von Heiligenbeil aus immer mehr Menschen aus Furcht vor russischer Rache über endlose Schneeflächen ... Flucht ... Der weiße Tod ... Niemals, sagt er, hätte man über so viel Leid, nur weil die eigene Schuld übermächtig und bekennende Reue in all den Jahren vordringlich gewesen sei, schweigen, das gemiedene Thema den Rechtsgestrickten überlassen dürfen."

Zeugnis ablegen

Aber da der Alte sich "müdegeschrieben" hat und sein "Versagen" nicht wieder gutmachen kann, suchte er sich einen Ghostwriter: Einen Journalisten, der früher einmal für Springer, dann für die TAZ schrieb und nun nur noch ausgewogene Berichte für Nachrichtenagenturen verfasst. Sein Name ist Paul Pokriefke. Der Nachname lässt den erfahrenen Grass-Leser aufhorchen; und in der Tat ist seine Mutter Tulla Pokriefke, das spillerige Gör aus den "Hundejahren", von der es in der "Rättin" heißt, sie sei wohl auf der Flucht mit der "Wilhelm Gustloff" untergegangen.

Nein, sie hat überlebt, hochschwanger bestieg sie mit ihren Eltern das Schiff. Und gebar, kaum war die "Gustloff" gesunken, auf dem Torpedoboot, das sie rettete, einen Sohn. Mit diesem gelangte sie nach Kolberg, später nach Schwerin. "Ech leb nur noch dafier, daß mein Sohn aines Tages mecht Zeugnis ablegen." Doch das tat der nicht, nichts rechtes wollte aus ihm werden. Und so setzte Tulla, die Übermutter, all ihre Hoffnung in Konrad, seinen Sohn, ihren Enkel.

Der Schoß ist fruchtbar noch

www.blutzeuge.de heißt die Seite, die dieser der "Wilhelm Gustloff" widmete mitsamt ihrem Namenspatron, einem Nazirepräsentanten in der Schweiz, den der Jude David Frankfurter 1936 erschossen hatte. Konrad Pokriefke, der, da seine Mutter, eine linke Pädagogin, sich von ihrem Mann scheiden ließ, vaterlos aufwuchs, war über all das Verdrängte, Verschwiegene nämlich zum Neonazi geworden. Im Internet versuchte er, die Welt über das Leid der Flüchtlinge aufzuklären, legte sich im "Chatroom" einen "Feindfreund" zu, einen, der so tat als sei er Jude, und den er schließlich am Grab Wilhelm Gustloffs am Ufer des Schweriner Sees erschoss. Ganz so wie es David Frankfurter tat, mit vier Schüssen. Vor Gericht gab er zu Protokoll:

Es ging und geht um Größeres. Die Landeshauptstadt Schwerin muss endlich ihren großen Sohn namentlich ehren. Ich rufe dazu auf, am Südufer des Sees, dort, wo ich auf meine Weise des Blutzeugen gedacht habe, ein Mahnmal zu errichten, das uns und kommenden Generationen jenen Wilhelm Gustloff in Erinnerung ruft, der vom Juden gemeuchelt wurde.

Auch wenn Konrad Pokriefke im Jugendgefängnis Neustrelitz Reue zu zeigen scheint, entdeckt sein Vater bald darauf im Netz die Sympathisanten-Seite www.kameradschaft-konrad-pokriefke.de.:www.kameradschaft-konrad-pokriefke.de "Das hört nicht auf. Nie hört das auf." So lauten die letzten Sätze des Buches. Sie stehen deutlich für Grass' zentrale These: Der Schoß ist fruchtbar noch - und schuld daran sind ganz besonders linke Pädagogen und Väter, die keine sind.

Zugegeben: Das klingt nicht besonders originell. Auch die Story selbst ist wenig überzeugend, eher verquast. Die Erzählstränge der drei Generationen sind mühselig verknüpft, führen zu erzählerischen Ungereimtheiten und werden beständig durch Nachhilfestunden in Sachen Geschichte unterbrochen: Da wird von Gustloff erzählt und seinem Mörder, der neun Jahre im Gefängnis saß. Noch viel mehr erfährt man von den KdF-Fahrten der "Gustloff" nach Norwegen oder nach Madeira und wie schön das Schiff doch war.

Grass goes Internet

Aber auch das Internet kommt nicht zu kurz: Günter Grass sieht sich schließlich nicht nur der politischen Avantgarde zugehörig, auch technisch zeigt er sich auf dem Höhepunkt seiner Zeit: "Mußte lange surfen", ist da zu lesen: Hatte "oft den Namen des verfluchten Schiffes im Window." Der von Grass angeheuerte Journalist berichtete stolz über Informationen, "die ich mir aus dem Internet gefischt habe". Gerade, da er, der Haupterzähler, ständig von der "Sichtung des mir zugänglichen Materials" erzählt, bürokratisch kontrastiert: "Meinen Unterlagen ist zu entnehmen" oder stolz bekennt, das "wahre Bild im Frame" gefunden zu haben, kommt keine Spannung auf. Wer "Titanic"-hafte Dramatik oder die Wortkraft der "Blechtrommel" erhoffte, wird herb enttäuscht. Vor allem aber: Die eigentliche Katastrophe verkommt zur Marginalie, das große Thema ist nur Nebensache. Kaum ein Grass geneigter Leser (und andere wohl erst recht nicht) wird nach der Lektüre des "Krebsgangs" behaupten wollen, dies sei ein großes Buch. Man muss nicht allzu hartherzig sein, um zu rätseln, wo und wann denn Reich-Ranicki Tränen vergossen haben will. Wie aber kommt es dann zu diesem Erfolg?

Grass, der einzig noch lebende und endlich auch Nobelpreisgeschmückte Großschriftsteller, hatte schon immer eine bedeutende Fangemeinde. Selbst "Ein weites Feld" verkaufte sich 370.000 Mal. Wenn da ein neues Werk erscheint, das auch gar nicht teuer und zudem mal kein Wälzer ist - warum sollte das nicht gut laufen? Aber die Rasanz des Erfolgs zeigt: Es verdankt sich nicht der Mund-zu-Mund-Propaganda ("Ein tolles Buch. Das musst Du lesen!"); das braucht immer ein Weilchen Zeit. Es ist vielmehr eine wohl kalkulierte Strategie. Die Startauflage betrug zwar 100.000 Stück, doch dass die nicht einmal ein Viertel des Bedarfs decken konnte, stand auch für den Steidl-Verlag außer Frage. Seitdem sind schon fünf (vielleicht gar sechs) Auflagen erschienen. Immer wieder ist das Buch ausverkauft, immer wieder wird das vermeldet. Künstliche Verknappung stimuliert den Kauftrieb: Schnell zuschlagen, um ja nichts verpassen.

Konzertierte Aktion alter Männer

Dann halfen noch die alten Männer: Marcel Reich-Ranicki, der in den seligen Zeiten des "Literarischen Quartetts" mit seinem "Ein weites Feld"-Verriss schon einmal für Grass-Furore sorgte, machte nun das Gegenteil: Er lobte Grass über den grünen Klee ("große Literatur") - mit dem gleichen Erfolg. Wegen der neuen MRR-Solo-Sendung hatte Steidl den Verkauf um zwei Wochen vorgezogen und damit die Feuilletons in Panik versetzt. Niemand wollte zu spät kommen. Seltsames passierte: Die Zeit und Die Welt warteten mit derselben Rezension desselben Autors unter derselben Überschrift auf. "Der Spiegel" machte es besser: Die deutsche Titanic titelte das Hamburger Nachrichtenmagazin in bester "Bild"-Manier, und Rudolf Augstein attestierte Grass ein "veritables Werk".

Dieser war natürlich auch nicht untätig. Er versteht es, sich und sein Buch in aller Munde zu bringen - und sei es mit Hilfe guter alter Beißreflexe: Nicht bloß, dass er Stoiber mit Haider und Berlusconi gleichsetzte, was ihm seitens des CSU-Generalsekretärs Thomas Goppel das geradezu poetische Kompliment einbrachte, ein "mieser Blechtrommler in der Kavallerie der Links-Literaten" zu sein. Er forderte auch, endlich das Verbot von Hitlers "Mein Kampf" aufzuheben: "Diesen Wahnsinn soll man nachlesen dürfen."

Am werbewirksamsten dürfte sich Grass' Behauptung ausgewirkt haben, Flucht und Vertreibung seien linke Tabuthemen gewesen und er habe sie nun endlich gebrochen. Manche sprangen darauf an, so der "Zeit"- und "Welt"-Doppelrezensent Günter Franzen: "Dass es ausgerechnet Günter Grass ist, der in seiner jüngst erschienenen Novelle ‚Im Krebsgang' die literarische Verarbeitung dieses Kapitels der Vertreibung wagt und das aus emotionaler Verarmung und intellektueller Einfalt gefügte kollektive Denkgehäuse sprengt, stellt vor dem Hintergrund des politischen Werdegangs des Poeta laureatus eine Überraschung dar, die an ein Wunder grenzt."

Nun ist die These, niemand außer den "Rechtgestrickten" habe sich der deutschen Opfer angenommen, nicht sonderlich neu: W. G. Sebald vertrat sie schon vor vier Jahren in "Luftkrieg und Literatur". Zudem ist sie unhaltbar: Von Arno Schmidt bis Heiner Müller, von Siegfried Lenz über Horst Bienek zu Christa Wolf, von Marion Gräfin Dönhoff und Christian Graf von Krockow zu Walter Kempowski (um von Leonie Ossowski und Heinz G. Konsalik ganz zu schweigen) - Flucht und Vertreibung aus dem "deutschen Osten" sind immer Themen der Literatur gewesen. Und hat Grass selbst davon nicht zur Genüge in seiner Danziger Trilogie erzählt? In der "Blechtrommel" von vergewaltigenden Rotarmisten?

Alter Mann, das ist nicht wahr!

Flucht und Vertreibung sind - zumindest was die alte Bundesrepublik angeht - über Jahrzehnte zentrale Themen gewesen: An die 500 Mahnmale wurden den Opfern bundesweit gesetzt. Das früheste und größte Großforschungsprojekt der BRD war die über 5000 Seiten umfassende "Dokumentation der Vertreibung der Deutschen aus Ost-Mitteleuropa" der Jahre 1951-61. Der Untergang der "Wilhelm Gustloff" wurde sogar verfilmt: In "Nacht fiel über Gotenhafen" spielten Stars des Wirtschaftswunderkinos wie Brigitte Horney, Gunnar Hoffmann und Sonja "Scharzwaldmädel" Ziemann.

Prekär war immer die revanchistische Tendenz der professionellen Heimatvertriebenen-Vertreter, die, wie es gerade Eva und Hans Henning Hahn in der "Zeit" vom 14. Februar für die "Sudetendeutsche Landsmannschaft" zeigten, meist aus völkisch-nationalsozialistischen Milieu kamen. Doch sie, die immer zu Pfingsten mit markigen Sprüchen und feschen Trachten aufwarteten und auf Auschwitz immer trotzig "Dresden" antworteten, vertraten nur einen Teil der Vertriebenen. Wem ist denn bewusst, dass Joscka Fischer als Kind auf den alljährlichen Treffen der Donauschwaben weilte? Claudius Seidl fühlt sich "als Vertriebenenkind" bemüßigt Grass zuzurufen: "Nein, alter Mann, das ist nicht wahr!" Denn:

Daß diese Deutschen, die so viel gelitten haben, nicht den Rest ihres Lebens jammerten und klagten und Vergeltung forderten, heißt nicht, daß sie das Leiden totgeschwiegen hätten: Die Eltern erzählten ihren Kindern davon, die Großeltern ihren Enkeln; daß das Thema je tabu gewesen wäre, kann kein Vertriebenenkind bezeugen.

Nein, ein Tabubruch liegt nicht vor. Deshalb plätschert die Debatte auch nur in den Feuilletons leise vor sich hin und schwappt nicht herüber in die reale Welt. Das Thema scheint erledigt. Selbst Ralph Giordano mahnt bloß leise, dass die Leiden der "deutschen Opfer" zwar bis auf den "i-Punkt" zu erforschen seien, aber "eine historische Grundwahrheit an den Anfang gesetzt werden" müsse: "dass es ein Vorher gegeben hat."

Hierzulande ist man mittlerweile weiter als noch 1986. Damals forderte Andreas Hillgruber: Der Historiker "muss sich mit dem konkreten Schicksal der deutschen Bevölkerung im Osten und mit den verzweifelten und opferreichen Anstrengungen des deutschen Ostheeres und der deutschen Marine im Ostseebereich identifizieren, die die Bevölkerung des deutschen Ostens vor den Racheorgien der Roten Armee, den Massenvergewaltigungen und den wahllosen Deportationen zu bewahren und den Fluchtweg nach Westen freizuhalten suchten." Das war einer der Auslöser für den Historikerstreit. Hillgruber ging es insbesondere darum, die Tatsache, dass solange die "Ostfront" hielt, auch die Vernichtungsaktionen weitergingen, auszublenden.

Geschichtskolportage

Hillgruber führte - und Grass tut es ihm nach - das Beispiel Nemmersdorf an. Diese Ortschaft hatten die Deutschen von den Sowjets zurückerobert und - wie es hieß - ein Bild des Grauens vorgefunden: Es "war zu riechen, zu zählen, zu fotografieren und für alle Kinos im Reich als Wochenschau zu filmen, wie viele Frauen von russischen Soldaten vergewaltigt, danach totgeschlagen, an Scheunentore genagelt worden waren. T-34-Panzer hatten Flüchtlinge eingeholt und zermalmt. Erschossene Kinder lagen in Vorgärten und Straßengräben."

Zwar ließ Grass dies seinen Journalisten-Erzähler im Internet auf der rechtsextremen Seite finden, schreibt aber dazu: "So ungefähr ist es gewesen." Kein Wort verliert er darüber, dass die Forschung längst gezeigt hat, dass die Nazis in Nemmersdorf nachgeholfen hatten und das Grauen geradezu inszenierten, um die Bevölkerung zum "Endkampf" gegen die "bolschewistischen Untermenschen" aufzustacheln. Das Gegenteil erreichten sie. Nemmerdorf versetzte die Bevölkerung in wilde Panik. In unkontrollierter Flucht machten sich die Menschen auf übers Eis und auf die "Wilhelm Gustloff". Nun ist geschichtliche Aufklärung keine genuin literarische Aufgabe, aber eben doch das Ziel Günter Grass' im "Krebsgang". Schließlich erklärt er an anderer Stelle etwa auch, dass der "Bund Deutscher Mädel" mit "BDM" abzukürzen sei. Grass betreibt Geschichtskolportage, wie man sie sonst eher von der Jungen Freiheit kennt.

Das große Thema, das der Untergang der "Wilhelm Gustloff" ja trotz alledem ist, hat er verschenkt: Warum nur eine Novelle? Warum nur dem Leid, dem tausendfachen Sterben darin bloß ein Viertel der Seiten zubilligen? Man müsste ihm diesen Vorwurf nicht machen, wenn er, der so gerne den Praeceptor germaniae gibt, nicht selbst mit großen Tönen große Erwartungen geweckt hätte. Günter Grass hat sie enttäuscht.

Günter Grass: Im Krebsgang. Eine Novelle, Steidl Verlag Göttingen, 216 Seiten, 18 Euro.